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Zwischen konsequenter Erziehung und nachgeben

Bin ich eine gute Mutter? Ja!

Mutter sein stellt mich immer wieder vor Herausforderungen (Symbolbild).

Selbstzweifel gehören zum Dasein als Eltern. Geht man zu weit in der Erziehung oder ist man zu lasch? Elternbloggerin Carmen Zettel hat sich auf die Suche nach Antworten gemacht. Und von ihrem Sohn die schönstmögliche Antwort erhalten: «Mami ich hab dich so lieb! Ich möchte dich heiraten!»

Der Kleine macht gerade eine anstrengende Phase durch. Er ist aufmüpfig, frech und vor allem schwerhörig. Ja genau, er hat die «ich-höre-nicht-was-Mami-sagt»-Krankheit. Nun haben wir bei uns zu Hause gewisse Regeln und dazu gehört unter anderem, dass nicht herumgeschrien wird. Aber genau das hat der Kleine letztens den ganzen Tag gemacht.

Es gab ein Geschrei beim Spielen, beim Aufräumen, beim Zähneputzen und zu guter Letzt ein Geschrei bei der Ankündigung: «Wir gehen jetzt ins Bett, wer will eine Gutenachtgeschichte hören?» Der Kleine schrie und stampfte. Da «lupfte» es mir umgangssprachlich gesagt, den Hut. Ich packte den Kleinen und sah ihm wutentbrannt ins Gesicht und drohte: «Wenn du noch einmal so rumschreist, gehst du ohne eine Gutenachtgeschichte ins Bett, klar?» Er nickte und ich fühlte mich besser.

Nein, heisst Nein!

Kurz umgedreht, begann das Geschrei von vorne. Der Kleine schrie, weil der Grössere mit etwas spielte, was der Kleine noch nicht konnte. Ohne zu überlegen packte ich den Kleinen und marschierte mit ihm in sein Zimmer, legte ihn ins Bett, deckte ihn zu und gab ihm einen Gutenachtkuss. Der Kleine fing herzzerreissend an zu weinen. Ein Weinen, das mich als Mami im tiefsten berührte.

Er schreite, schluchzte, flennte und bettelte, als würde es um sein Leben gehen. Da stand ich nun, ganz allein, denn mein Mann gönnte sich gerade seine verdiente Auszeit und ich musste entscheiden. Sollte ich mich dem Flehen des Kleinen ergeben, und ihn doch die Gutenachtgeschichte hören lassen, oder sollte ich jetzt konsequent sein und mich an die vorgegebenen Regeln halten? Was würden Sie tun, in diesem Moment?

Eine schwierige Entscheidung

Ich habe mich für den Teil entschieden, der mühsam ist: die Konsequenz. Ich liess mich schweren Herzens nicht erweichen und zog es durch. Natürlich nahm ich den Kleinen noch in den Arm und erklärte ihm, wieso es jetzt keine Gutenachtgeschichte gibt, aber einfach fiel es mir nicht, das können Sie mir glauben. Ich tröstete den Kleinen, redete noch mit ihm, kuschelte noch und ging danach aus seinem Zimmer. Der Grössere erwartete mich schon mit grossen Augen in seinem Bett und fragte mich: «Mami, hat er wirklich keine Gutenachtgeschichte hören dürfen?».

Ich schüttelte den Kopf, und auch er war traurig. «Also gut, du erzählst mir jetzt die Gutenachtgeschichte und ich und mein Plüschtierli hören dir genau zu. Dann bringst du mein Plüschtierli zu meinem Bruder und dort erzählt es ihm dann die Geschichte, abgemacht?» Innerlich heulte ich, wie süss der Grosse doch nun auch wieder war. Gesagt, getan. Der Kleine war überglücklich, als ich ihm die Nachricht und das Plüschtierli überbrachte und er kuschelte sich damit ein.

Nach diesem aufreibenden Moment war auch ich hundemüde und entschloss mich früh schlafen zu legen. Doch die Selbstzweifel liessen mich nicht in Ruhe schlafen. Handelte ich richtig? Hätte ich es nicht einfach auch beim Ermahnen sein lassen können? Oder wäre ich dann nicht mehr glaubwürdig? Mit tausenden Fragen schlief ich schlussendlich ein.

Der grosse Moment

Der nächste Morgen war nicht sonderlich anders. Der Kleine aufgedreht wie immer, laut wie immer und auch frech wie immer. Als es dann aber Abend wurde und die Stunde der Gutenachtgeschichte kam, war er plötzlich still und ganz lieb. Als er dann schliesslich im Bett lag und ich ihm ein Gutenachtkuss gab und ihn drückte, umarmte mich der Kleine ganz fest und flüsterte mir ins Ohr: «Mami ich hab dich so lieb! Ich möchte dich heiraten!»

Wow, genau solche Momente sind es, die einen bestätigen, in dem was man tut oder macht. Der Kleine so unschuldig und ehrlich und in diesem Moment wusste ich. «Ja, ich bin eine gute Mutter, nicht immer; aber ich versuche immer eine zu sein. Es ist nicht einfach, aber auch ich lerne jeden Tag von Neuem dazu!»

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Kinder: Neun Monate sehnt man sie herbei und dann machen sie einen Haufen Arbeit. Und bestimmen ab sofort Mamis und Papis Leben. Fünf Mütter und ein Vater schreiben über ihren Alltag mit dem Familienzuwachs. Von Herausforderungen, Veränderungen, Ängsten und Freuden.
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