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Die bösartige Verschwörung der Umstandsmode-Designer

Sternchen, Blümchen, unförmige Büstenhalter

Schleifen sind gross im Trend.

(Bild: Montage jav)

Und endlich ist es so weit: Die vorschwangerschaftliche Hose passt wieder, der Blick in den Spiegel zeigt bekannte Formen und die dicken Backen sind endlich beim kleinsten Familienmitglied angekommen. Doch die Zeit davor war modische und seelische Folter.

Ja, mir ist durchaus bewusst, es gibt Wichtigeres als Mode. Na, Weltfrieden zum Beispiel. Oder den Windeltest von K-Tipp.

Und doch ist es nicht schlecht, wenn man sich in einer Phase, in der man sich weder psychisch noch physisch wiedererkennt, wenigstens schick verhüllen kann. Wenn sonst nichts angemessen ist, dann wenigstens die Garderobe.

Tägliche Tortur

Es geht nochmals um die Schwangerschaft.

Denn dieses Thema war ein täglicher Aufreger. Jedes Mal, wenn ich mich in meine wenigen tragbaren Klamotten «gemoschtet» habe, habe ich sie verflucht, die Menschen, wegen welchen ich kaum noch etwas anzuziehen hatte.

Denn es scheinen sich Modemacher verschworen zu haben – oder nennen wir sie in dem Fall besser: Kleidungshersteller. Denn mit Mode hat die Umstandskleidung so gar nichts zu tun.

Einseitig bedruckte, billige Stoffe – klein gepunktet, klein geblümelt, klein gesternelt oder auch gern klein gestreift. Das alles selbstverständlich in einem möglichst unvorteilhaften Schnitt.

Bösewichte und Billigkleider

Sie müssen sich mit einem gemeinsamen Ziel zusammengetan haben, an einem nebligen Abend, in einem abgedunkelten, alten Keller mit ihren Katzen auf dem Schoss, kehlig lachend: Die Umstandsmoden-Designer.

Ihre kollektive Mission: Schwangere Frauen sollen sich auf keinen Fall anziehend fühlen, sinnlich, oder – behüte Gott – gar sexy. Sie sollen sich gefälligst auf die Frucht des Leibes konzentrieren. Das erklärte Ziel: Stillosigkeit, Farblosigkeit und vor allem Unförmigkeit. Wie ein Wal im Schlafsack. Da scheint bei allen Modehäusern Einigkeit zu herrschen.

Wenn man jedoch für die paar wenigen Monate ein anständiges Fashion-Budget im Kässeli hat, dann kann man sein Glück in einer schicken Mama-Boutique versuchen, wo man mit Schleifen, Rüschen und Zuckerguss oder mit Spitze und Satin möglichst «weiblich» in Szene gesetzt wird. Nur hat nicht jederfraus Vorstellung ihrer eigenen Schönheit mit einem Rosenblüten-Cupcake zu tun.

Aber es soll ja wohl Frauen geben, die sich schwanger sinnlich und weiblich fühlen, sinnvoll und produktiv. Nun. Ich nicht. Ich fühlte mich meist unsicher, aufgedunsen, unförmig und grundsätzlich schwer.

Auch darunter das Grauen

Ich habe also jedesmal das am wenigsten beleidigende Angebot aus den Abteilungen des Horrors ausgesucht, mich motiviert in die Umkleidekabine zurückgezogen und nach der 20. Jeans, an der das einzig tragbare der Baueinsatz war, verschwitzt und mit einem gebrochenen Selbstwert aufgegeben.

Schlussendlich hab ich mir während der gesamten Schwangerschaft lediglich eine Leggins mit Baucheinsatz angetan. Und die hatte ich so oft an, dass sie die Nachgeburtszeit nicht mehr erlebt hat. Darüber wurde ein Kleid ohne Ausschnitt, ohne Taillengurt, ohne Blümchen und Sternchen geworfen.

Und darunter … eine weitere Verschwörung enthüllt.

Still-BHs – für alle, die das Glück haben, noch nie einem in Natura begegnet zu sein – sehen folgendermassen aus: Es sind hautfarbene, vorkriegszeitliche Büstenhalter unserer Grossmütter, die versuchen, trotz ihrer Fülle unauffällig auszusehen. Keine Bügel, keine formenden Elemente – diese Egozerstörer aus Stoff müssen aber nicht ein herziges A-Körbchen halten, sondern Schwerstarbeit verrichten.

Das sieht dann angezogen ungefähr so aus, als hätte man sich ein ausgeleiertes Stillkissen um den Körper gebunden – ein fleischiger Schlauch, der wenigstens in der Mitte des Bauches etwas Stütze bekommt.

Nun ist das Ganze vorbei, ich bin erlöst – und schon fängt das nächste Drama an. Kinderkleidung, die ein halbjähriges Kind nicht wie die Miniaturausgabe eines «stylischen» Hosenträgerträgers oder wie eine glatzköpfige Cinderella aussehen lässt, aufzutreiben.

Aber darüber hat sich Simone Krebser schon ausgelassen – Da bin ich ganz bei ihr.

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Kinder: Neun Monate sehnt man sie herbei und dann machen sie einen Haufen Arbeit. Und bestimmen ab sofort Mamis und Papis Leben. Fünf Mütter und ein Vater schreiben über ihren Alltag mit dem Familienzuwachs. Von Herausforderungen, Veränderungen, Ängsten und Freuden.
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