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Von Turm zu Turm zum Pilatus

  • Bewertung★★★★★★★★★★
  • 370 m
  • 0 m
  • km
  • Dauer●●●●●●
  • Technik●●●●●●
Unter der Woche hat man an den Galtigentürmen seine Ruhe. Einzig das Ächzen der Pilatusbahn übertönt hin und wieder das Kuhglockengebimmel. Im Bild die Galtigentürme II bis IV.

Wandern für Fortgeschrittene: Wer sich abseits des Touristenstroms wagt und etwas Luft unter den Sohlen nicht scheut, findet am Pilatus durchaus den einen oder anderen Hochgenuss. Der Pilatus und seine Trabanten sind nämlich auch hervorragende Kletterberge. Eine Kletterei der schöneren Sorte bieten zum Beispiel die Galtigentürme, welche hoch über der Mattalp thronen. 

Manch ambitionierter Berggänger begegnet dem Pilatus mit einem Naserümpfen: Zu sehr ein «Grüezi-Berg», zu viel Trubel, zu viel Lärm. Wer sich aber abseits des Touristenstroms wagt und etwas Luft unter den Sohlen nicht scheut, findet am Pilatus durchaus den einen oder anderen Leckerbissen. So sind der Pilatus und seine Trabanten nämlich auch hervorragende Kletterberge. Eine Kletterei der schöneren und genüsslichen Sorte bieten zum Beispiel die Galtigentürme, welche hoch über der Mattalp thronen. Am Wochenende ist an diesem Klassiker einiges los, doch wer sich unter der Woche an die vier Grattürme wagt, sieht die Kuhglocken-Idylle einzig durch den periodischen Verkehr der Pilatusbahn etwas gestört.

Selbige nützt man allerdings vor der Kletterei, um an den Ausgangspunkt der Tour zu gelangen: zur Mittelstation Ämsigen. Von dort ziehen beidseits der Geleise Wanderwege zur Alp Matt hoch. Zuletzt etwas über schottriges Geröll erreicht man nach einer Dreiviertelstunde die Mattalpplatte: Eine riesige Felsplatte aus Kalk, die Routen in verschiedenen Schwierigkeitsbereichen und diverse Mehrseillängenrouten bietet. 

Diesmal lassen wir die Platte links liegen. Eigentlich wollten wir sie durchsteigen, um auf den Grat zu gelangen, doch hatten wir in der wartenden Touristenmenge in Alpnachstad zu viel Zeit verlöffelt. Durch ein markantes Band durchlaufen wir deshalb nun die Mattalpplatte von unten links nach oben rechts. Weiter geht es etwas botanisch über Stock und Stein. Kraxeln darf man schliesslich auch noch, bevor man den Einstieg zur Gratüberschreitung erreicht. 

Nun gilt es ernst: Seil auspacken, Klettergurt montieren, all den Sicherungs-Klimbim befestigen und los geht’s. Der erste, wenig ausgeprägte Turm ist schnell gemeistert. Links und rechts des Grats geht es zwar ordentlich in die Tiefe, die Kletterei ist aber einfach (im 3. Grad) und mit Bergschuhen problemlos zu machen. Auf einem Trampelpfad erreicht man den zweiten Turm. Auch dieser kommt mehr als Grat denn als Turm daher und bietet wenig Schwierigkeiten. Nach drei Seillängen erreicht man den dritten Turm. Im unteren vierten Grat gilt es zunächst, einen etwas nach rechts abdrängenden Felsbauch zu umklettern. Wer seine linke Hand über dem Kopf deponiert, findet hervorragende Griffe, welche die Stelle deutlich entschärfen. Danach wird die Kletterei wieder einfacher und der Blick schweift hie und da weg vom Fels. Na, wen haben wir denn da? Gian und Giachen, zwei Steinböcke, beobachten unser Treiben aus nächster Nähe. Als Kletterer möchte man in solchen Situationen nicht wissen, was sie über unser umständliches Tun wohl denken mögen.

