Pony Hü: Kulturschock in Marokko
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Ausnahmesituationen im Süden

Das glaub ich nicht: Schnee in Marokko!

Auf den Strassen herrscht Chaos wegen den Schneefällen.

(Bild: zvg. Sarah Bischof)

Willst du dem Schweizer Winter entfliehen, gehst du am besten in den Süden – zum Beispiel nach Marokko. Doch das war einmal! Dem Klimawandel «sei dank», spielt die Natur dort verrückt. Schneefälle dort, wo es noch nie oder kaum je geschneit hat. Menschen und Gemeinden sind überfordert.

Der Klimawandel hat Marokko definitiv erreicht. Von Orten, die noch nie Schnee gesehen haben, erreichen uns täglich Bilder von weissen Strassen, frierenden Menschen ohne warme Kleidung, ohne richtiges Schuhwerk und ohne Isolation im Haus. Schnee in Marokko – das gab es bisher vor allem im Atlasgebirge bei Marrakech. Nur hier kann man Ski fahren. Während in der Schweiz der Winter durchaus gemütlich sein kann: Das Cheminée im Chalet einheizend und eine heisse Schoggi schlürfend den Schneeflocken beim Tanzen zusehen… romantisch, oder? In Marokko ist das Gegenteil der Fall.

Viele Häuser sind schlecht gebaut und speichern die Nässe in den Wänden. Es beginnt zu schimmeln. Wer Glück hat, kann sich ein Elektro-Öfeli besorgen und vielleicht einen Raum warm halten. Ganz zu schweigen von der Wäsche, die nicht mehr trocknen will und wie ein «feuchter Lumpen» stinkt.

Die Produktionsstätten stehen still. Das Internet geht nur noch schleppend, die Telefongespräche sind dafür umso hitziger. Auf den Strassen herrscht Chaos – wer sich überhaupt noch auf die Strasse wagt. Die Menschen sind überfordert mit der Situation.

Abflussdeckel? Alle nur Alibi!

Uns weiter unten an der Küste haben die Schneefälle nicht betroffen, hingegen hat es während zehn Tagen geregnet. Bis zu vier Meter hohe Wellen begruben die Strände unter sich. Die Wucht der Wellen war atemberaubend. Bis hoch in die Hügel hinauf hörte man das Aufprallen der Wellen auf die Meeresoberfläche. Sonnenschirme, Plastikstühle der Restaurants an der Küste, tonnenweise Abfall, tote Fische… alles schwemmte es mit.

«Für das war ich nun wirklich nicht gewappnet!»

Die Strassen an den Hügeln verwandelten sich zu Schlammfeldern, die Strassen in der Stadt Agadir zu Planschbecken. Zwar gibt es dort Abflussdeckel – bei starken Regenfällen stellt sich aber heraus, dass das nur Alibideckel sind. Abfliessen tut nix. Die Autofahrer wissen nicht, wie sie sich verhalten sollen.

Ich vermisse meine Gummistiefel von der Landi. Wie sagt man so schön: Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung. Nun ja, für das war ich nun wirklich nicht gewappnet. Und genauso wenig wie ich auch viele Einheimische nicht. Schulkinder kämpfen sich mit Flipflops durch die schlammigen Strassen. Frauen stülpen sich Plastiksäcke oder Bastkörbe über die Köpfe. Wer kann, bleibt zu Hause.

Bis hoch in die Hügel hinauf hörte man das Aufprallen der Wellen auf die Meeresoberfläche. Sonnenschirme, Plastikstühle der Restaurants an der Küste, tonnenweise Abfall... alles schwemmte es mit.

Bis hoch in die Hügel hinauf hörte man das Aufprallen der Wellen auf die Meeresoberfläche. Sonnenschirme, Plastikstühle der Restaurants an der Küste, tonnenweise Abfall… alles schwemmte es mit.

(Bild: zvg. Sarah Bischof)

Ich ärgere mich grün und blau

Eigentlich waren wir gerade dabei, die Küche im obersten Stock unseres Hauses fertigzustellen, doch plötzlich stand diese unter Wasser. Das Dach undicht. Ärgerlich: Der Typ, der die Solarzellen auf das Dach montiert hatte, hat gepfuscht. Das ganze Holz im Innenbereich der Küche hat sich durch die Nässe gewölbt. Einige Tage Arbeit sind im Eimer.

Ich merke auch, dass derartige Regenfälle für meinen Partner ungewohnt sind. Er, der sich gewohnt ist, dass im Süden Marokkos fast immer schön ist. Die Werkzeugkiste, Bohrer und das ganze Material bleiben über Nacht draussen stehen. Den Wetterbericht checkt man nicht. Das pure Gegenteil zur Schweiz, wo man immer Meteo schauen muss, um ja für alle Fälle gerüstet zu sein. Ich ärgere mich grün und blau über diese Unvorsichtigkeit – aber eben, es ist eine ungewohnte Situation. Eine Situation, an die man sich nun aber in Marokko gewöhnen muss.

Inzwischen hat es aufgehört zu regnen. Die Möbel stehen draussen zum Trocknen. Am Strand bietet sich ein Bild des Schreckens. Der ganze Uferbereich ist bedeckt mit Abfall: Plastikflaschen. Joghurtbecher, Verpackungen von Süssigkeiten, Strohhalme, zerrissene Kleider, einzelne Flipflops, sogar tote Delphine findet man. Woher kommt all dieser Abfall? Von den Dörfern, den Hügeln, den Menschen. So «entsorgt» eine Mehrheit der ansässigen Marokkaner um Agadir ihren Abfall. Gibt es denn kein Abfallsystem? Doch! Aber darüber im nächsten Blogbeitrag…

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Sarah Bischof hat sich ursprünglich durch ihren Videoblog «Pony Hü» einen Namen gemacht – aufgefallen ist die freischaffende Journalistin und Moderatorin aber nicht zuletzt auch durch ihre blauen Haare (Lesen Sie dazu «Ich nehm mal kurz den Globus mit» ). Inzwischen hat es die Luzernerin nach Marokko verschlagen, wo Sie ihren Traum von...
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2 Kommentare
  • Profilfoto von der Muger
    der Muger, 20.03.2018, 07:24 Uhr

    Aber auch in den vergangenen Wintern hatten wir in Marokko Schnee – das ist ganz normal. Letzten März mussten wir wegen dem Schneefall umdrehen und und die Wintersperre abwarten. Und selbst im April 2015 lag in manchen Gegenden noch schuhtief Schnee. https://dermuger.blogspot.ch/2015/04/marokko-al-eyjafjallajokull.html

    liebe Grüsse vom Muger

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    • Profilfoto von Sarah Bischof
      Sarah Bischof, 24.03.2018, 12:52 Uhr

      Hallo Muger, danke für deinen Input. Auf jeden Fall hatten wir auch im letzten Jahr Schnee – aber nicht so weit verbreitet und intensiv wie in diesem Jahr. So ist es halt mit dem Klimawandel…wir müssen uns daran gewöhnen bzw. unseren Beitrag zur Verlangsamung leisten.

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