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Dennoch ist Luzern weit von Architekturbücherstadt entfernt

Auszeichnungen für drei Luzerner Architekturpublikationen

Drei ausgezeichnete Luzerner Architekturbücher (Foto: Gerold Kunz)

Was haben die Architekturgalerie Luzern, das Museum im Bellpark und die Architekten Graber & Steiger gemeinsam? Sie haben alle 2018 für ihre Architekturpublikationen internationale Anerkennung erhalten. Doch Luzern ist noch weit davon entfernt, sich als Architekturbücherstadt zu verstehen.

Architekturpublikationen haben in Luzern eine lange Tradition. Hannes Ineichen und Tomaso Zanoni eröffneten 1985 mit «Luzerner Architekten» einen Reigen von Produkten, der bis heute anhält. Zu den Luzerner Trouvaillen zählen auch der längst vergriffene Katalog von 1988 «Partituren und Bilder» zu Peter Zumthors gleichnamiger Ausstellung in der Architekturgalerie Luzern. Er wird heute zu Liebhaberpreisen gehandelt. Auch wenn dem Verleger Heinz Wirz und seinem Quart Verlag 2014 der Anerkennungspreis der Stadt Luzern zugesprochen wurde, ist Luzern weit davon entfernt, sich als Architekturbücherstadt zu verstehen. Diese Haltung ist zu überdenken, wie drei 2018 ausgezeichnete und in Luzern entwickelte Publikationen belegen.

Katalog Rolf Mühlethaler, Bildseite (Foto: Gerold Kunz)

Katalog Rolf Mühlethaler, Bildseite (Foto: Gerold Kunz)

Mit dem Prädikat «Schönste Bücher Österreichs» wurde der Katalog von Rolf Mühlethaler ausgezeichnet. Die Teilnahme an der Ausschreibung war möglich, weil die Publikation in Österreich gedruckt wurde. Die Architekturgalerie Luzern als Herausgeberin, Park Books als Verleger und Mühlethaler als Ausstellungsmacher erbrachten wichtige Leistungen, weshalb hier viel der Ehre Luzern respektive der Schweiz gebührt.

In Luzern hat nicht nur Mühlethalers Ausstellung «Fragile Ordnung» stattgefunden, sondern von hier aus wurden auch die Inhalte für den gleichnamigen Katalog betreut, namentlich von Toni Häfliger, der auch die Wiener Gestalterin Gabriele Lenz vermittelte, die sich bereits um den zweiten Katalog der Architekturgalerie kümmerte. Der Katalog folge dem Prinzip der Reduktion; die Grafik sei dabei der Ordnung, Vereinfachung und Zurückhaltung verpflichtet, hält die Jury fest. Sie erkennt in der Gestaltung die Haltung des Auftraggebers wider, was bei dieser Publikation zur geglückten Einheit von Inhalt und Gestaltung führt.

Katalog Rolf Mühlethaler, Textseite (Foto: Gerold Kunz)

Katalog Rolf Mühlethaler, Textseite (Foto: Gerold Kunz)

Auch «Finding Brutalism – eine fotografische Bestandsaufnahme britischer Nachkriegsarchitektur» des Fotografen Simon Phipps wurde ausgezeichnet. Das Deutsche Architekturmuseum hat an zehn Architekturbücher den «DAM Architectural Book Award 2018» verliehen, darunter der von Hilar Stadler und Andreas Hertach herausgegebene Bildband zur gleichnamigen Ausstellung im Museum im Bellpark. Das überaus Spannende an Phipps Fotografien sei die Dokumentation eines Alterungsprozesses, schreibt die Jury.

Phipps führe den Betrachter durch eine Bauepoche, die durch ein ausgeprägtes Materialbewusstsein gekennzeichnet sei, und fordere ihn auf, diese Architektur noch einmal intensiv wahrzunehmen. Der Fokus dieses Buchpreises liegt auf dem Inhalt. Die von den Grafikerinnen Megi Zumstein, Claudio Barandun und Carla Crameri gestaltete Publikation ist bei Park Books erschienen. Die Auszeichnung wurde somit einer Schweizer Publikation zugesprochen.

Katalog Simon Phipps, Bildseite (Foto: Gerold Kunz)

Katalog Simon Phipps, Bildseite (Foto: Gerold Kunz)

Die Website der Architekten und ihre im Luzerner Quart Verlag erschienene Monografie «Graber & Steiger, Bauten und Projekte 1995-2015», welche beide vom Grafikteam C2F, Cibu Richli, gestaltet wurden, sind von der Society of Typographic Arts Chicago STA ausgezeichnet worden. An der «STA 100 competition» wurden neben der Arbeit aus Luzern auch der grafische Auftritt der 37. Kunstbiennale von La-Chaux-de-Fonds und das auf zeitgenössische Musik fokussierte «Festival Archipel» in Genf ausgezeichnet.

Die Chicagoer Typografiegesellschaft legt den Schwerpunkt zwar auf die Grafik, dennoch sollte die Auszeichnung für die Luzerner Architekten ein Ansporn sein, ihre Arbeiten auch im fernen Amerika bekannt zu machen und auf die Ehrung eine Ausstellung in der Luzerner Schwesterstadt folgen zu lassen.

Katalog Graber & Steiger, Bildseite (Foto: Gerold Kunz)

Katalog Graber & Steiger, Bildseite (Foto: Gerold Kunz)

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