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Architektur- und Städtebaudiskussionen

Architekturjahr 2016

Für Architektur und Städtebau wird 2016 erneut um die Gunst des Publikums geworben. Verschiedene Anlässe richten ihren Fokus auf die breite Bevölkerung, die mit Begehungen, Podien und Ausstellungen für die Thematik fit gemacht werden soll.

Auf die Mitmachkampagne der Seerose folgt 2016 bereits eine weitere: unter dem Patronat von Bundesrat Alain Berset haben verschiedene Schweizer Organisationen, darunter der Bund Schweizer Landschaftsarchitekten BSLA, der Schweizer Heimatschutz SHS und ICOMOS Suisse, 2016 zum Gartenjahr erkoren. Sie machen sich für den Erhalt und die Entwicklung von Freiräumen und Gärten stark, weil sie die Qualität der Verdichtung nach innen massgeblich prägen. Als Ort für Erholung und des sozialen Austauschs sind sie für die Zukunft unsere Siedlungen und Städte wichtig, weshalb die Bedeutung der Freiräume bewusst gemacht werden soll. Auch die am zweiten Septemberwochenende stattfindenden Europäischen Tage des Denkmals ETD widmen sich dem Gartenjahr 2016. 

Gespannt sein darf man, ob die zahlreichen Pflanzstelen den Weg auf die Luzerner Plätze auch im Gartenjahr 2016 finden werden. Die von den Touristen geliebten, von Fachleuten wegen ihren vertikalen Ausrichtung belächelten Blumenarrangements kamen 2015 vor dem Luzerner Theater, am Mühlen-, am Europa- und am Löwenplatz zum Einsatz. Sogar den Zugang zum Rathaus grenzten sie ab. Offenbar leisten sie wertvolle Dienste, weshalb auf eine Platzierung im Stadtraum vermutlich nicht verzichtet wird. 

Für Architektur und Städtebau wird 2016 erneut um die Gunst des Publikums geworben. Verschiedene Anlässe richten ihren Fokus auf die breite Bevölkerung, die mit Begehungen, Podien und Ausstellungen für die Thematik fit gemacht werden soll. 

Der Schweizerische Ingenieur- und Architektenverein SIA führt während zwei verlängerten Wochenenden vom 20. bis 29. Mai 2016 in der ganzen Schweiz erneut seine SIA Tage durch. Nach 2014 können von der interessierten Bevölkerung wiederrum viele zeitgenössische Werke der Architektur und der Ingenieurbaukunst besichtigt werden. Fachleute erläutern ihre Objekte vor Ort und geben damit Einblick in die komplexe Berufswelt der Planer. Dem SIA bietet sich mit dem Anlass die Gelegenheit, den Beitrag seiner Fachleute zur Baukultur sichtbar werden zu lassen, mit dem Ziel, dass «zeitgenössische Baukultur endlich gleichzieht mit dem baukulturellen Erbe». Doch um der Bevölkerung Baukultur näher zu bringen, braucht es mehr als eine Liste mit Objektbesichtigungen – man darf gespannt sein, was sich der SIA einfallen lässt. 

Ein grosses Projekt will die SIA-Architektenfachgruppe umsetzen. Sie hat ein Konzept für ein Stadtmodell entworfen, für das nun ein Finanzierungsplan erstellt werden soll. Ein Stadtmodell, das seinem Namen gerecht wird, darf sich nicht nur auf die Luzerner Altstadt und Teile der Neustadt beschränken. Es muss auch landschaftliche Elemente enthalten und die Entwicklungsgebiete umfassen. Neben der Raum- stellt sich auch die Betriebsfrage. Die Initianten sind sich bewusst, dass ohne Engagement von Wirtschaft und Politik sich dieses ambitionierte Vorhaben nicht umsetzen lässt. 

Das Architekturjahr 2016 eröffnet am 14. Januar das Bauforum Zug mit der Besichtigung des Wohnhaus «Technikum» in Cham. Weitere Begehungen finden am 21. Januar in Zug, am 25. Februar in Edlibach und am 17. März in Unterägeri statt. Mit ihren Ortsterminen präsentiert das Bauforum regelmässig grosse und kleine Bauprojekte. 

Heimatschutz und KARTON laden zum Podiumsgespräch nach Sempach zum Thema Baukultur ein. Hier werden am 18. Januar unter der Leitung von Marco Sieber die Sempacher Bauchefin Mary Sidler Stalder und ihr Kollege aus Beromünster, Hanspeter Lang, mit den Architekten Armando Meletta und Rainer Heublein über die Bedeutung der Baukultur sprechen. Die Zeitschrift KARTON hat ihre Januar Ausgabe der Stadt Sempach gewidmet und aktuelle Projekte aufgespürt, die den Anlass für die Gesprächsrunde bilden. 

