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Podium zur Baukultur

Zum Beispiel Sempach

Durch das Podium zur Baukultur in Sempach führte Marco Sieber. Es sprachen mit Mary Sidler Stalder, Hanspeter Lang, Rainer Heublein und Armando Meletta (v.l.n.r) (Bild: Gerold Kunz)

Am Podium zur Baukultur in Sempach wurde der Wert der Architektur verhandelt. Bauvorsteherin Mary Sidler Stalder erinnerte die Gäste, dass auch das beste Baugesetz kein Garant für gute Architektur sein kann.

Der Beromünster Bauvorsteher Hanspeter Lang hat seinen Zugang zur Politik vor 25 Jahren gefunden. In seiner Funktion als Gemeinderat von Gunzwil hatte er über zahlreiche Baugesuche zu befinden. Damals ein kurzer Prozess, wie sich der Landwirt am Podium zur Baukultur in Sempach erinnerte. Die Architekturzeitschrift KARTON und der Luzerner Heimatschutz hatten zur Veranstaltung ins Rathausmuseum Sempach eingeladen, um über den Wert der Architektur zu diskutieren. 

Insbesondere bei Bauten ausserhalb der Bauzone habe in den letzten Jahren ein Umdenken stattgefunden, zumindest auf Seiten der Behörde, stellte Lang fest. Oft erfüllen die Baugesuche die Anforderungen an ein Bauen im Landschaftsraum nicht. Dabei sei vor allem auch die Materialwahl stossend. Er empfehle die Verwendung von Holz und rate von Metallfassaden ab, auch wenn Gesuchsteller behaupteten, in Sempach sei dies möglich. 

Der Moderator, der Fotograf Marco Sieber, stellte die zentrale Frage nach den Kriterien für die Beurteilung von Baugesuchen. Die Sempacher Bauvorsteherin Mary Sidler Stalder, sie ist seit 2008 im Amt, klärte die Gäste auf, dass auch das beste Baugesetz kein Garant für gute Architektur sei. Sie versuche, Bauherrschaften für Studienauftragsverfahren zu begeistern. Es brauche den Dialog und die Auseinandersetzung mit Fragen der Architektur. 

Diesen stellte sich der Sempacher Architekt Rainer Heublein, als er in der Oberstadt einen Neubau in die historische Häuserzeile fügte. Der ausgeführten Fassade gingen zahlreiche Studien voraus, verschiedene Fensterformate wurden untersucht. Auch habe er sich als Architekt von einem Berufskollegen begleiten lassen, damit er seine Haltung überprüfen konnte. Sein Neubau erfüllt die Ansprüche an zeitgenössische Architektur. Auf Sprossen oder traditionelle Materialien wurde verzichtet. Dennoch ist ein Gebäude entstanden, das seine Umgebung respektiert. 

Der Wert einer historischen Siedlung liege darin, dass sie klare Kriterien vorgebe, sagte der Architekt Armando Meletta. Der Präsident der Luzerner Stadtbaukommission erkennt in einer geordneten städtebaulichen Struktur die Gesetzmässigkeiten, die für ein Weiterbauen gelten. Jüngere Siedlungen geben oft zu wenig vor, weshalb bauliche Veränderungen anspruchsvoller zu beurteilen sind. Beim Verdichten nach innen zähle die Qualität des Aussenraums. Es müsse ein Umdenken der Architekten vom Einzelbauwerk zur Gestaltung des Zwischenraums stattfinden. 

Angesprochen auf die grossen Bauvolumen, die sein Büro 2015 in Sempach-Station erstellte, und die einen neuen Massstab im Quartier etablierten, sagte der Architekt, dass wir heute mehr und mehr mit gröseren Bauvolumen konfrontiert würden, die einen Übergang darstellten. Die Siedlungen entwickeln sich nach innen, der Baudruck steige. Doch wer die Städtebaugeschichte der Schweiz kenne, wisse, dass auch das wunderschöne und geliebte Bern vor Jahrhunderten dem Baudruck nachgab und das Überbauen der Strassen zuliess, unter der Bedingung, dass die Gehwege offen bleiben. Diesem einfachen Grundsatz hat die Stadt ihre Lauben zu verdanken, womit bewiesen ist, dass Veränderungen nicht auf Kosten der Qualität gehen müssen, so Meletta. In Sempach lässt sich das anschaulich überprüfen.

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