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Interview mit dem StudRat der Uni Luzern

«Der Unigang in Luzern ist manchmal wie die Wandelhalle in Bern»

Matthias Cotting (24) studiert im Bachelor Philosophie an der Uni Luzern und engagiert sich im StudRat.

(Bild: Magdalena Oberli)

Im StudRat – dem studentischen Parlament – üben sich Studierende im Debattieren und setzen sich für ihr Volk – also die Studierenden – ein. Ein Parlamentarier erzählt aus dem Nähkästchen.

Auch an der Uni gibt’s ein Parlament. Und zwar den StudRat. Dort debattieren Studierende über ihre Anliegen, reichen Vorstösse ein und gestalten ihr Unileben aktiv mit. Matthias Cotting (24) studiert im Bachelor Philosophie an der Uni Luzern und engagiert sich seit anderthalb Jahren im StudRat. Im Interview mit dem Campus-Blog erzählt er von seinem Engagement.

Magdalena Oberli: Wie kam es zu deinem Engagement im StudRat?

Matthias Cotting: Ich kam nicht über den «normalen» Weg, also eine Wahl, in den StudRat. Es ging bei mir eher unter der Hand. Einige meiner Kollegen waren auf der Linken Liste und haben mich gefragt, ob ich mitmachen will. Sie suchten jemanden, der engagiert ist und Lust hat, Dinge zu verändern. Das passte zu mir, weshalb ich sofort zusagte.
Ausserdem studierte ich damals noch Politikwissenschaften. Ich erhoffte mir einen praktischen Bezug zum Studium und wollte einfach ein bisschen mitdiskutieren. Mittlerweile habe ich ins Hauptfach Philosophie gewechselt, was mir auch sehr gut entspricht.

Magdalena: Was machst du in deiner Funktion als StudRat?

Matthias: Ich nehme in erster Linie an Sitzungen teil. Wir besprechen viele Themen, welche die einzelnen Listen – sozusagen die Parteien – eingebracht haben, und versuchen, die bestmögliche Lösung für alle Beteiligten zu finden. Dies kann sehr mühsam sein und sich über mehrere Monate hinziehen, aber zwischendurch gibt es auch schöne Momente, bei denen alle am selben Strang ziehen.

Magdalena: Kannst du ein konkretes Beispiel nennen?

Matthias: In einem Fall ging es um die Einführung eines Schlüssels für die Behindertentoiletten, weil es leider vermehrt zum Gebrauch dieser Toiletten durch Nicht-Behinderte kam. Durch die Einführung eines Schlüsselsystems wurde das Problem gelöst.

Ein anderes Mal hatten wir lange Diskussionen zum VSS, dem Verband der Schweizer Studierendenschaften. Es ging hier um die Frage, ob die erbrachten Leistungen zufriedenstellend sind und wir weiterhin bereit sind, viel Geld für den jährlichen Beitrag in die Hand zu nehmen. Schlussendlich haben wir uns entschieden auszutreten, mit der Option, nach einem Jahr zurückzukommen, da die Mehrheit unzufrieden war mit der Arbeit des VSS. Auch unipolitisch setzten wir uns immer wieder für gewisse Dinge ein, etwa dafür, dass Microsoft Office gratis bleibt für die Studierenden.

«Budgetentscheidungen sind frustrierend.»
Matthias Cotting, Mitglied im StudRat der Uni Luzern

Magdalena: Wie weisst du, was die Studierenden gerade bewegt?

Matthias: Da ich früher Teil des kuso-Vorstands (Fachschaft der Kultur- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät) war (zentralplus berichtete), habe ich mir als Teil dieses Amtes ein grosses Netzwerk unter den Studierenden aufgebaut. Ausserdem trifft man mich sehr oft in und vor der Universität an. Nicht zuletzt besprechen wir an Listen-Sitzungen, welche Themen uns oder unsere Kollegen gerade bewegen, und bringen diese dann ein.

Magdalena: Was stellt dich auf bei deinem Engagement im StudRat? Was frustriert dich?

