Kulturblock
Blog
Hoffnung+Kiwi: Schlüsselerlebnisse im Zuger Kulturkuchen

Zwei Schlüssel, die Perspektiven und Möglichkeiten eröffnen

Ein neuer Schlüssel am Bund: ein Privileg.

(Bild: zvg)

Was war Ihr letztes Schlüsselerlebnis, ein Moment, in dem Ihnen Tür und Tor zu neuen Perspektiven und Möglichkeiten geöffnet wurden? Vielleicht mögen Sie sich erinnern. Im Gedächtnis von Hoffnung+Kiwi haben sich jedenfalls zwei solche Erlebnisse festgesetzt.

An den genauen Zeitpunkt im Herbst 2015 können wir uns nicht mehr erinnern. Neben Niesel und Nebel nicht Normalität, dass uns Patrick Bützer einen Schlüssel in die Hand drückte. So unspektakulär der Umstand, ist die Bedeutung beachtlich – der Zugang zum Paettern. Das kleine Lokal mit Sehsicht auf den Zuger Busbahnhof.

Schlüsselerlebnis: Da wird geteilt

Zugegeben, das Paettern ist etwas versteckt, zentrale Lage hin oder her. Eine Passantin nannte es einmal liebevoll Baumhaus: Aus dem Raum kann das Treiben draussen bestens beobachtet werden, ohne selber von den Passanten wahrgenommen zu werden. Trotzdem kommt es des Öfteren vor, dass ein Neugieriger die drei Stufen zum Paettern hochsteigt. Und nicht selten wird dann zuerst festgestellt: «Jetzt bin ich schon so oft hier vorbeigelaufen.» Und dann weiter gefragt: «Was ist das hier genau?»

In diesen Momenten ist Besitzer Patrick Bützer dann meistens gefordert. Denn es ist wirklich schwierig – selbst für den Vater des Paetterns – zu erklären, was das Paettern denn eigentlich ist. Eines bestimmt: wandelbar. Da waren Buchvernissagen, Schallplattenverbrechen, Suppenessen, Tuchverkäufe, Sitzungen, Kettenreaktionen, Pläneschmieden, Teeplausch, Konzerte, Haareschneiden, Tonaufnahmen und gefühlte 100 weitere Dinge. Um es auf den Punkt zu bringen: Das Paettern ist ein Raum der Möglichkeiten. Und dieser Raum wird von seinem Besitzer nicht nur uns zugänglich gemacht, sondern vielen anderen Interessierten ebenfalls.

Die Idee dahinter: Einen Ort zu schaffen, an dem der Austausch zwischen Leuten stattfinden kann und Träume Realität werden. Dafür braucht es dann auch nicht viel Schnickschnack. Die Einrichtung ist schlicht und flexibel. Und genau dies macht es möglich, dass sich Härchendieb, Schallplattendreher und Buchautorin an diesem Ort einfinden und sich allesamt wohlfühlen. Keiner macht sich die Örtlichkeit zu seinem alleinigen Territorium. Und vielleicht ist das genau der Unterschied zu vielen anderen Räumen in Zug. Im Paettern wird geteilt.

Schlüsselerlebnis: Leuchten im Dunkeln

Im Gegensatz zu jenem vom Paettern, kann dieser Schlüssel im Dunkeln leuchten! Nur schon deshalb freuten wir uns, als wir ihn im Frühjahr 2016 an unserem Bund anbringen konnten. Die Freude am Leuchten wich jedoch bald der Freude an den neuen Möglichkeiten. Dieser Schlüssel öffnete uns die Türen zu einer Werkstatt, einer grossen Küche, einer Bar, einem Saal und einem Radiostudio. Was würden wir ohne den Schlüssel der Industrie45 machen? Unsere Welt wäre etwas komplizierter. Und die Welt vieler anderer ebenfalls.

So bietet auch die Industrie 45 Räume der Möglichkeit. Und davon wird rege Gebrauch gemacht, selbst in der Sommerpause. Im Saal nimmt die Band aka Unknown zurzeit ihre neue Platte auf. Im oberen Stock entstehen ein Videoschnittplatz und ein Fotolabor. In der Werkstatt werden Moderationspulte gebaut. Im Garten wohnen Schildkröten. In der Einfahrt wird gemalt. Und ein nettes Café am Gleis ist auch schon in Planung. Kurzum: Auf diesem Areal – etwas ausserhalb der Stadt – herrscht Betrieb. Und das hat nicht nur damit zu tun, dass dieser Ort eine grossartige Infrastruktur bietet.

Es hängt stark damit zusammen, dass das Team der Industrie 45 für die Verwirklichung von Träumen optimale Bedingungen schafft. Will heissen: Es wird pragmatisch gehandelt und es werden echte Freiräume geschaffen. Alles zu kontrollieren ist hier nicht das Ziel. Wohl aber, den Nutzern Verantwortung zu übergeben. Das Schöne daran: es funktioniert. Trotz vieler Leute im und um das Haus herrscht Ordnung, die Türen werden beim Gehen geschlossen und auf die verschiedenen Bedürfnisse wird Rücksicht genommen. Und so ist die Industrie45 eine Traumwerkstatt, die für viele Kulturschaffende einen sicheren Hafen bietet.

Unsere Schlüsselfiguren

Es ist ein Privileg, die Schlüssel dieser beiden Orte zu besitzen. Ideen können hier spielerisch kreiert und umgesetzt werden. Es gibt keine bürokratischen Hindernisse, sondern die totale Unterstützung der Betreiber. Und so turnt es sich als Kulturschaffender mit einer Leichtigkeit im Kulturkuchen und nicht selten gelingt dank diesen Orten ein glanzvoller Felgaufschwung vor Publikum. Ja, das Publikum fand unseren Hochsitz für die Seeliken noch toll. Und das Moderationspult. Oder die WC-Theatertüre. Doch bei all diesem Klamauk geht manchmal vergessen, dass all diese Dinge in Räumen geschaffen wurden. Und ohne diese Räume würde es sie nicht geben.

Für uns sind deshalb Schlüsselübergaben von Freiräumen immer Schlüsselerlebnisse. Durch den Zugang zu Räumen werden neue Perspektiven eröffnet und die Umsetzung vieler Ideen zu einer Selbstverständlichkeit. Deshalb sind dann auch die Personen, die uns den Schlüssel übergeben, Schlüsselfiguren. Im Hintergrund schaffen sie optimale Bedingungen für viele kulturelle Felgaufschwünge. Vielleicht wird jemand anderer auch bald gross aufschwingen. Möglicherweise mit einem neuen Schlüssel am Bund.

Themen
Kulturblock
Blog
Hier gibt's eine geballte Ladung Kultur mit Tiefgang. Der Kulturblock macht die Bühne frei für Wort und Wahnsinn Luzerner Kulturschaffender.
Deine Meinung ist gefragt
Deine E-Mailadresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert. Bitte beachte unsere Netiquette.
Zeichenanzahl: 0 / 1500.


0 Kommentare
    Apple Store IconGoogle Play Store Icon