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Skitour auf den Widderfeld Stock

Einsame Skisafari vom Engelberger Tal ins Melchtal

  • Bewertung★★★★★★★★★★
  • 1000 m
  • 1460 m
  • km
  • Dauer●●●●●●
  • Technik●●●●●●

Hervorragendes Abfahrtsgelände bei der Gruebi.

(Bild: Fabian Duss)

Zwischen Engelberg und Melchtal erfreuen einige rassige Skitouren das Bergsportlerherz. Eine davon führt über den Widderfeld Stock und bietet ebenso viel Einsamkeit wie Abwechslung.

Ausgangspunkt ist die Alp Eggen auf rund 1400 m.ü.M. Der Widderfeld Stock wirkt beim Start nicht nur mächtig, sondern auch nah – doch der Eindruck täuscht. Der Aufstieg erfolgt nämlich alles andere als direkt. Erstes Zwischenziel ist daher der Lutersee, der im Sommer bei Wanderern hoch im Kurs steht. Zunächst ist dazu der gleichnamige Geländekessel zu durchqueren, dies ohne grossen Höhengewinn. Von Eggen gelangt man so an der Hüethütte vorbei nach Eggen und steigt danach zur nächste Hüethütte auf. Es ist offensichtlich, dass die Stärken der Einheimischen einst eher in der Alpwirtschaft als in der kreativen Namensgebung lagen.

Die erste Schlüsselstelle: Es wird eng und steil!

Bei der oberen Hüethütte erreicht man die nächste Geländekammer, auf deren tiefstem Punkt der Lutersee im Winterschlaf ruht. Will man sich eine halbkilometrige Traverse ersparen und zuweilen etwas heikle Hänge meiden, fährt man am besten kurz zu ihm ab. Nun folgt die erste Schlüsselstelle der Tour: der Aufstieg von der unteren zur oberen Frutt. Hier wird es eng und steil, so dass unzählige Spitzkehren nötig sind. Vor allem aber braucht es hier sichere Verhältnisse, denn die Hänge sind abschüssig und gross. Das gilt auch für die folgende, aussichtsreiche Strecke von der Ober Frutt zum Pässchen zwischen Hohliecht und Bockistock.

Dort angelangt, wechselt man erneut in neue Gefilde, jene der Alp Bocki. Schroff ragt darüber der Widderfeld Stock auf und mit der Morgensonne stiebt eine Lockerschneelawine nach der anderen die Ostwand hinab. Man tut deshalb gut daran, nach der Alp nicht gleich zum nächsten Pass hochzuziehen, sondern zuerst im flacheren Gelände nach Süden auszuholen. Erst danach peilt man den Übergang namens Bocki-Rotisand an. Dieser präsentiert sich oft abgeblasen. Lagen unten bei der Alp noch mehrere Meter Schnee, ragen hier überall Steine aus dem Weiss.

Erneut lauert eine Steilstufe

Sie vermittelt den Aufstieg zur Alp Widderfeld und schliesslich zum Gipfel, erweist sich aber oft als tückisch. Uns zwingt eine riesige Wächte zu einem Umweg. Wir schnallen die Ski auf den Rucksack, nehmen der Pickel zur Hand und bahnen uns den Weg an der Wächte vorbei. Kaum ist sie umgangen und die Rippe überschritten, zeigt sich das Widderfeld ziemlich zahm. Von der Alphütte ist der Gipfel – nun wieder auf Ski – nicht nur schnell, sondern auch einfach erreicht.

In der Abfahrt bleiben die Latten an den Füssen. Die Wächte oberhalb des Bocki-Rotisand umfahren wir vorsichtig und kurven danach genüsslich zur Gruebi hinunter. Danach erwartet uns Abfahrtsgelände und Pulverschnee vom feinsten. Wir legen die ersten Spuren in der Schnee, Menschen bekommen wir erst in Melchtal wieder zu Gesicht. Auf gut 1600 m.ü.M. biegen wir auf der südlichen Talseite in die Wanne ein. Sie erlaubt es, das felsige Gelände zu umfahren. Allerdings liegt hier noch alter Lawinenschnee, was die Abfahrt etwas holprig macht.

Danach peilen wir das Alpsträsschen bei der Rütialp an, wobei uns der Schnee fast ausgeht. Weiter unten – in den waldigen Abschnitten – reicht der Schnee allerdings gerade noch, um auf Ski nach Melchtal zu gleiten. Etwas oberhalb des Oberwalsli ist allerdings definitiv Schluss damit – die Posthaltestelle jedoch nur noch zehn Gehminuten entfernt.

Tourinformationen

Die beschriebene Skitour wird auf der Schwierigkeitsskala des SAC mit ZS+ bewertet und bedingt sichere Lawinenverhältnisse. Für den Aufstieg ab der Bergstation Eggen sind drei- bis viereinhalb Stunden zu veranschlagen. Die Talstation der Luftseilbahn in Mettlen erreicht man ab dem Bahnhof Grafenort zu Fuss in rund einer halben Stunde.

Die Tour ist für Schneeschuhläufer aufgrund des langen Abstiegs ins Melchtal und diverser Traversen kaum geeignet. Für den Aufstieg von Bocki-Rotisand ins Widderfeld kann – je nach Verhältnissen – ein Eispickel hilfreich sein. Die Tour in umgekehrter Richtung zu begehen, macht angesichts mehrerer Gegenanstiege auf der Ostseite des Widderfeld Stock wenig Sinn.

Kartenmaterial: Skitourenkarte 1:50000 245S Stans, Landeskarte 1:25000: 1190 Melchtal

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Wo lässt es sich in der Zentralschweiz am schönsten wandern? Was gibt es auf welchen Wanderwege und Wanderrouten zu sehen? Wo lässt sich unterwegs gut Rast machen? Von längeren Spaziergängen, Wanderungen bis hin zu schwierigen Bergtouren – für Anfänger bis Wander-Experten – im Wander-Blog berichten natur- und wanderfreudige Blogger aus der...
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