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Neubauten in Perlen im Dialog mit der Industriekultur

Modernes im Dorf

Der Neubau profitiert von der Lage am Industriekanal.

(Bild: Gerold Kunz)

Neben den drei Zeilenbauten der Wohnkolonie Fahr sind zwei Neubauten entstanden, die in Volumen, Materialisierung und Farbigkeit ganz anders sind. Dennoch ergeben sich im Nebeneinander interessante Bezüge, die diese Nachverdichtung rechtfertigen.

Während in der Stadt Luzern die jüngsten Neubauten an der Bundesstrasse sich in der Gestaltung an der Vormoderne anlehnen, ist in Buchrain in Sichtnähe zur Autobahn und zur Industrie eine Wohnanlage von modernem Zuschnitt entstanden. Ein 90 Meter langer Gebäuderiegel wurde hier quer zum Reusskanal gesetzt. Damit nimmt der Neubau Lage und Ausrichtung der benachbarten Holzbauten der Wohnkolonie Fahr auf, die im Bauinventar des Kantons Luzern als schützenswertes Kulturobjekt eingetragen ist.

Der Neubau übernimmt die Ausrichtung vom benachbarten Zeilenbau der 1930er Jahre.

Der Neubau übernimmt die Ausrichtung vom benachbarten Zeilenbau der 1930er Jahre.

(Bild: Gerold Kunz)

Als die Bauten der Wohnkolonie 1930 entstanden, hatte sich Perlen längst als Industrievorort etabliert. Wenige Jahre zuvor wurden Wohnhäuser für die Angestellten noch im Heimatstil gebaut und formten sich zum Dörfli. Die schlichten Holzbauten hingegen wurden, ganz dem damals aufkommenden Zeitgeist entsprechend, in einer sachlichen Architektursprache und als Zeilenbauten entwickelt. Sie gelten deshalb als Pionierbauten des Modernen Bauens im Kanton.

Wie die Altbauten steht auch der Neubau mit dem Kopf am Wasser.

Wie die Altbauten steht auch der Neubau mit dem Kopf am Wasser.

(Bild: Gerold Kunz)

Mit dem Autobahnanschluss hat sich die Lagequalität des Industrieorts verändert. Überall im Kanton Luzern entstehen an besonders gut erschlossenen Lage Neubauten, die sich mit ihrer modernen Formensprachen an ein urbanes Publikum richten. So auch in Perlen, wo der Investor seine Wohnbauten als Reussperle Buchrain anpreist. Längst befinden sich die Architekturvorstellungen im Wandel. Das Moderne, einst eindeutiger Hinweis auf eine urbane Gesinnung, wird heute aber gerade wegen der enormen Bautätigkeit im ländlichen Raum zum Kennzeichen des Dorfes.

Die beiden Neubauten folgen dem gleichen Gestaltungskonzept.

Die beiden Neubauten folgen dem gleichen Gestaltungskonzept.

(Bild: Gerold Kunz)

Der Lage am Industriekanal und im Anschluss an die bedeutende Wohnkolonie ist einiges an Qualität abzugewinnen. Zwar zeigt sich der Hauptbau heute noch etwas ungeschützt, aber es sind weitere Bauten im Zwischenraum bis zur Strasse geplant, die der Siedlung mehr Halt geben werden. Mit der erdtönigen Farbgebung kommt Atmosphäre in die Bauten, die sich in einem Umfeld aus unterschiedlichsten Architekturen behaupten müssen.

Der Kopfbau der Wohnkolonie ist in die Neubaukomposition integriert.

Der Kopfbau der Wohnkolonie ist in die Neubaukomposition integriert.

(Bild: Gerold Kunz)

Unklar scheint die Zukunft der Wohnkolonie. Von den ursprünglich sechs Zeilenbauten blieben deren drei erhalten, die nicht oder nur teilweise bewohnt werden. Zu hoffen ist, dass diese fachgerecht saniert und wieder für Wohnzwecke genutzt werden, damit hier hochwertiger Wohnraum und eine durchmischte Nachbarschaft entsteht. Die Neubauten lassen dies, trotz der anderen Gestaltung, dennoch zu.

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