Jetzt spricht Spiess-Hegglin

Zug steht kopf. Am Samstag vor einer Woche waren die Feierlichkeiten für den neuen Landammann ausgeartet. Die pompöse Party endete mit einem bösen Verdacht: Markus Hürlimann, Präsident der SVP Zug, soll der Kantonsrätin Jolanda Spiess-Hegglin K.-o.-Tropfen verabreicht und gegen ihren Willen Sex mit ihr gehabt haben (zentral+ berichtete). Nun nennt Jolanda Spiess-Hegglin erstmals Details über den Tag danach in der Sonntagspresse.

Die Polizei ermittelt wegen eines Delikts gegen die sexuelle Integrität. Am Dienstag wurde Hürlimann festgenommen. Eine Nacht lang blieb der SVP-Politiker in Haft. Sein Amt als Parteipräsident gab er vorläufig ab. Der Vorfall schlägt Wellen bis ins Ausland. Sogar das deutsche Online-Portal «Die Welt» berichtete über den Zuger Sex-Skandal.

Auf Anfrage des «SonntagsBlick» nennt Jolanda Spiess-Hegglin nun erstmals Details. Sie habe an der Feier mit Markus Hürlimann über Politik gesprochen, lässt die Co-Präsidentin der «Alternativen – die Grünen Zug» über ihren Sprecher Patrick Senn ausrichten. Dann habe sie ­einen Filmriss – sie könne sich an nichts mehr erinnern.

Darstellung der «Zentralschweiz am Sonntag» wird bestritten

Gemäss der «Zentralschweiz am Sonntag» soll die Affäre bereits am 18. Dezember ihren Anfang genommen haben. Hürlimann und Spiess-Hegglin hätten an der konstituierenden Sitzung des Kantonsrats teilgenommen. Am Abend und an der Feier zu Ehren des neuen Kantonalratspräsidenten Moritz Schmid in Walchwil sei der Funke gesprungen zwischen den beiden, die frisch in den Kantonsrat gewählt wurden. «Sie sind sich dort schon sehr nahe gekommen», sollen Kantonsräte berichtet haben, die anwesend waren.

Ob diese Darstellung den Tatsachen entspricht, ist offen. Denn Spiess-Hegglin soll gar nie an dieser Feier teilgenommen haben. Dies sagt ihr Kommunikationsberater Peter Senn gegenüber dem «Tages Anzeiger». «Jolanda Spiess-Hegglin hat am 18. Dezember 2014 keine einzige Sekunde an der Feier für den neu gewählten Kantonsratspräsidenten in Walchwil verbracht. Es kann deshalb auch keine Annäherung mit SVP-Kantonalpräsident Markus Hürlimann gegeben haben», schreibt Senn und dokumentiert dies mit einem detaillierten Tagesablauf. Laut diesem habe sie sich nach der morgendlichen Vereidigung politischen Fragen gewidmet und nachmittags im Büro von Hanspeter Uster gearbeitet. Den Abend schliesslich verbrachte sie im Kreis ihrer Familie mit Test-kochen einer Schwarzwurzelwurzelsuppe für Heiligabend und vor dem TV beim «Tatort».

Spiess-Hegglin bestreitet Affäre

Die jüngsten Bilder zeigen die beiden Politiker in Feierlaune und mit halb leeren Rotweingläsern auf dem Partyschiff MS Rigi. Hürlimann legt der Grünen-Politikerin den Arm auf den Rücken. Ein Reporter der «Neuen Luzerner Zeitung» berichtet, sie hätten den «halben Abend aneinandergeklebt wie zwei frisch Verliebte». Jolanda Spiess-Hegglin bestreitet auch diese Darstellung. Sie habe in den neun Jahren ihrer Ehe nie eine Affäre gehabt, versichert sie.

Nach Mitternacht sollen sich die beiden an der Feier am besagten Abend zurückgezogen haben. Augenzeugen wollen sie knutschend im Gang vor der Toilette gesehen haben. Später will sie ein Politiker in einem Nebenraum beim Sex erwischt haben. Spiess-Hegglin gibt an, von all dem nichts zu wissen. Sie vermutet, dass K.-o.-Tropfen sie enthemmt hätten. Auch wie sie in jener Nacht nach Hause kam, ist unklar. Ihr Mann, der daheim auf sie wartete, erlebte sie «irgendwie neben sich stehend».

Keine Erinnerung und starke Schmerzen im Intimbereich

Über den nächsten Morgen sagt Patrick Senn zum «SonntagsBlick»: «Sie hatte einen klaren Kopf, es war nicht, als hätte sie zu viel getrunken. Aber sie hatte starke Schmerzen im Unterleib und konnte sich an nichts mehr erinnern.» Besorgt fuhr Spiess-Hegglin ins Kantonsspital Zug. Dort stellten die Ärzte laut Senn Verletzungen im Intimbereich fest: «Sie sagten ihr, zusammen mit dem Filmriss sei das ein bekanntes Muster, wenn jemand K.-o.-Tropfen verabreicht bekommen hat.» Die Ärzte vermuten eine Vergewaltigung oder Schändung. Sie schalteten die Polizei ein.

«Bei dieser Sache gibt es nur Verlierer»

Jetzt wartet Spiess-Hegglin auf das Ergebnis der Blut- und Urintests. Die dreifache Mutter weiss nicht, wer ihr die Tropfen verabreicht haben könnte. War es SVP-Mann Markus Hürlimann? Oder jemand anders, der ihr schaden wollte? Patrick Senn sagt: «Bei dieser Sache gibt es nur Verlierer.» Jolanda Spiess-Hegglin erholt sich nun bei ihrer Familie. 

Markus Hürlimann war gestern mit seiner Frau ins Ausland gereist und für eine Stellungnahme nicht erreichbar. Zuvor stellte er klar: Er habe sich nichts zuschulden kommen lassen. Schon gar nicht habe er Jolanda Spiess-Hegglin K.-o.-Tropfen verabreicht. Aussage steht also gegen Aussage. Das Ergebnis der Blut- und Urintests wird erst im neuen Jahr erwartet.

Jetzt spricht Spiess-Hegglin
Themen
Deine Ideefür das Community-Voting

Die Redaktion sichtet die Ideen regelmässig und erstellt daraus monatliche Votings. Mehr zu unseren Regeln, wenn du dich an unseren Redaktionstisch setzt.

Deine Meinung ist gefragt
Deine E-Mailadresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert. Bitte beachte unsere Netiquette.
Zeichenanzahl: 0 / 1500.


0 Kommentare
    Apple Store IconGoogle Play Store Icon