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Innere Ruhe dank Beurlaubung vom Uni-Betrieb

Studi-Selbstgespräche, die ich für einmal nicht führe

Das Dilemma: Höre ich auf das mahnende Studi-Ich, oder ist die Ausrede überzeugender?

(Bild: fotolia)

Das Semester ist nun gut einen Monat alt geworden – diesmal aber nicht für mich. Ich bin gerade zu Karriereförderungszwecken beurlaubt und absolviere ein Praktikum. Da ich mich weder für Kurse einschreiben musste noch welche belege, ist mir aufgefallen, wie viele Gespräche ich mit meinem inneren Studi-Ich nicht führe – und irgendwie fast vermisse.

Vermutlich meint sie es gut. Die Stimme, die sich mahnend übers Semester meldet und sich über wichtige Themen unterhalten möchte. Weil gefälligst Arbeiten zu produzieren, Klausuren vorzubereiten und andere, sehr wichtige Dinge zu erledigen und zu beachten sind. Mehr als ein inneres Streitgespräch wäre nun schon fällig, würde ich mitten im Uni-Alltag stecken. Anhören würden sich diese ungefähr so:

«Ich hab dir gesagt, ein paar Tage Ferien weniger tun es auch.»

Der Budget-Rettungsversuch

Das ist einer der ersten Besserwisser-Sätze, den mir mein Studi-Gewissen im Sommer triumphierend unter die Nase hält. Und zwar dann, wenn man gewissenhaft nach zwei Dritteln der Semesterferien mal den Studi-E-Mail-Account checkt und dabei über die Rechnung für die Semestergebühren stolpert.

Von der eigentlich klar ist, dass sie immer wieder kommt. Und die man aber doch gerne verdrängt, nur um dann erschreckt den Posteingang anzustarren. Bis man dann merkt, dass ein paar Arbeitseinsätze mehr nicht schaden könnten. Womit wir zur nächsten, freundlichen Aufforderung ans Selbst kämen:

«Schreib endlich an deinen Arbeiten!»

Die Motivationsversuche

Der einzige Satz, der auch jetzt hin und wieder vom schlechten Gewissen thematisiert wird. Fest hatte ich mir (mal wieder) über den Sommer vorgenommen, eine Seminararbeit zu verfassen. Gehindert haben mich diesmal nicht die Extra-Arbeitseinsätze, um das Loch in meinem Studi-Budget zu stopfen; eher ist es so, dass nach einem im Büro mit Schreiben verbrachten Tag das Weiterschreiben nicht mehr so hoch im Kurs steht. Das Wochenende gäbe es auch noch? Netter Versuch, Studi-Ich. Das hat schon vor dem Urlaubssemester schlecht funktioniert. Sagt dir Prokrastination etwas?

«Diesmal belegst du nur Kurse, welche dich interessieren.»

Planungswidrigkeiten

Der nächste, eigentlich gut gemeinte Hinweis zum eigenen Selbst, der für einmal fehlt. Je weiter man im Studium kommt, desto höher wäre eigentlich die Wahrscheinlichkeit, dass es umsetzbar wird. Weil beispielsweise die Pflichtmodule wegfallen. Die Realität: Der Stundenplan wird primär um die Arbeit herumgebastelt. An den Uni-Tagen werden dann meistens auch vorerst die Kurse gebucht, die Interesse wecken (und in denen hoffentlich nicht um den Platz gelost werden muss).

Ist diese Phase abgeschlossen, ergänzen auch Veranstaltungen den Stundenplan, die eben gerade am Dienstag um die und die Zeit stattfinden. Das mit dem NUR kann man meistens vergessen. Ehrlicherweise gibt es noch einen anderen Aspekt: «Und sowieso, Kurse am Freitag nimmt doch keiner freiwillig», entgegne ich meinem Uni-Ich auch öfters.                                                                      

«Vor den Prüfungen sind gefälligst alle Unterlagen bereit und sortiert, junge Dame!»

Organisationsfragen

Geht in die Kategorie mit dem fleissigen Arbeitschreiben: Oft erwähnt, noch öfter nicht umgesetzt. In den ersten beiden Semestern hat mein Studi-Ich allerdings kleine Erfolge verbucht, die Notizen aus den Vorlesungen haben nicht erst ein paar Tage vor der Prüfung den Weg in farblich sortierte Mäppchen gefunden.

Dann nahm die Chaotin – oder der inne Schweinehund, ganz sicher bin ich nicht – überhand. Das Ausdrucken und Sortieren der Unterlagen gehört jetzt also fest zur Klausurvorbereitung. Allerdings hat das Ganze auch einen gewissen Lerneffekt, denn auch beim Querlesen der Unterlagen bleibt scheinbar einiges hängen. In Kombination mit der restlichen Vorbereitung (unter logischerweise dann «etwas» mehr Zeitdruck) hat es mit den Prüfungen so bisher immer geklappt. «Nimm das, du besserwisserisches, mahnendes Studi-Ich!», würde ich im Dezember oder Juni dann hoffentlich triumphierend sagen.

Doch etwas Nostalgie

Die Liste wäre noch viel länger, aber sie zu vervollständigen, würde bald zum Essay ausarten. Und doch: Ganz missen könnte und wollte ich die lustigen Uni-Dialoge mit mir selbst sowieso nicht. Sind sie doch noch ein Versuch, das Studi-Ich ständig etwas zu verbessern. Und hin und wieder hat die kleine Stimme ja auch Erfolg, immerhin hat sie mich souverän zum Bachelor-Abschluss genörgelt.

Nicht zuletzt fördern sie auch lustige Diskussionen zwischen mir und meinen Mitstudenten, denn offenbar führen die meisten diese oder ähnliche Dialoge. Und es ist erheiternd zu erfahren, welche Erfolge man damit verbucht ­– oder welch kreative Ausrede man der mahnenden Studi-Stimme gerade wieder aufgetischt hat.

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Kommilitonen, Nebenjob, Credits, Wohngemeinschaften, Prüfungszeit, Ausgang, Semesterferien, Essays – Begriffe, die den Alltag von Studierenden prägen. Im Campus-Blog schreiben Studierende aus unterschiedlichen Semestern über ihr Leben in Luzern, ihre Freizeit sowie die Hürden und Freuden an der Uni oder Hochschule.
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