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Wenn bei unserem Sechsjährigen die Fetzen fliegen

Darf man sein Kind auch mal schreien lassen?

(Bild: Pixabay)

Oft erntet unsere Bloggerin irritierte Blicke, wenn sie ihren Sohn seinen Frust in der Öffentlichkeit ausleben lässt. Denn Kinder lassen ihren Gefühlen freien Lauf, auch lauthals. Doch ist es zulässig, sein Kind in der Öffentlichkeit schreien zu lassen?

Ein normaler Freitagmorgen: Die Sonne scheint, die Vögel zwitschern, doch bei uns wackeln die Wände. Denn unser Sohnemann hat schlechte Laune – wahrscheinlich hören die Nachbarn drei Strassen weiter seinen Unmut über die ganze Welt. Trotz strahlender Sonne scheint heute einfach alles doof zu sein. Denn an solchen Tagen kann man als Eltern nur verlieren.

Ein «stinkiger» 6-Jähriger ist kein Zuckerschlecken. In dieser Situation kann man es dem Kleinen nicht recht machen. Dennoch weiss ich, genau dann braucht er mich am meisten. Was nicht immer einfach ist, wenn man als persönlicher Blitzableiter herhalten muss. Klar, ich könnte ihn aufs Zimmer schicken, bis er sich beruhigt hat, doch das mache ich nicht.

Ich möchte, dass er lernt, seine Gefühle zu artikulieren, auch die negativen Gefühle zu durchleben und diese nicht einfach zu verdrängen. Denn: Aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Irgendwann wird er sowieso wie ein Dampfkessel explodieren, bei dem der Druck nicht abgelassen wird. Also können wir es auch gleich hinter uns bringen.

Kinder ticken anders

Wenn wir Erwachsenen schlecht gelaunt sind, teilen wir das oft mit oder geben eindeutige Signale. Bei unserem Sohn äussert sich das oft ganz anders. Es fliegen die Fetzen und das nicht zu wenig. Der kleine Mann knallt die Türen, motzt am Laufmeter und wirft auch mal mit Legos oder anderen Dingen um sich. Sein Unmut – oder auch die überschüssige negative Energie – sucht seinen Weg nach draussen.

Eine verbale Äusserung ist ihm oft (noch) nicht möglich. Er spürt zwar, dass er sich «komisch» fühlt, weiss aber damit nicht so recht umzugehen. Wir versuchen, für seine schlechte Laune die passende Bezeichnung zu finden, für uns gehört das Annehmen und Verbalisieren der Gefühle dazu. Es gelingt nicht jedes Mal, aber immer öfter.

Immer wieder erlebe ich jedoch Situationen, in denen ich merke, dass sein Verhalten von der Gesellschaft nicht richtig akzeptiert wird. Ein Kind hat offenbar keine schlechte Laune zu haben. Ein Kind hat lieb und nett zu sein.

Natürlich sind wir auch mal sauer und wir würden das am liebsten in die Welt rausbrüllen. Doch wir Erwachsenen haben bereits unsere Strategien entwickelt, wie wir dies gesellschaftlich akzeptiert äussern können. Mein Kind kann das noch nicht und steckt mitten im Lernprozess.

Was andere denken, ist unwichtig

Oft ernte ich irritierte Blicke, wenn ich meinen Sohn seinen Frust in der Öffentlichkeit ausleben lasse. Das Getuschel – oft von älteren Personen – und die Kommentare interessieren mich in diesem Moment nicht. Mich beschäftigen dann Fragen wie: Warum ärgert er sich? Wie können wir seinen Ärger aus der Welt schaffen?

Und so musste ich auch sehr über einen Tweet schmunzeln, in dem ich mich und unseren Sohn wiedererkannt habe:


 

Als ich das gelesen habe, dachte ich bloss: «Treffer versenkt!»

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Kinder: Neun Monate sehnt man sie herbei und dann machen sie einen Haufen Arbeit. Und bestimmen ab sofort Mamis und Papis Leben. Fünf Mütter und ein Vater schreiben über ihren Alltag mit dem Familienzuwachs. Von Herausforderungen, Veränderungen, Ängsten und Freuden.
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1 Kommentar
  • Profilfoto von Frapedi
    Frapedi, 06.05.2019, 13:56 Uhr

    Was «Dörte2001» da gezwitschert hat, dürfte geschwindelt sein. Eine wütende Fünfjährige kümmert sich nicht um tuschelnde Omis und stellt sich und denen schon gar nicht die Frage, ob sie nie sauer wären. Das Kind war eher fünf-ZEHN-jährig, wenn schon……

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