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Michael Töngi zum öV-Förderprojekt

Mehr vom Gleichen

Michael Töngi stellt sich die Verkehrspolitik des 21. Jahrhunderts anders vor. (Bild: Emanuel Ammon/AURA)

Die Bevölkerung steht dem öV-Förderungsprojekt mit unterschiedlichen Meinungen gegenüber. Michael Töngi, Kantonsrat Grüne in Kriens, stellt sich die Verkehrspolitik des 21. Jahrhunderts anders vor.

Wer am letzten Montag bei der Vorstellung des Bypass-Projektes mit dabei war, wähnte sich in einer Veranstaltung zu Gunsten des öffentlichen Verkehrs (öV). Immer wieder wurde auf die innerstädtischen Busspuren verwiesen, die der Bypass ermöglichen soll. Den Gesichtern der Referenten war schwer abzulesen, ob sie den öV gerne in den Vordergrund stellten, aber zweifellos ist die neue Strategie clever, den Bypass mit der Förderung des öV zu verknüpfen. Ob wir aber mit dem Bypass für diesen Zweck auf der richtigen Spur sind, bleibt mehr als fraglich.

In den letzten Jahren haben wir zu Gunsten einer sanfteren Mobilität in den städtischen Gebieten Erfolge erzielt. Immer weniger Haushalte haben ein Auto, Junge lernen schon gar nicht mehr Auto fahren. Auf wichtigen innerstädtischen Strassen hat der Autoverkehr in den letzten Jahren nicht mehr zugenommen. Mit einem Mix von kleinen Schritten, wie einem Ausbau von Busspuren, einer feineren Regulierung des Verkehrs, da einem Abbiegeverbot und dort einem neuen Verkehrsregime, konnte einiges für den öV herausgeholt werden.

Der Bypass wird uns in erster Linie eine massive Kapazitätsausweitung bringen und verfolgt eine Verkehrspolitik nach dem Motto «Mehr vom Gleichen». Die Verdoppelung der Autobahn zwischen Emmen Süd und Grosshof wird den Autoverkehr verflüssigen, der Druck zum Umsteigen wird abnehmen. Gleichzeitig geht das 1,8 Milliarden teure Projekt wichtige Verkehrsprobleme nicht an (Kriens!), sondern belastet durch den neuen Autobahnzubringer Spange Nord einige Stadtquartiere mit massiv mehr Verkehr und den Sonnenberg mit mehr Lärm. So wurde denn bei der Vorstellung des Bypasses lapidar festgehalten, die Plafonierung des Autoverkehrs, wie es die städtische Stimmbevölkerung als Ziel festgeschrieben hat, müsse mit anderen Massnahmen erreicht werden.

Der Bypass wurde auch als Stadtumfahrung verkauft. Schön. Wer nun aber dank Bypass von einer autobefreiten Innenstadt träumt, sollte wissen: Der Autoverkehr wird gemäss Prognosen auf der Seebrücke nur um einen Viertel abnehmen. Doch etwas wenig, um das Projekt als eigentliche Verkehrsentlastung zu verkaufen.

Verkehrspolitik des 21. Jahrhunderts stelle ich mir anders vor. Und dass man jetzt das Projekt als öV-Förderung verkauft, erinnert mich an Böcke, Gärtner, Augensand und Feigenblätter.

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