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Luzern unter der Rache von Pontius Pilatus

Der Pilatus und die «Pfaffen»

Der neue «Dragon Ride» auf den Pilatus

(Bild: Emanuel Ammon/AURA)

Über die ehemalige Talsperre im Eigenthal, und was diese mit dem sagenumwobenen Luzerner Hausberg zu tun hat.

Es ist in der Geschichte der katholischen Kirche nicht immer so gewesen, dass die Geistlichkeit dem Zeitgeist hinterherhinkte. Wie etwa bei der Behauptung, die Welt wäre eine Scheibe. In Tat und Wahrheit war man sich ja schon längst darüber im Klaren, dass die Welt eine Kugel ist. Die katholische Kirche rehabilitierte den streitbaren Galileo Galilei erst im 20. Jahrhundert für seine unchristliche Behauptung.

Es gab aber bereits im 16. Jahrhundert aufgeschlossene «Pfaffen», die dem Unglauben über den verstorbenen Pilatus entgegentreten wollten. Demgemäss soll Pilatus – bekannt durch die Passionsgeschichte, worin er Jesus von Nazaret zum Tode verurteilt haben soll – wegen seines schlechten Gewissens keine Ruhe finden können.

Pfarrer auf fataler Mission

Danach war bei den Luzernern die Meinung fest verankert, dass, wenn die Grabesruhe des Pilatus gestört werde, dieser sich damit rächen würde, dass er verheerende Unwetter über Luzern niedergehen lasse. Allein die Tatsache, dass aber Pilatus und Petrus das Heu nicht auf der gleichen Bühne haben, lässt daran Zweifel aufkommen, dass sich Petrus zu Unwettern mit Pilatus einlassen würde, nachdem schliesslich Pilatus den obersten Chef von Petrus zum Tode verurteilte.

«Auf eines der schlimmsten Gewitter folgten Überschwemmungen in Luzern.»

Tatsächlich schlichen sich vier «Pfaffen» ins Eigenthal und konnten die obrigkeitliche Talsperre beim Gantersei über dem steilen Wald umgehen, um schliesslich zum Pilatussee zu gelangen. Niemand wusste von der Absicht der «Pfaffen», die bei schönstem Wetter mit Steinwürfen, Schreien und Lärm beweisen wollten, dass Unwetter nichts mit der Rache des Pilatus zu tun hätten.

Rache des Pilatus schlug zu

Aber es kam anders. Entgegen den Vermutungen der «Pfaffen» begann sich an diesem heissen Sommertage der Himmel zu verdunkeln, und schon nach wenigen Stunden blitzte und donnerte es wie nie zuvor. Auf eines der schlimmsten Gewitter folgten Überschwemmungen in Luzern.

Bald wurde die Aktion der vier «Pfaffen» in Luzern bekannt. Einmal mehr sah sich die Regierung bestärkt, dass die Rache des Pilatus zugeschlagen hatte. Die «Pfaffen» wurden verhaftet und in den Wasserturm gesperrt. Übrigens war das ein sehr unangenehmer Verbleib. Der Boden immer feucht, die Notdurft konnte nirgends entsorgt werden, das Essen kam per Seilzug. Es war dort fast immer stockdunkel, schlechte Luft und dadurch für die Gesundheit in keinster Art förderlich. Aber offenbar ist dabei keiner der vier «Pfaffen» gestorben.

Die Aufhebung der Talsperre im Eigenthal erfolgte erst Ende des 18. Jahrhunderts.

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Jost Schumacher – auch bekannt als «Junker Jost» – schreibt über «sein Luzern». Vorwiegend greift er die Themen Politik, Umweltschutz, Bauangelegenheiten und Rechtsfälle auf. Die Themen sind frei gewählt, seine Meinung muss nicht mit derjenigen der Redaktion übereinstimmen.
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