Architektur
Blog
Städtebau

Schuhschachtel gegen Weinberg

Modellansicht des geplanten Innenraums der Elbphilharmonie. (Bild: Gerold Kunz)

Im Januar 2017 eröffnet in Hamburg die Elbphilharmonie ihre erste Spielsaison und läutet ein neues Akustikzeitalter ein. Wird die Schuhschachtel KKL gegen den Weinberg Elbphilharmonie die Konkurrenz verlieren?

Der Bau der Hamburger Elbphilharmonie ist von Spott gesegnet. Probleme beim Bau, Streitereien mit Unternehmern und die ansteigenden Baukosten sind in der Presse breit ausgelegt worden. Doch allen Spekulationen zum Trotz: die Elbphilharmonie wird im Januar 2017 ihre erste Spielzeit einläuten. 

Aus einer schnellen Skizze wird spätestens dann ein neues Wahrzeichen geworden sein. Der Aufbau auf den Kaispeicher A hat sich als schwierig erwiesen. Das Baudenkmal wurde um ein Geschoss erhöht, weil im Erdgeschoss an der Kote Korrekturen nötig waren. Der fragwürdige Umgang mit dem Bauzeugen lässt denkmalpflegerisches Feingespür vermissen. Hier wird an einem Bild gebaut, das keine Hindernisse erträgt. 

Doch das Projekt hat nicht nur negative Schlagzeilen gemacht. 2012 haben die Architekten Herzog & deMeuron an der Biennale in Venedig im Arsenale einen weitläufigen Raum mit zwei Guckkastenmodellen gefüllt, umrahmt von allen Medienberichten, die bis zu diesem Zeitpunkt im deutschen Sprachraum erschienen waren. Die Elbphilharmonie steht offenbar mit dem KKL Luzern im Wettstreit. Während der Konzertsaal im KKL als Schuhschachtel abqualifziert wird, darf es sich beim Saal der Elbphilharmonie um einen Weinberg handeln. 

Auch vor Ort hat man von Luzern gelernt: Wie damals in Luzern kann in Hamburg die Baustelle besichtigt werden. Nur: Vom Infopavillon watscheln regelmässig die zahlreichen Besucher in gelben Stiefeln durch die neue Speicherstadt hin zur Baustelle. Solche Prozessionen gab es in Luzern noch nicht. 

Wird die Schuhschachtel KKL die Konkurrenz gegen den Weinberg Elbphilharmonie verlieren? Diese Frage beunruhigt mich weniger als die Botschaft, die hinter dem Elbphilharmonie-Spektakel steckt. Der Fall «Elbphilharmonie Hamburg» setzt neue Massstäbe und lässt die Konkurrenz weit hinter sich. Wer künftig in seiner Stadt ein Jahrhundertbauwerk errichten will, muss nicht nur eine geniale Architektin oder einen genialen Architekten, sondern auch eine spektakuläre Inszenierung mit vielen Hochs und Tiefs  liefern, damit bei der Konkurrenz der Schrecken tief in den Knochen sitzen bleibt und diese hindert, das Wagnis für den Bau eines neuen Konzertsaals einzugehen. 

Luzern macht mit der aktuellen Debatte um die Salle Modulable der Stadt Hamburg bereits wieder Konkurrenz. Der Konzertsaal ist bekannt, lange bevor es ein Projekt oder einen geeigneten Standort dafür gibt. Dieses Kunststück haben bisher weder die Stadt Hamburg noch die Altmeister aus Basel hingebracht!

Themen
Architektur
Blog
Von Architektur und Städtebau sind wir alle betroffen. Im Architektur-Blog werden aktuelle Projekte aus Luzern und Zug verhandelt. Er dient Laien und Fachleuten als Diskussionsplattform und macht das regionale Bewusstsein für Baukultur öffentlich.
Deine Meinung ist gefragt
Deine E-Mailadresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert. Bitte beachte unsere Netiquette.
Zeichenanzahl: 0 / 1500.


0 Kommentare
    Apple Store IconGoogle Play Store Icon