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Von der Kunst, sein Kind ins Bett zu bringen

Alles schläft, nur mein Sohn nicht

Sohn und Kater schmusen zusammen.

(Bild: Lara Juen)

Was, wenn das «zu Bett bringen» des Kindes der Mutter schlaflose Nächte bereitet? So erlebte Elternbloggerin Lara Juen das allabendliche Ritual als sehr anspruchsvoll. Mit Geduld und Kreativität landeten schlussendlich beide glücklich im Land der Träume.

 

Eine der grössten Herausforderung des Elternseins ist wohl nicht das richtige Erziehen oder das Kind gesund zu ernähren. Nein. Ich habe festgestellt, dass bei mir und bei anderen Eltern das «zu Bett bringen» des Kindes einem wortwörtlich schlaflose Nächte bereitet. Jeder Abend bringt neue Herausforderungen und fördert meine Kreativität und Geduld.

Letztens wurde jede Möglichkeit genutzt, um unser Abendritual zu verlängern. Das Gesicht wurde dreimal gewaschen, um es dann mit Pflanzenerde wieder dreckig zu machen. Die Zähne wurden sehr gründlich geputzt, denn Mama machte es einfach nicht richtig. Auch meine Zähne putzte ich falsch, da musste er natürlich sofort helfen. Sobald er von der Windel befreit war, wurde ein Nacktrennen durch die Wohnung gestartet. Da ich mir ziemlich albern vorkam, ihn mit seinem Pyjama hinterher zu rennen, setzte ich mich aufs Sofa.

Ich schaute zu wie er mit der Katze «Katz und Maus» spielte, die Katze war jedoch die Maus. Er war jedoch nicht flink genug, so kam er bestürzt zu mir aufs Sofa. Ich konnte ihm das Pyjama grad so über den Kopf ziehen, als er wieder aufsprang und in sein Zimmer rannte. Unter dem Bett versteckt, rief er nach mir. Ich gab vor nicht zu wissen, wo er sei, und lief gespielt ahnungslos durch die Wohnung. Als er schliesslich unter dem Bett hervorkroch, stiess er sich am Bettrand. Da war erst mal Trösten und Wunde versorgen angesagt. Erst nachdem er sich beruhigt hatte, konnte ich ihm das Pyjama richtig anziehen.

Die Windel für die Katz

Die frische Windel wurde jedoch vehement abgelehnt. Er riss sie mir aus der Hand und wollte, dass ich sie der Katze anziehe. Wieso nicht? Dachte ich mir. Wenn ich es bei der Katze schaffe, dann habe ich wahrscheinlich auch Erfolg bei ihm. Die Katze hatte aber andere Pläne und kletterte auf den Katzenbaum. Mein Junge wollte den Katzenbaum erklimmen, da erblickte ich unseren faulen Kater. Ich winkte der kleinen Nachteule zu und wir schlichen uns an. Schnell und mit geübten Bewegungen, schaffte ich es doch tatsächlich dem Kater die Windel anzuziehen.

Mein Sohn kringelte sich vor Lachen. Der Kater war nicht erfreut und befreite sich flink von der Windel. Ich reagierte schnell und zog meinem Sohnemann die Windel an, da er noch mit Lachen beschäftigt war. Überrascht schaute er an sich runter, jegliche weitere Reaktion blieb erstaunlicherweise aus. Ich sagte ihm, dass er sich doch ein Buch aussuchen soll, um es gemeinsam im Bett anzuschauen. Er nickte. Mit entschlossenem Schritt ging er zum Bücherregal. Ich ahnte schon Böses. Er griff nach einem Buch und zog so fest daran, dass fast alle Bücher mit einem lauten Krach zu Boden gingen. Ich atmete tief durch.

Endstation Bett

Zusammen gingen wir ins Schlafzimmer, wo wir uns kuschelnd das Buch ansahen. Plötzlich setzte sich Dreikäsehoch auf und sagte mit bestimmter Stimme: «Durscht!». Gut, aufstehen, Trinkflasche holen, Trinkflasche geben, weiter kuscheln. Nun war das Buch aber nicht mehr interessant. Ich wollte das Licht ausschalten, wogegen er aber protestierte. Ich sagte ihm, er solle das Licht doch selber ausschalten. Dies war überzeugend und er kletterte über mich, um den Knopf zu drücken. Nun drückte er ihn aber nicht nur einmal, sondern verwandelte das Schlafzimmer in eine Disco. Licht an. Licht aus. Mir wurde schon fast schlecht.

Ich raufte die letzten Nerven zusammen und sagte in ruhigem Ton, dass er jetzt noch einmal ein- und ausschalten könne. Er machte weiter. Ich schlug vor, dass ich Musik anmache, wenn das Licht ausbleibt. Er schaltete es aus und möchte die Musik aussuchen. Er wählte Led Zeppelin, was ich zum Einschlafen nicht passend fand. Zum Glück konnte ich ihn von der Meditationsmusik überzeugen, es hatte ja so ein schönes Bild dazu.

Nuschi und Nuggi montiert, kuschelte er sich an mich. Ich wollte ihn zudecken. Nein, keine Decke! Nach ein paar Minuten Musik lauschen, verlangte er dann doch nach der Decke. Rumgewälze, bis es dem kleinen Prinz bequem war. Als ich mich auch endlich wieder entspannen konnte, beruhigte sich unser beider Atem und plötzlich hörte ich ein leichtes Schnarchen. Endlich! Langsam löste ich ihn aus meiner Umarmung, ein Kuss auf die Stirn und ab in den Feierabend. Ab vor den Fernseher, Serie weiterschauen. Eine ganz spannende Folge war es, jedenfalls die ersten 10 Minuten, denn danach war auch Mama auf dem Sofa eingeschlafen.

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Kinder: Neun Monate sehnt man sie herbei und dann machen sie einen Haufen Arbeit. Und bestimmen ab sofort Mamis und Papis Leben. Fünf Mütter und ein Vater schreiben über ihren Alltag mit dem Familienzuwachs. Von Herausforderungen, Veränderungen, Ängsten und Freuden.
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