PolitBlog
Blog
Wahlen 2018 im Kanton Zug

Ein beinahe echtes Interview

(Bild: Adobe Stock)

Am 7. Oktober 2018 schlägt die «politische Stunde der Wahrheit» im Kanton Zug. Die Mitglieder der Gemeinde-, Kantons-, Stadt- und Regierungsräte werden neu gewählt. Die ersten spannenden Fragen sind beantwortet: Wer tritt nochmals an? Wer tritt zurück? Und wer bewirbt sich um ein neues Amt? FDP-Präsident Andreas Hostettler weiss, wie sich die richtigen Kandidaten bestimmen lassen.

(Bild: zvg)

Wähler: Warum wollen all die Kandidaten politisch aktiv werden? Was gibt es da Schönes zu gewinnen?

Kandidat: Wir Kandidaten haben realisiert, dass jede 30er-Zone, jedes Schulhaus und jede Gebühr, die irgendwo bezahlt werden muss, im Endeffekt durch die Politik bestimmt wurde. Wer die Regeln «des Spieles» mitbestimmen will, muss selber in den Ring steigen und mitkämpfen. Zu gewinnen gibt es nicht viel. Ausser der Befriedigung, dass man bei der Festlegung der «Spielregeln» mitgewirkt und diese im Sinne der Mehrheit angepasst hat.

Wähler: Wenn es schon nicht viel zu gewinnen gibt, warum tun sich die Kandidaten einen Wahlkampf an?

Kandidat: Die meisten Kandidaten würden gerne auf den Wahlkampf verzichten. Wer steht schon gerne am Samstag den ganzen Morgen vor der Migros und versucht, sich und seine Partei zu «präsentieren»?

Auch ein Kandidat realisiert, dass die Passanten oft die Strassenseite wechseln oder so tun, als hätten sie keine Zeit. Oder einfach weitergehen. Sich diesen Situationen auszusetzen braucht Mut und die Bereitschaft, die Komfortzone zu verlassen.

 

Auch eine Art Wahlmarketing

Auch eine Art Wahlmarketing

(Bild: zvg)

Wähler: Jetzt verstehe ich, warum die Parteien immer so viele Plakate an den Strassenrand stellen. Das ist weniger herausfordernd! Machen es sich die Kandidaten aus Angst vor ihren Wählern zu einfach?

Kandidat: Hier muss ich schon «eine Lanze für all die Kandidaten brechen»! Sich öffentlich zur Wahl zu stellen und sich erst noch zu einer bestimmten Partei zu bekennen, braucht Mut und Überwindung, besonders am Anfang.

Wähler: Okay, ich habe diese Botschaft verstanden. Das nächste Mal werde ich etwas freundlicher zu den Kandidaten sein!  

Kandidat: Die Kandidaten werden es dir danken.

Wähler: Für mich sind die Kandidaten oft nur langweilig. Je nach Parteibüchlein beten sie die «seligmachende Partei-Wahrheit» herunter. Einige sehen in den «Nicht-Ur-Eidgenossen» potentielle Feinde.

Die anderen verurteilen den Staat und die Steuern als Ursprung allen Übels. Und eine weitere Gruppe möchte einen mächtigen Staat, welcher sich um das Wohl der einzelnen Bürger kümmert. Nach meiner Einschätzung hat keine Partei die richtige Antwort bereit.

Kandidat: Genau – und jetzt wird es richtig spannend für dich als Wähler. Denn deine Aufgabe ist es nun, die Kandidaten genauer kennen zu lernen. Und dann entscheidest du dich für die Kandidaten, welche nach deiner Einschätzung die richtige politische Richtung eingeschlagen haben.

Hier sind differenzierte und persönliche Meinungen und Haltungen der Kandidaten gefragt. Frag doch das nächste Mal nach. Und ein Hinweis an die Kandidaten: Versteckt euch weniger hinter dem Parteiprogramm!

Ein Stangenwald von Wahlplakaten! Wer hat da noch den Überblick?

Ein Stangenwald von Wahlplakaten! Wer hat da noch den Überblick?

(Bild: zvg)

Wähler: Okay, das ist alles schön und nett. Wenn sie dann gewählt sind, machen die Politiker die nächsten vier Jahre, was sie wollen. Warum sollte mich dann die Politik oder eine sorgfältige Kandidatenauswahl noch interessieren?

Kandidat: Auf den ersten Blick gebe ich dir recht. Wenn du jedoch die Arbeit in einem Parlament genauer ansiehst, wirst du schnell Folgendes feststellen:

  • Kein Politiker steht alleine auf einer grünen Wiese. All die Entscheide und Abstimmungen der letzten Jahrzehnte sind in Gesetze, Verordnungen und Reglemente gegossen. Diese Entscheide können nicht mit einem Federstrich einfach aufgehoben oder total geändert werden.
  • Du kannst noch so gute Ideen oder Anliegen vertreten. Wenn du keine Mehrheit findest, ist deine Idee verloren. Du brauchst Verbündete und Unterstützer. Und die bekommst du nur mit der Bereitschaft, Kompromisse einzugehen.

Wähler: Gib mir doch bitte noch ein paar gute Tipps, wie ich am 7. Oktober 2018 im Kanton Zug die richtigen Kandidaten wähle.

Kandidat: Für die 3 folgenden Wählertypen eine kurze Wahlanleitung:

  • Für Schnellentschlossene:
    • Fotos ansehen mit der Fragestellung: Ist mir der Kandidat sympathisch?
    • Alter, Geschlecht und Beruf durchlesen mit der Fragestellung: Passen diese Kriterien zu meinen Anliegen?
    • Nach Erhalt der Wahlunterlagen sofort ausfüllen und zurücksenden.
  • Für Rationale: Erstell dir eine Punkte-Checkliste als Entscheidungshilfe mit den folgenden Fragen:
    • Kandidatenprofil
    • Wahlversprechen
    • Erfahrung/Glaubwürdigkeit
  • Für Emotionale:
    • Stimmt die Partei?
    • Wie präsentiert sich der Kandidat? Sympathisch – ja oder nein?
    • Kann ich dem Kandidaten vertrauen, ist er glaubwürdig?

Wähler: Danke für deine offenen Antworten. Viel Erfolg bei der nächsten Wahl!

(Bild: zvg)

Themen
PolitBlog
Blog
Dieser Blog soll den Politikerinnen und Politikern aus den Kantonen Zug und Luzern Gelegenheit geben, ihre Sicht der Dinge darzustellen. Es wird wöchentlich Bezug genommen zur aktuellen politischen Landschaft Zentralschweiz. Die Meinung von Bloggern und Gastautoren muss nicht mit jener der Redaktion übereinstimmen.
Deine Meinung ist gefragt
Deine E-Mailadresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert. Bitte beachte unsere Netiquette.
Zeichenanzahl: 0 / 1500.


0 Kommentare
    Apple Store IconGoogle Play Store Icon