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Campingferien mit dem Nachwuchs, aber ohne Partner

Raus aus dem Familienkokon!

(Bild: Olesia Bilkei)

Unser Elternblogger war mit seinem Sohn, Kollegen und deren Kindern campieren. Auf dem Camping Seelisberg, dem Ort seiner eigenen Kindersommerzeiten. Dabei entdeckte er die Vorteile von Ferien ohne Ehepartner und plädiert dafür, den Familienkokon in den Ferien aufzubrechen.

Dass der Seelisberg-Camping einer der schönsten Camping überhaupt ist, das wusste ich von früher. Als Kinder verbrachten wir ganze Sommer an diesem Ort: Holz sammeln, Feuer machen, Kochen, Fischen, Edelkrebse bestaunen, Zelt nach dem Sturm zusammensuchen und wieder aufbauen und Grossvaters Begeisterung für jegliche Ausbesserungsarbeiten an Tisch, Stühlen, Sonnenschutz, Zelt und Feuerstelle bewundern. Und als Jugendliche immer noch: Sterne gucken, verlegene Küsse, Beachvolley spielen, Lenkdrachen fliegen, Kajak fahren und erschreckendes Hecht-Begegnen beim Nachtschnorcheln.

Dieses Jahr nun zum ersten Mal für eine Woche mit eigenem Nachwuchs, und wieder: Sandburgen bauen, Wasser planschen, Holz sammeln, ins Dorf spazieren, Schmetterlinge und wieder Krebse bewundern, Kochen am Feuer, Marsch zum gemeinsamen Abwasch oder Zähneputzen vorne bei den Wasseranlagen und am Abend gemütlich am Feuer sitzen. Was für ein entschleunigender Rhythmus! Es ist jener der Kinder: Spielen, Kochen, Essen, Schlafen, Spielen, Spielen, Spielen.

Ein Elternteil bleibt Zuhause und eine neue Gemeinschaft entsteht

Diesen Sommer waren wir drei Familien, wobei von jeder Familie ein Elternteil Zuhause blieb. Und das war so richtig gut! So schön Familienferien sind, wer sichs erlauben kann, zusätzlich nur mit dem Kind oder den Kindern und anderen Familienhälften ein paar Tage zu verbringen: Ich fand das super – und das nicht, weil ich die Zweisamkeit in der Partnerschaft satt hätte oder froh bin, von zuhause wegzukommen.

Aber: Alles eingeschliffene Eltern- und Paarverhalten ist weg, Familienstrukturen werden aufgebrochen, die erste Ansprechperson ist nicht der Ehepartner, sondern ein Kollege. Die Kinder orientieren sich an der Gruppe. Die Gemeinschaft ist eine vollkommen andere, gezwungenermassen offenere, als wenn man als und mit kompletter Familie und anderen Familien unterwegs ist. Ich störe mich weder an der Ordnung oder Nichtordnung der anderen Erwachsenen und in unserem Zelt habe ich mein eigenes, geordnetes Chaos.

Komplette Familie = Familienalltag. Auch schön, aber…

Für die Kinder sind das in der Natur sein und die vielen Spielkameraden wohl das wertvollste. Ich aber fand es zudem wohltuend, dass es für die Kleinen absolut normal ist, dass mal der eine, mal der andere zuständig ist für die Kochstelle, den Abwasch oder das Sandburgen-bauen. Sie marschieren und machen gemeinsam mit – egal mit wem. Sie kuscheln und balgen sich mal mit dem einen, mal mit dem anderen Erwachsenen. Das kindliche Gemeinschaftsgefühl überträgt sich auf die ganze Gruppe.

Aber zugegeben, als dann für das letzte Wochenende die Familien komplett waren, das war auch sehr schön. Dennoch: Sofort zieht man sich für Ruhezeiten oder Erziehungsabsprachen in den Familienkokon zurück. Und die einen werden weinerlicher und trotziger, der Familienalltag hat sie sofort wieder. Auch schön und wichtig, aber das Aufbrechen will ich unbedingt wiederholen, spätestens nächsten Sommer auf dem Seelisberg.

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Kinder: Neun Monate sehnt man sie herbei und dann machen sie einen Haufen Arbeit. Und bestimmen ab sofort Mamis und Papis Leben. Fünf Mütter und ein Vater schreiben über ihren Alltag mit dem Familienzuwachs. Von Herausforderungen, Veränderungen, Ängsten und Freuden.
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