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Warum sich die Nachtschichten lohnen

Der Nebenjob – eine kleine Liebeserklärung

Wichtige Lektionen lernen Studenten und Studentinnen nicht immer im Vorlesungssaal – sondern gerne auch mal hinter dem Bartresen.

(Bild: flickr.com/Sigfrid Lundberg)

Neben dem Studium zu arbeiten, bedeutet unter dem Strich weniger Zeit und weniger Energie. Da spricht eigentlich nichts dafür. Oder doch? Das Plädoyer unserer Bloggerin für den Nebenjob.

Der Weg zur Lebensfinanzierung von Studenten könnte nicht unterschiedlicher ausschauen. Während die einen Monat um Monat von Mama und Papa den grossen Batzen zugesteckt bekommen, ohne einen Finger zu rühren, sind die anderen auf einen Nebenjob angewiesen, um über die Runden zu kommen.

Das harte Pflaster Nebenjob

Nach der Mittagsschicht tun einem die Füsse weh, der Kopf brummt und ein Gast hat mit seinem überheblichen Gehabe die Laune in den Keller katapultiert. Jetzt noch den Hintern in die Bibliothek bewegen? Niemals! Und wieder verstreicht ein Nachmittag, an dem man eigentlich noch die Lektüre fürs Seminar am nächsten Tag eingeplant hätte. Eine Woche später: Ein Mitarbeiter fällt aus und prompt steht man am Abend wieder hinter der Bar, anstatt sich angemessen auf ein Referat vorzubereiten.

Ja, ein Nebenjob macht einem den Studentenalltag nicht einfacher. Diejenigen, die sogar mit mehr als einem Job jonglieren, wissen erst recht, wovon ich rede.

Fehlende Credits oder wütende Mitarbeiter?

Immer wieder ruft die Pflicht der Arbeit. Priorisiere ich die Anforderungen des Studiums gegenüber dem Einsatzplan der Bar, sind auch die Mitarbeiter von den Folgen betroffen. Wird das Seminar nicht angerechnet, weil man zu viel gefehlt hat, muss man sich nur vor sich selbst verantworten.

Wohin man bei einer nötigen Priorisierung tendiert, sollte damit klar sein. Dass man etwas frustriert ist, wenn dann am Ende des Semesters weniger Credit-Points angerechnet werden, auch.

Basteln, Briefe und Bier

Trotzdem schaffen die Nebenjobs den nötigen Ausgleich, lassen mich am Abend müde in das Kissen fallen, wecken in mir die Seiten, die beim Studieren zu kurz kommen.

Was für eine Person wäre ich heute, hätte ich nie quengelnden Kindern in den Herbstferien Basteln mit Fimo-Knete beigebracht und mich so in Geduld geübt? Wäre ich heute genauso wertschätzend gegenüber einfacher Arbeit, wenn ich über die Jahre nie Unmengen an Plakaten geordnet und Briefe verpackt hätte? Verfügte ich über das gleiche Menschenbild, wenn ich nie um vier Uhr morgens Bier an Betrunkene ausgeschenkt hätte?

Solche «Was wäre wenn»-Fragen lassen sich bekanntlich nie wirklich beantworten. Sicher ist jedoch, dass ich ohne meine Nebenjobs um einige Erfahrungen, um einige liebe Bekanntschaften und schöne Erinnerungen ärmer wäre.

Neue Blickwinkel

Ausserdem passierte zwischen Aktenordnern und dem Bartresen immer das, was mich persönlich, aber auch beruflich gesehen weitergebracht hat. Ich lernte mich und die Gesellschaft auf einer anderen Ebene kennen, als es mir durch die Seminarlektüre oder eine Vorlesung möglich gewesen wäre.

Auch wenn der Nebenjob immer wieder Nerven brauchte (ja, richtig viele sogar), hat sich der ganze Kampf zum Schluss doch eigentlich immer gelohnt.

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Kommilitonen, Nebenjob, Credits, Wohngemeinschaften, Prüfungszeit, Ausgang, Semesterferien, Essays – Begriffe, die den Alltag von Studierenden prägen. Im Campus-Blog schreiben Studierende aus unterschiedlichen Semestern über ihr Leben in Luzern, ihre Freizeit sowie die Hürden und Freuden an der Uni oder Hochschule.
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