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Von Maihof bis Bahnhof Luzern den Ampeln folgen

Meine grüne Welle

Zürichstrasse, Löwencenter (Bild: Gerold Kunz)

Auf dem Weg zum Bahnhof Luzern fahre ich an neunzehn Ampeln vorbei. Jede hat ihren eigenen Charakter, aber dennoch keinen eigenen Namen. In der Weihnachtszeit versöhnt das Lichtspiel mit dem Stadtbild. Ein saisonales Loblied auf einen ungeliebten Dauergast.

Das glänzende Rot könnte einen Christbaum schmücken, das strahlende Gelb die Sonne simulieren, die sich in dieser Jahreszeit zu selten zeigt. Und das leuchtende Grün muss in der Dunkelheit als Symbol der Hoffnung verstanden werden. Ampeln gehören zur Grundausstattung einer modernen Stadt.

Sie stoppen den Verkehr oder geben ihm die Bahn frei. Sie müssen beachtet werden und fristen dennoch ein Schattendasein. Ampeln tragen keine Namen und arbeiten autonom. Sie reagieren auf Nachfrage und haben geregelte Einsatzzeiten. In der Weihnachtszeit versöhnt das Lichtspiel diese technische Einrichtung mit dem Stadtbild.

Neunzehn Ampeln zähle ich, wenn ich vom Maihof zum Bahnhof Luzern fahre. In der Dämmerung sind sie besonders schön. Sie stellen sich auf meinem Weg in neun Gruppen auf, was ihre Wirkung verstärkt. Denn im Zusammenspiel entfalten die Ampeln ihre grösste Faszination.

Mit schneller Reaktion und Radar

Im Maihof steht die Ampel einsam und auf sich gestellt. Sie ist auf Dialog angewiesen und reagiert wohl deshalb sofort auf jede Fussgängeraktion. Auch die Buschauffeure verfügen über sie. Aus Respekt hat die Polizei ihr einen Radar zur Seite gestellt.

Bus-Endstation Maihof (Bild: Gerold Kunz)

Bus-Endstation Maihof (Bild: Gerold Kunz)

In Sichtdistanz befinden sich die beiden jüngsten Ampeln des Streckenabschnitts. Ich vermute, diese wurden erstellt, um den Journalisten der Luzern Zeitung und von Tele 1 einen schnellen Zugang zur Hauptstrasse zu gewähren. Als rasende Reporter müssen sie sofort auf wichtige Schauplätze berufen werden können.

Als ein Rest der aufgelösten Busstation Rotsee ist die nächste Ampel zu verstehen. Sie half während Jahren, Autos von der Libellenstrasse in die Maihofstrasse einzufügen. Seit der Schleichweg von der Sedelstrasse unterbunden wird, hat der Verkehrsstrom nachgelassen. Eine Frage der Zeit, und diese Ampel wird aufgelöst.

Gefährliches Ampelinferno

In der Weggismatt beginnt ein wahres Ampelinferno. Hier folgen vier Ampeln dicht aufeinander. Die Anlage stellt den Autobahnanschluss sicher. Seit sie für Fahrräder ergänzt wurde, muss ich meine Kette seltener wechseln. Dieser anspruchsvolle Abschnitt ist für alle Beteiligten gefährlich und eine Missachtung der Signale lohnt sich nicht.

Nur zu Hauptverkehrszeiten im Einsatz ist die Anlage am Löwenplatz. Wochentags schaltet sie um sieben Uhr ein. Wer im Tempo die Zürichstrasse runterfährt, hofft hier auf eine grüne Welle. Die Ampel in der Mitte gehört den Touristen. Sie geben hier den Takt an. Die Ampeln wurden errichtet, um dem Verkehr zur freien Fahrt zu verhelfen, denn zu dicht waren die Fussgängerströme, die zum Löwendenkmal pilgerten. Hier befinden wir uns in der Innenstadt.

Demokratie in der Innenstadt

Beim Luzernerhof treffen drei Verkehrsachsen aus den Stadtquartieren Maihof, Wesemlin und Halde aufeinander. Die drei Ampeln bereiten auf die Einfahrt in den Schweizerhofquai vor. Hier macht das Warten zum ersten Mal Sinn, da der begrenzte Blick auf See und Berge ein besonderes Erlebnis ankündigt.

Am Schwanenplatz werden die Ampeln zur Nebensache. Der Verkehr wird von den Manövern der Busse, Reisecars und Lieferwagen gesteuert. Wer hier warten muss, kriegt viel zu sehen.

Die Ampeln am Bahnhof folgen demokratischen Gesetzen. In regelmässigen Intervallen wird der Verkehr aus allen Richtungen mit Grünphasen bedient. Wer hier zu spät unterwegs ist, holt seinen Rückstand nicht mehr auf. Zum Jahresende helfen gute Vorsätze, im kommenden Jahr sich etwas früher auf den Weg zu machen.

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