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Der Traum vom süssen Nichtstun nach dem Masterabschluss

Die eine Reise, die sich anfühlen sollte wie keine je zuvor

Die lange Reise nach dem Studium: Ein Traum mit Hindernissen.

(Bild: flickr/tim schwan)

Viele durften sie bereits erleben: die grosse Freiheit des Reisens. Für andere stellt sie den Aussichtspunkt dar, das Studium möglichst effizient abzuschliessen. Doch das süsse Gefühl des Nichtstuns hat einen Haken.

Sei es in dem obligaten Zwischenjahr nach dem Gymnasium oder in der Übergangszeit zwischen Bachelor- und Masterstudium – so manche reisefreudige Studenten zog es bereits in die Ferne, um ein Robinson-Crusoe-Dasein zu fristen. Auch ich darf mich zu den Glücklichen zählen, deren Reiserucksack mit schon einigen Destinationen gefüllt ist.

Dies einerseits dank einem ebenfalls relativ reisewütigen, väterlichen Familienmitglied. Andererseits aufgrund einer einmal losgetretenen und nicht mehr zu zügelnden Sehnsucht nach dem Unbekannten und Ungesehenen auf dieser Welt. Ein Ziehen, das mich auch in den zeitlich und finanziell ungünstigsten Situationen quasi dazu zwingt, wertvolle Studienzeit auf digitalen Reiseblogs und Buchungsseiten zu verplempern (danke, Papa).

Vom Wunsch nach Freiheit …

Auch wenn mein Reiserucksack schon anständig gefüllt ist – Platz nach oben besteht dennoch. Insbesondere für eine ganz besondere Reise: die grosse Post-Studium-Reise. Die Reise nach Abschluss des Masterstudiums, die sich so wohlverdient und freiheitlich anfühlen soll wie keine Reise je zuvor.

Die Reise, die am besten ein ganzes Jahr lang dauern sollte, idealerweise gemeinsam mit der besten Freundin oder dem Freund, ein Herumziehen von Land zu Land, von Kontinent zu Kontinent, ohne jeglichen Stress, ohne alltägliche Erwartungen und Verpflichtungen – Hedonismus pur. Man stelle es sich vor, das süsse Gefühl des Nichtstuns, unterstützt von der Sicherheit eines Masterabschlusses in der Hosentasche.

… auf den harten Boden der Realität

Der Haken an diesem Traum von der grossen «Nach-dem-Studium»-Reise: Die Wirklichkeit sieht leider etwas anders aus. Bedeutet ein Masterabschluss in der Hosentasche zumindest im Bereich der Geistes- und Sozialwissenschaften doch in erster Linie die rasche Suche nach einer Praktikumsstelle. Ist das Praktikum geschafft, geht es ums Ergattern einer Festanstellung.

Zu gross erscheint die Gefahr, nach Jahren der akademischen Ausbildung als unterforderter und unterbezahlter Praktikums-Hopper zu enden. Eine längere, hedonistisch angefärbte Reise lässt sich in diesen straffen Zeitplan nur schwierig integrieren. Von den finanziellen Mitteln – Praktikumslohn sei Dank – ganz zu schweigen.

Wo ein Wille, da ein Weg

Entpuppt sich der Weltenbummlertraum, der mich so motivierend durch mein Studium hindurchträgt, am Ende also als eine Illusion? Zugegeben, rational durchdacht scheint er nicht komplett realistisch zu sein. Doch wo ein Wille ist, ist auch immer ein Weg. Und dieser Weg könnte durchaus ins Ausland führen. Schliesslich gibt es auch ausserhalb der eigenen Landesgrenzen Praktikumsstellen und Jobangebote. Und eine längere Reise im Lebenslauf muss auch nicht zwingend ein Hindernis darstellen – im Gegenteil. Einzig die Vorstellung von der einjährigen Spassreise unmittelbar nach dem Studienabschluss, bestenfalls noch mit der schäumenden Schampus-Flasche in der Hand, muss möglicherweise noch etwas überarbeitet werden.

Doch wenn einem das Reisen eines lehrt, dann, dass nichts im Leben komplett durchgeplant werden kann. Nun heisst es erst mal, den langersehnten Masterabschluss überhaupt zu erwerben. Alles andere wird sich dann schon ergeben. In diesem Sinne: Allen weiterhin eine angenehme Semesterpause. Nicht immer können Ferien nur Spass bringen, geschweige denn, ein ganzes Jahr lang dauern.

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Kommilitonen, Nebenjob, Credits, Wohngemeinschaften, Prüfungszeit, Ausgang, Semesterferien, Essays – Begriffe, die den Alltag von Studierenden prägen. Im Campus-Blog schreiben Studierende aus unterschiedlichen Semestern über ihr Leben in Luzern, ihre Freizeit sowie die Hürden und Freuden an der Uni oder Hochschule.
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