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Monique Frey über privates Bildungs-Sponsoring

Aktienprodukt mit Performance: «Ausbildung»

Immer weniger Stipendien im Kanton Luzern. (Bild: mag)

Wie weit soll dieses private Sponsoring von Bildung noch gehen? Dies fragt sich Monique Frey, Kantonsrätin und Vorstand Grüne, Kanton Luzern.

Auf Grund verschiedener kantonaler Sparrunden ist das Budget für Stipendien an Auszubildende auf 10,5 Millionen Franken eingefroren worden. Damit landet der Kanton Luzern auf der Statistik «Stipendien pro Bevölkerung» im abfallenden hinteren Drittel, weit abgeschlagen von den anderen Universitätskantonen. Mit diesem Budget sind längst nicht genügend finanzielle Mittel vorhanden, um allen Ausbildungswilligen ohne die nötigen finanziellen Mittel ein Stipendium zu gewähren.

Deshalb hat die Regierung ein neues Stipendiengesetz erarbeitet, welches sich sinnvollerweise an das Stipendienkonkordat anlehnt: Das Familienbudget und der Stipendien-Bedarf werden auf Grund harmonisierter Richtlinien transparent berechnet. Die benötigten Mittel will der Regierungsrat aber nicht über das ordentliche Budget beschaffen. Er schlägt stattdessen vor, Luzerner Bildungswillige an Investorinnen und Investoren zu vermitteln. So sollen private Organisationen nicht nur die Administration des Stipendienwesens sowie die Beratung und Betreuung der Stipendianten übernehmen, sondern zusätzlich als Vermittler zwischen Investoren und Studierenden auftreten.

 

«Wie weit soll dieses private Sponsoring von Bildung noch gehen? Geld scheint ja genügend vorhanden zu sein.»

Wie weit soll dieses private Sponsoring von Bildung noch gehen? Geld scheint ja genügend vorhanden zu sein. Und es wird lieber direkt und selektiv investiert, als über Steuern das Staatswesen zu alimentieren: Die Universität Zürich lässt sich ein neues Institut von einer systemrelevanten Schweizer Bank bezahlen, Lehrstühle an verschiedenen Unis sind bereits heute ganz oder teilweise privat finanziert. Nun soll also noch ein neues Bildungs-Produkt bei der Hochfinanz landen: Die Investition in das Studium von jungen Leuten. Diese Investition ist natürlich nicht altruistisch, sondern wird mit einer guten Performance (je nach Studienart) beworben. Es soll sich also finanziell lohnen, in eine angehende Informatikerin oder einen Betriebswirt zu investieren. Aber wer wird wohl in eine Jazztrompeterin oder einen Ethnologen investieren? Mit dieser persönlichen Auswahl von Investitionsobjekten schreitet unsere Gesellschaft zurück ins feudalistische System mit seinen Mäzenen. Einzelne – und nicht eine demokratisch erarbeitete Grundlage – entscheiden, welche Studien (und Studierende) unterstützungswürdig sind und welche nicht.

Der Kantonsrat hat das Gesetz verabschiedet. Die Jungen Grünen, Juso, Grüne und der LGB haben dagegen das Referendum ergriffen. Das Luzerner Stimmvolk wird also entscheiden, ob das Bildungswesen weiter privatisiert und dem Staat immer mehr entzogen wird.

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