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Gerold Kunz in Chicago

Gönnergebilde

(Bild: Gerold Kunz)

Das «Reva and David Logan Center For The Arts» ist nur ein Bespiel von vielen Gebäuden, die den Namen ihrer Gönner tragen. Die Gegenwart der vielen Gönnernamen machen aus einem Schulgebäude in Chicago auch einen Ort des Gedenkens.

Das van Wart Welcome Center, die Gidwitz Lobby, das Kiefer Theater East, das Flachsbart Theater West, das Delgiorno Deck, die Delgiorno Terrace, das Sandroff Box Office und das Stein Performance Foyer sind alles wichtige Bausteine des Reva and David Logan Center For The Arts im Campus der University of Chicago. Doch die Gegenwart der vielen Gönnernamen machen aus einem Schulgebäude in Chicago auch einen Ort des Gedenkens.

Tod Williams and Billie Tsien Architects zählen zu den Finalisten im Wettbewerb für den Bau der Obama Presidential Library in Chicago, dessen Ergebnis in den nächsten Tagen erwartet wird. Für die University of Chicago haben die Architekten bereits 2012 gebaut: das Reva and David Logan Center For The Arts.

Die skulptural durchgeformte Schulanlage wird vom Schulzimmerturm dominiert, der über einen breiten Parkway im Dialog mit den in Neugotik erstellten ersten Universitätsbauten steht. Was von aussen als ein mit zu viel Formwillen gestaltetes Denkmal zeitgenössischer Architektur interpretiert werden kann, wird beim Begehen zur eindrücklichen Raumskulptur, die für die Studierenden viele Annehmlichkeiten offen hält.

Nach Nutzungen geordnet

Der Turm lässt sich bis zum zehnten Stockwerk begehen, wo eine Aussichtsterrasse einen phantastischen Rundblick auf die Universität in der Chicagoer South Side offenbart. Die horizontale Ebene erstreckt sich bis zum Horizont und lässt den Entscheid der Architekten nachvollziehen, mit einem Turm auf die flache Topografie zu reagieren.

Die Sichtbetontreppe windet sich über Podeste und entlang von mehrgeschossigen Räumen zur Terrasse empor. Beim Aufstieg eröffnen sich Einblicke in das Schulgebäude und auf die Aussenräume. Die Detaillierung ist raffiniert und lässt überraschende Tiefenblicke zu, indem die Grenze von innen und aussen geschickt überspielt wird.

Doch auch der Turm ist nicht jene Skulptur, als die er erscheint. Sein Aufbau folgt einer klaren Logik. Raumgruppen, nach Nutzungen geordnet, stehen über- statt wie zu erwarten nebeneinander. Mit einem Korridor ist der Turm einzig mit dem Auditorium und den Shedhallen verbunden.

Das Volumen entwickelt sich vom weitläufigen Untergeschoss zu den Sockelbauten und nach oben zum filigranen Turm. Drei Innenhöfe belichten den dreigeschossigen Sockelbau, der sich mit den unter Denkmalschutz stehenden Lorado Taft Midway Studios zu einem mehrteiligen Hof verbindet.

Kleinteiliger Grundriss

Fast jeder Winkel im Gebäude ist mit einem Namen hinterlegt. Das US-Schulsystem verlangt nach finanzieller Beteiligung von wirtschaftlich erfolgreichen Persönlichkeiten, oft Absolventinnen und Absolventen jener Universität, für welche sie später als Stifter eintreten.

Auch Reva und David Logan hatten sich in den 1940er Jahren an der University of Chicago kennengelernt. Aus Liebe zur Kunst haben die beiden Philantropen das Arts Center mitfinanziert. Als Lohn werden ihre und weitere Namen für die Bezeichnung von Gebäuden, Foyers, Terrassen oder Auditorien verwendet.

Dieses System ist nicht nur bei den Universitäten bekannt, auch Museen und sogar Grundschulen tragen private Namen. Mit der Architektur des Logan Centers verträgt sich diese Besonderheit gut. Die kleinteilige Grundrissstruktur lässt eine lange Liste von Geldgebern zu ihrem angemessenen Raum kommen.

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