Matthias: Wenn eine Idee, die ich unterstützenswert finde, vom StudRat positiv aufgenommen wird, ist das ein Erfolgserlebnis. Frustrierend hingegen sind Budgetentscheidungen, welche sich aufgrund von festgesetzten Meinungen und teilweise abstrusen Ideen unnötig in die Länge ziehen.

Magdalena: Du engagierst dich auch ausserhalb der Uni politisch. Letzten Frühling hast du für die SP im Grossstadtrat kandidiert. Woher kommt deine Leidenschaft für Politik?

Matthias: Politik interessierte mich schon immer. Ich akzeptiere nicht gerne Entscheidungen von anderen Personen über meinen Kopf hinweg. Ich widerspreche gerne und bringe meine eigenen Vorstellungen einer perfekten Welt ins Spiel. Der «echte» Politikbetrieb und was an der Uni läuft, ergänzen sich dabei gut.

Magdalena: Wo siehst du Parallelen vom StudRat zum «echten» Politbetrieb?

Matthias: Es gibt Absprachen, um gewisse Dinge einfacher und schneller durchzubringen. Es wird nicht nur während den Sitzungen «verhandelt». Viele Gespräche finden im Gang des Unigebäudes oder in der Mensa bereits statt. Der Unigang in Luzern ist manchmal wie die Wandelhalle in Bern.

Magdalena: Was hast du in deiner Zeit als StudRat gelernt?

Matthias: Nicht locker zu lassen und zu versuchen, für das Richtige einzustehen.

«Ich wünsche mir mehr Lernplätze und, dass das Unigebäude ein bisschen heimeliger wäre.»
Matthias Cotting

Magdalena: Was gibt dir dein Engagement zurück?

Matthias: Wenn Freunde, die eine Entscheidung gut fanden, zu mir kommen und mich beglückwünschen, fühle ich mich wertgeschätzt. Das motiviert mich, weiterzumachen.

Magdalena: Was möchtest du schon lange für die Studierenden umsetzen, wenn du genügend Zeit und Mittel zur Verfügung hättest?

Matthias: Zum einen wünsche ich mir schon lange mehr Lernplätze, zum anderen wäre es schön, wenn das Unigebäude ein bisschen «heimeliger» wäre. Ich denke hier an das Untergeschoss, das relativ klinisch aussieht und deshalb nicht gerade zum Arbeiten motiviert. Zudem hat es zu wenig Platz in der Mensa.

Magdalena: Weshalb würdest du einem Mitstudierenden empfehlen, sich ebenfalls zu engagieren an der Uni, sei es im StudRat oder sonstwo?

Matthias: Ein freiwilliges Engagement gibt dir immer etwas zurück. Du lernst viele tolle Menschen kennen. Während den Sitzungen bekämpfst du vielleicht einige aufs Härteste, nachher geht ihr aber zusammen Bier trinken und habt einen lustigen Abend zusammen.

Der StudRat
Der StudRat ist das Parlament der Studierendenorganisationen (SOL) der Uni Luzern. Als solches gibt er dem SOL-Vorstand die Richtung vor und entscheidet über Anliegen, welche der SOL-Vorstand behandeln soll. Der StudRat besteht aus 20 StudRats-Mitgliedern, welche alle 2 Jahre von der Studierendenschaft der Universität Luzern gewählt werden. Aktuell sind mit diesen StudRäten drei Listen vertreten. Die Pro Justitia besetzt 9 Sitze, Die Liste besetzt 8 Sitze und die theoLogische Liste besetzt 3 Sitze.
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Kommilitonen, Nebenjob, Credits, Wohngemeinschaften, Prüfungszeit, Ausgang, Semesterferien, Essays – Begriffe, die den Alltag von Studierenden prägen. Im Campus-Blog schreiben Studierende aus unterschiedlichen Semestern über ihr Leben in Luzern, ihre Freizeit sowie die Hürden und Freuden an der Uni oder Hochschule.
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