Am 21. Januar empfängt Marco Meier im KKL Luzern den Bündner Architekten Gion A. Caminada zum Gespräch mit dem Titel «Architektur kann zwischen Stadt und Land vermitteln.» Caminada ist in der Region kein Unbekannter. Er hat im Urner Reussdelta einen Aussichtsturm und das Verwaltungsgebäude des Freilichtmuseums Ballenberg erstellt. Seine erhellenden Einsichten hatten 2015 schon das Publikum an der Tagung des Schutzverbands Vierwaldstättersee LSVV begeistert und sind weiterhin aktuell. Vielleicht wird Caminada auch andere lokale Projekte erläutern. 

Das Nidwaldner Museum setzt am 5. März mit einem Kolloquium zu den Anfängen der archithese sein Bemühen um eine Auseinandersetzung mit Fragen der Architektur fort. Das Kolloquium richten den Fokus auf die Jahre 1972 bis 1976, als die vom Nidwaldner Architekten Hans Reinhard initiierte Zeitschrift vom Kunsthistoriker Stanislaus von Moos editiert wurde. Die Luzerner Stadtbaumeisterin Friederike Pfromm und Hilar Stadler, Leiter des Museums im Bellpark, werden sich mit Beiträgen zur Postmoderne und zu Las Vegas einbringen. 

Der BSA lädt am 7. April zum Architekturvortrag ein. Der Basler Architekt Caesar Zumthor wird in der Jazzkantine Luzern über seine aktuellen Projekte berichten. Zumthor hat bei den grossen Schweizer Architekturbüros Herzog & deMeuron, Patrik Gmür, Buchner Bründler aber auch im Büro von Peter Zumthor gearbeitet. Seine Werkliste umfasst viele Wettbewerbsbeiträge und nur wenig realisierte Projekte. Die Veranstaltung gibt somit einen Einblick in die Werkstatt eines Architekten, der seine Werkzeuge gerüstet hat. 

Kunst und Architektur gewinnen 2016 an Bedeutung. Die Wettbewerbskommission für Kunst und Bau WEKO der visarte Zentralschweiz wird in Stans, Sarnen und Luzern Werkpräsentationen und Fachgespräche zum Thema Kunst am Bau durchführen. Die Veranstaltungsreihe hat 2015 in Zug, Altdorf und Schwyz begonnen und wird in diesem Jahr abgeschlossen werden.

Bei den Ende März präsentierten Resultate des Studienauftrags für den Umbau der St. Peterskapelle am Luzerner Kapellplatz werden noch zu entwickelnde Kunst am Bau Projekte vorliegen. Für den Studienauftrag haben sich 8 Teams aus Architektur, Kunst und Restaurierung für die Lösungssuche qualifiziert. Sie werden Vorschläge präsentieren, mit welchen Mitteln sie den Umbau von der heute katholisch genutzten Kapelle zur «Citypastoral» umsetzen wollen. Ähnlich gelagerte Ausschreibungen hatten in der Vergangenheit gezeigt, dass jenes Team gewinnt, welches die geringsten Korrekturen am Bestand vornimmt. Wir werden sehen, ob das auch hier eintreffen wird. 

Das Kunstmuseum Luzern wendet sich Ende Jahr (Vernissage 9.12.) mit Werken von Frauke Dannert erneut der Architektur zu. Die von Evelin Suter kuratierte Ausstellung der in Düsseldorf und London ausgebildeten Künstlerin verspricht verfremdete Räume und neue Raumerlebnisse. Nach der 2013/14 gezeigten Schau zum Werk von Thomas Schütte und den Fotoausstellungen zu Gabriele Basilico und Candida Höfer nimmt sich das KML einer explizit künstlerischen Position der Architektur- und Raumbetrachtung an. Noch warten wir darauf, einen Architekten resp. eine Architektin in den Räumen präsentiert zu bekommen – da war Jean-Christoph Ammann mutiger, der schon um 1970 dem Team Peter F. Althaus, Aldo Henggeler, Aldo Losego und zum Thema Städtebau das Museum öffnete! 

Das medial wichtigste Ereignis wird aber die Präsentation des Standorts für die noch auszuarbeitende Salle Modulable sein. Zu diesem streitbaren Bauprojekt werden sich alle äussern, die sich für ein zukunftsfähiges Luzern einsetzen wollen. Aus der Warte des Beobachters interessiert, wie die Kommunikationsarbeit geleistet wird. Nachdem der Slogan «ein Haus für alle» bereits für das KKL Luzern und das Sportstadion verwenden wurde, darf nun eine neue Optik erwartet werden. Es wird sich zeigen, ob die Projektpräsentation einer Theaterbox von Anfang Dezember 2015 als Auftakt der Präsentation des Standortentscheids verstanden werden kann. Mit dem Pavillon für das Luzerner Theater neben der Jesuitenkirche wird ein Provisorium entstehen, das auch dann gebraucht werden kann, wenn dereinst das bestehende Luzerner Theater einem Neubau weichen sollte. 

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Von Architektur und Städtebau sind wir alle betroffen. Im Architektur-Blog werden aktuelle Projekte aus Luzern und Zug verhandelt. Er dient Laien und Fachleuten als Diskussionsplattform und macht das regionale Bewusstsein für Baukultur öffentlich.
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