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Das Museum Burg Zug berichtet aus Zagreb

Die Tasche, die Zug nachhaltig prägt

Wer gewinnt den European Museum of the Year Award?

(Bild: Pixabay)

«Und der Gewinner ist …?» Diese alles entscheidende Oscar-Frage wurde kürzlich auch in der kroatischen Hauptstadt Zagreb gestellt. Dort wurde nämlich Anfang Mai der European Museum of the Year Award (kurz: EMYA) für neu eröffnete oder neu gestaltete Museen vergeben. Dies ist die höchste Auszeichnung für ein Museum auf dem europäischen Kontinent. Das Museum Burg Zug befand sich unter den 46 nominierten Museen.

Wie breit und abwechslungsreich die europäische Museumslandschaft ist, hat sich an der Tagung anlässlich des EMYA in Zagreb gezeigt: vom Ski-Museum in Rindal (Norwegen) über das Emigrationsmuseum in Gdynia (Polen) bis zum Archäologischen Museum von Heraklion (Griechenland). Weitere Nominierte aus der Schweiz waren das Musée d’ethnographie de Genève, das Besuchszentrum der Vogelwarte Sempach sowie das Rathausmuseum Sempach. Da gab es imposante Architektur, revolutionäre Bauten, eindrückliche Sammlungen, innovative Ideen, Einbezug der lokalen Bevölkerung, Mut zur Konfrontation und vieles mehr.

Zittrige Knie und eine Luxustasche

Und mitten unter all diesen einzigartigen Häusern durften wir auch das Museum Burg Zug präsentieren. Vor fast 300 Leuten zu stehen und in englischer Sprache die Vorzüge der Ausstellung sowie der ganzen Organisation vorzustellen, liess die Knie schon etwas zittern. Da nützte das Wissen, dass der oder die Preisträgerin bereits vor dem gemeinsamen Treffen in Zagreb bestimmt worden war, wenig! Denn selbstverständlich versuchten alle Museen, ihre vielseitigen Tätigkeitsfelder ins beste Licht zu rücken.

Zum Kurzvortrag gehörte auch die Präsentation eines Objektes aus der eigenen Sammlung. Hier zeigte sich das Museum Burg Zug von einer mutigen Seite: Statt eine kleinformatige Bild- und Wappenscheibe aus dem 16. Jahrhundert mitzunehmen, was durchaus einem Sammlungsbereich des Museum Burg Zug entsprochen hätte, entschied sich das Museum für ein Objekt des 21. Jahrhunderts: Eine Louis-Vuitton-Tasche – jedoch nicht irgendeine, sondern diejenige einer ehemaligen Kantonsrätin, welche das Objekt im Herbst 2015 der Burg Zug geschenkt hat.

Schwellenobjekt mit dunkler Geschichte

Die Politikerin hat die Damenhandtasche beim Anschlag vom 27. September 2001 in besagter Kantonsratssitzung auf sich getragen, als der Attentäter das Zuger Regierungsgebäude stürmte und 14 Menschen erschoss und 18 zum Teil schwer verletzte. Die Louis-Vuitton-Tasche mit Einschussloch ist somit zu einem Zeugen dieses tragischen Attentates geworden; ein Ereignis, das in Zug traumatische Folgen hinterlassen hat. So zählt das Objekt zu einem sogenannten Schwellenobjekt, ein Objekt, das Sozial-, Wirtschafts- und Kulturgeschichte des Kantons Zug nachhaltig geprägt hat und immer noch prägen wird.

Damit wurde dieses aussergewöhnliche Objekt erstmals ausserhalb eines Depots gezeigt, jedoch noch im «geschützten Rahmen» von Fachleuten. Denn die Frage, ob solche Objekte ausgestellt werden sollen oder nicht, polarisiert immer wieder. Das Museum Burg Zug versucht aber auch, Diskussionen anzuregen bzw. auch das diesjährige Motto des internationalen Museumstages vom 21. Mai 2017 zu unterstützen, nämlich: Mut zur Verantwortung – Sensible Themen im Museum.

«European Museum of the Year Award» in Zagreb.

«European Museum of the Year Award» in Zagreb.

(Bild: zvg)

Und wer hat gewonnen?

Aber sicher möchten Sie, liebe Leserin und lieber Leser, wissen, an wen denn die «Oscar-Statue» ging. The winner is: das Musée d’ethnographie de Genève. Die Museumsleute aus Zug grüssen vom Zugersee sehr herzlich an den Genfersee, und ebenso an den Sempachersee, da die Schweizerische Vogelwarte mit einem Preis für Nachhaltigkeit ausgezeichnet wurde.

Leer ausgegangen ist das Museum Burg Zug aber trotzdem nicht. Allein schon die Nomination für den EMYA ist eine Auszeichnung für das bereits Erbrachte, spornt aber auch an für künftige Projekte und Tätigkeiten in den Ausstellungen, in der Sammlung und ganz allgemein im täglichen Museumsbetrieb. So macht Geschichte eben noch mehr Freude.

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