Das Tageswerk im Rückblick. Bei der markanten Geröllhalde lockt die Mattalpplatte mit anregender Plattenkletterei. Darüber – oberhalb des Föhrengürtels – beginnt die Kletterei über den Galtigengrat, der zwei Mal durch eine steile Wiese unterbrochen wird.
Das Tageswerk im Rückblick. Bei der markanten Geröllhalde lockt die Mattalpplatte mit anregender Plattenkletterei. Darüber – oberhalb des Föhrengürtels – beginnt die Kletterei über den Galtigengrat, der zwei Mal durch eine steile Wiese unterbrochen wird.

Die beiden Steinböcke bleiben entspannt auf ihrem Felsbalkon liegen, derweil wir uns dem vierten, schwierigsten Teil der Galtigentürme zuwenden. Es ist Freitag und wir haben den Fels für uns alleine. Wir gehen es gemütlich an und geniessen Sandwich-kauend den Ausblick, der allerdings durch die ominöse Pilatuswolke getrübt ist. Gut für uns, denn so hält sich der Schweiss in Grenzen und wir müssen weniger oft in den Magnesium-Beutel greifen. Nun gilt es nämlich ernst: Wir wechseln auf die engen Kletterfinken und wenig später setze ich bereits zu einem ersten Spreizschritt an, der mich in eine senkrechte Verschneidung leitet. Ich steige die Schlüsselseillänge vor, Stürzen ist also verboten. Als wenig ambitionierter, höhenängstiger Kletterer bin ich froh, dass die Sicherungshaken hier relativ nahe beieinander sind. Jedes Express-Klicken ist Musik in meinen Ohren, der Puls bleibt tief. Alsbald ist die Seillänge geschafft, meine Kletterpartnerin kann folgen. Als Walliser Bergdörflerin würde sie wohl selbst ein Handstand mitten in der Felswand nicht aus der Ruhe bringen, scheint mir.

Auch in der zweiten Seillänge sind wir nicht unfroh darüber, auf Finken gewechselt zu haben. Zwar nicht allzu schwierig, doch mit ordentlich Luft unter dem Hintern zwängen wir uns bald durch einen Kamin hoch, bevor sich der Fels etwas zurücklegt und man in einfacher Kletterei die letzten Meter zum Ausstieg der Galtigentürme hinter sich bringt. Bergschuhe anziehen, Seil verkürzen oder gleich einpacken, ein paar Schritte über den felsig-grasigen Grat und schon stehen wir auf der Rosegg. Auf den weiteren Aufstieg durch die steile Ostwand des Esels verzichten wir heute. Dafür bleibt genug Zeit um zurückzulehnen, mit Befriedigung auf die Galtigentürme zurückzuschauen, den Tiefblick auf den Vierwaldstättersee zu geniessen und darüber zu sinnieren, wo wir am Pilatus das nächste Mal herumkraxeln könnten. 

Hinweise für Kletterer 

Die Galtigentürme liegen auf dem Gebiet der Gemeinde Alpnach. Kletterer sind gebeten, sich an den Kletterkodex und die Vereinbarung zwischen der IG Klettern am Pilatus, dem Kanton Obwalden, der Korporation Alpnach und der Hegegemeinschaft Alpnach zu halten. Der Galtigengrat ist eine gut abgesicherte, einfache Klettertour (max. 4c), die mehrere Ausstiegsmöglichkeiten bietet. Die Kletterei ist alpin, ein sicherer Umgang mit dem Seil und etwas Erfahrung im Mehrseillängenklettern sind also unentbehrlich. Topos finden sich im «plaisir OST» (Filidor-Verlag) und im «Kletterführer Zentralschweizer Voralpen Nordost» (SAC-Verlag).
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Wo lässt es sich in der Zentralschweiz am schönsten wandern? Was gibt es auf welchen Wanderwege und Wanderrouten zu sehen? Wo lässt sich unterwegs gut Rast machen? Von längeren Spaziergängen, Wanderungen bis hin zu schwierigen Bergtouren – für Anfänger bis Wander-Experten – im Wander-Blog berichten natur- und wanderfreudige Blogger aus der...
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