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Gerold Kunz in Chicago

Aus Industriebau wird Corporate Design

Wandmalerei von Gabriel Specter. (Bild: Gerold Kunz)

Die Chicagoer Firma Upton’s Naturals produziert ausschliesslich vegane Lebensmittel. Doch nicht nur die Ansprüche an die Nahrung, auch jene an die Lebensweise haben die beiden Firmengründer einen eigenwilligen Bauentscheid treffen lassen. Sie wohnen und arbeiten unter einem Dach.

Das Gebäude steht in einer gewerblichen Umgebung an einer stark befahrenen Hauptstrasse, die ins Herz der Stadt führt. Im Unterschied zu den benachbarten Backsteinbauten wurde der 2014 fertiggestellte Neubau mit Betonelementen ausgeführt.

Was für einen Gewerbebau durchaus üblich ist, wird hier aufgrund der kombinierten Nutzung (Verkauf, Wohnen, Arbeiten) zur herausfordernden Bauaufgabe. Als Gewerbebau muss das Gebäude günstig erstellt werden können, als Verkaufslokal dennoch repräsentieren. Im Gewerbeteil sind zudem die Ansprüche an Materialien und Oberflächen tiefer als beim Wohnen.

Sparsame Mittel

Das Chicagoer Architekturbüro UrbanLab hat einen Bau konzipiert, der diese Anforderungen erfüllt. Die Architekten haben sich für ein kompaktes Volumen entschieden, dessen Organisation der Logik des Standorts folgt.

So liegt der Verkaufsladen im Erdgeschoss am gut frequentierten Strassenkreuz, während sich die Wohnung im Dachgeschoss nach Südosten orientiert, in Richtung Downtown. Das Haus steht hart an der Strasse, während auf der Rückseite ein grosszügiger Hof der Anlieferung dient.

Mit wenigen Mitteln haben die Architekten einen einprägsamen Bau entworfen. Die spielerische und dennoch klare Aufreihung der kleinformatigen Fenster beleben die rigide Betonelementstruktur. Die Aussparung für das Ladenlokal korrespondiert mit dem Ausschnitt der Dachterrasse. Durch Aufrauen der Betonflächen werden feine Farbdifferenzen sichtbar.

Und die Rückseite (sie ist zum Wohnquartier gerichtet) hat mit der Fassadenmalerei von Gabriel Specter zu einem eigenen Ausdruck gefunden. Aus dem Industriebau wird Corporate Design.

«Ein überzeugender Architekturbeitrag, gerade wegen der sehr sparsamen Gestik.»

Mit Sorgfalt

Mir ist das Gebäude wegen der im Vergleich zu anderen Neubauten sehr bescheiden dimensionierten Schaufensterfläche im Erdgeschoss aufgefallen. Es schien, als ob die Geschäftsidee nicht genügend überzeugend war, um einen ordentlichen Laden zu eröffnen. Doch der Besuch vor Ort klärte mich auf. Die angebotenen Seitan-Produkte sind mit der gleichen Sorgfalt zubereitet, wie die Architektur konzipiert worden ist.

Dem Gebot der Nachhaltigkeit wurde mit einer einfachen Gebäudestruktur nachgelebt. So lässt das statische Konzept der tragenden Aussenwände künftige Anpassungen im Innern zu, ohne dass die Tragstruktur verändert werden muss. Je nach Entwicklung der Firma können Produktions- oder Büroflächen erweitert werden.

Ein überzeugender Architekturbeitrag, gerade wegen der sehr sparsamen Gestik und dem schlüssigen Konzept.

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