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Als sich Yvette Estermann selbst parodiert erlebte

Wie die Luzerner Fasnacht auf Aussenstehende wirkt

(Bild: zvg)

Vielleicht wäre der Sozialismus nicht zu Ende gegangen, hätte es die Luzerner Fasnacht gegeben: Yvette Estermann outet sich als Fan der wilden Tage – auch weil sie «Bubula» täglich daran erinnert.

Gerne erinnere ich mich an die Luzerner Fasnacht 1994 – meine erste überhaupt! Ich erlebte etwas, was ich vorher noch nie sah und ich stand plötzlich mittendrin… Warum mir die Fasnacht so in Erinnerung blieb? Ganz einfach. Wir sind damals am Schmutzigen Donnerstag in unser neues Heim in Kriens eingezogen. Den ersten Gegenstand, den wir in Kriens kauften, war ein «Bärnerwyb», dem ich den Namen «Bubula» gab. Sie bewacht unseren Hauseingang bis heute!

Ostern statt Fasnacht

In der ehemaligen Tschechoslowakei wurde die «Fasiangy», also die Fasnacht, nicht gross geschrieben. In Bratislava und Umgebung, wo ich aufwuchs, hat man diese Tradition nicht gepflegt. Ob es überall im Land so war, kann ich nicht sagen. Es ist aber möglich, dass einige Dörfer im Gebiet der Hohen Tatra diese Tradition lebten.

Fasnächtlich unterwegs: Yvette Estermann.

Fasnächtlich unterwegs: Yvette Estermann.

(Bild: zvg)

Jedenfalls hat es in meiner Jugendzeit entsprechende Bilder in einem grossen Wandkalender gegeben, an den ich mich gut erinnere. Was dagegen auch bei uns in der Gegend gepflegt wurde, waren Osterbräuche in einer eigenwilligen und vielleicht einmaligen Art. Aber das ist eine andere Geschichte…

Die Fasnacht hat mich in ihren Bann gezogen

Zurück in die Schweiz, zurück zum wilden Treiben während der Fasnacht in Luzern. Jahrelang holte ich mir eine vergoldete Fasnachts-Plakette in einem Tabakgeschäft. Denn die Fasnacht war für mich einfach etwas Wunderbares: Die Musik, die fabelhaften Kostüme und der ganze Rummel gefallen mir nach wie vor. Damals war ich am Umzug oder am «Monsterkonzert» meistens zusammen mit unserem Sohn unterwegs. Heute eher allein oder mit Kollegen. Lustig war für mich, als ich mich einmal während eines Umzuges tatsächlich selber als Maske sah: Yvette Estermann, wie sie leibt und lebt…

Später lernte ich auch die historischen Geschichten zur Fasnacht kennen. Diese sind bekanntlich regional sehr unterschiedlich. Einige davon durfte ich persönlich miterleben. Ein ganz spezielles Ereignis für mich ist jeweils die «Abholung des Gallivaters» in Kriens. Einfach unvergesslich! Dieses Jahr war ich sogar ein Teil des Programms. Es machte riesig Spass, sich selber einmal auf die Schippe zu nehmen. Die Krienser Fasnacht ist für mich ohnehin ein Bijou der besonderen Art, genauso wie der Klausumzug und viele andere Vereinsaktivitäten.

Vielleicht wäre der Sozialismus gar nicht zu Ende gegangen, wenn wir damals in meiner alten Heimat auch so ein Ventil gehabt hätten wie die Fasnacht. Einmal im Jahr so richtig aus sich herauskommen, Politiker auf die Schippe nehmen, den Chef und die oberen Zehntausend…

So wirkt die Fasnacht auf Aussenstehende

Spannend war es für mich, als Familienmitglieder zur Fasnachtszeit aus der Slowakei zu uns auf Besuch kamen. Mein Bruder meinte: «Jetzt weiss ich, warum die Stadt so sauber ist. Die Menschen toben sich einmal im Jahr einige Tage richtig aus und die ganze Stadt wird schmutzig und ist voller Abfall. Dann am Aschermittwoch wird alles wieder sauber.»

Leider stammt diese Aussage aus dem Jahr 1996. Seitdem ist die Sauberkeit in Luzern auch während des Jahres nicht mehr die gleiche. Die heutigen «Menschenmassen» hinterlassen Spuren und viele legen keinen grossen Wert mehr auf Ordnung und Sauberkeit: Sie lassen alles fallen und liegen.

Fasnacht verbindet. Sie ist lustig und in einem gewissen Sinne auch lehrreich. Ob Banker oder Reinigungskraft, – wir alle finden: «D’ Fasnecht esch rüüdig schön!» Ich wünsche allen viel Spass!

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Die Luzerner Nationalrätin schlägt eine Brücke aus ihrem früheren Leben in der Tschechoslowakei und ihrem heutigen Leben. Dabei gibt Yvette Estermann Einblicke in das Leben hinter dem «Eisernen Vorhang». Dass es dabei auch mal politisch wird, verspricht sich von selbst. Ihre Meinung muss nicht mit derjenigen der Redaktion übereinstimmen.
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