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Kopieverdacht

Die Zeitschrift Hochparterre stellte eine frappante Ähnlichkeit zu einem Bau von Graber Pulver fest. (Bild: Gerold Kunz)

Für die Stadtvilla an der Oberen Bergstrase in Luzern wurden die Architekten Lussi+Halter von der Zeitschrift Hochparterre als Kopisten gebrandmarkt. Ein Besuch vor Ort zeigt, dass das Haus sehr gut in seine Umgebung passt.

Ein Kupferdach, mit Weisszement erstellte Fassadenelemente, schalungsglatte oder sandgestrahlte Oberflächen, dunkelbraune Fensterprofile und Metallgeländer: mit diesen wenigen Elementen haben die Luzerner Architekten Lussi+Halter ihr Wohnhaus an der Oberen Berglistrasse komponiert. Nicht nur hier, sondern auch die Überbauung an der Werftestrasse folgte diesem Konzept. Die Architekten schätzen offenbar die warmtönigen Oberflächen im städtischen Kontext. 

Doch nicht wegen dem Material, sondern wegen der Gestaltung des Volumens und der Fassaden stellte die renommierte Architekturzeitschrift Hochparterre am Haus in Luzern vor Baubeginn eine «frappante Ähnlichkeit» zu einer Stadtvilla von Graber Pulver Architekten fest, die 2011 auf dem Areal Schönberg Ost in Bern errichtet wurde. Nun ist das Gebäude in Luzern fertiggestellt und die Ähnlichkeiten sind geblieben. 

In Luzern besetzt der Neubau eine Parzelle unterhalb der Allenwindenkuppe. Die aus Einzelhäusern bestehende Bebauung wird von den Architekten fortgesetzt. Mit dem Typus der Stadtvilla antworten sie auf die gestellten Anforderungen, ein Wohnhaus für gehobene Ansprüche zu realisieren. Das Haus passt in seine luzerner Umgebung, auch wenn Hochparterre im Projekt von Graber Pulver einen Bezug auf die «für Bern typische Dachform» erkennt. Beiden Projekte ist denn auch eine gewisse Vertrautheit eigen. In beiden Projekten scheinen Architekturen auf, die wir zu kennen glauben. 

Was soll also das Jammern über Original und Kopie? Letzenendes verhält es sich mit der Architektur wie mit der Kunst: als Original gilt, was als eigenständige Arbeit deklariert wird. Auch ist unbestritten, dass die wirklich guten Arbeiten stets in einem Kontext stehen, einem Dialog eben, der uns eine Einordnung ermöglicht. Ich erkenne keinen Nachteil, wenn bestimmte Architekten oder Architekturen eine gemeinsame Sprache sprechen.

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1 Kommentar
  • Profilfoto von toyah
    toyah, 03.11.2015, 12:38 Uhr

    Wie wärs mit einem Bild dieses Hauses in Bern?

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