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Architektur von Roman Hutter

Auf seiner aktuellen Werkmonografie steht in schlichten Buchstaben Roman Hutter drauf. Es sei aber mehr als «Roman Hutter» drin, bemerkt der Architekt an seiner Buchvernissage in Luzern.

Der Untertitel «Ein Film von… » ist ein wichtiges Erkennungszeichen, wenn es sich um Autorenfilme handelt. Obwohl beim Film allen klar ist, dass ein grosses Team hinter jeder Produktion steht, gilt die Nennung eines Namens als Qualitätsbeweis. Denn: Nur wer mit seinem Namen einsteht, setzt sich mit seiner Person der Kritik aus. 

Das gilt auch für die Architektur. Doch diese Haltung ist im Wandel. Architekturbüros nennen sich heute oft nicht mehr mit dem eigenen Namen. Holländer, zum Beispiel OMA oder MVRDV, hatten es vor über 20 Jahren vorgemacht. Schweizer Büros wie EM2N oder :mlzd sind ihnen gefolgt. Sie haben damit den Teamgedanken etabliert. 

Nun ist im Quart Verlag eine Monografie zu den Arbeiten des Architekten Roman Hutter erschienen, die den Namen des Architekten trägt. An der Buchvernissage in Luzern betonte der Architekt aber, dass mehr als «Roman Hutter» drin sei. Er dankte bei dieser Gelegenheit nicht nur den Mitarbeiterinnen, sondern auch den Unternehmern und den Bauherrschaften, die seine Architektur resp. die Architektur, die in seinem Büro hergestellt wird, ermöglichten. 

Über die bisher realisierten Bauten und aktuelle Projekte gibt die neue Werkmonografie Auskunft. Das handliche Format vereint vier im Goms realisierte Projekte, der Heimat des Architekten. Erst das Studium in Luzern habe seinen Blick auf die Baukultur dieses Hochgebirgstals geschärft, bekennt der Architekt im Begleittext – eine Baukultur, die sich über Jahrhunderte entwickelt habe und perfekter nicht sein könne. 

Der Ort seiner Kindheit inspirierte den Architekten für seine ersten Entwürfe. Aktuelle Projekte sind in Emmen, Sursee und Unteriberg in Planung, Orte, die von jüngeren Ortsentwicklungen gezeichnet sind. Hutter will dennoch auch hier aus dem Ort schöpfen: Entscheidend sei nicht die Grösse, sondern der Reichtum, sagt er. Und diesen Reichtum findet er in den Architekturen der älteren Bauten, einen Fundus, den es in vielen heutigen Siedlungen kaum mehr gibt. 

Ich bin also gespannt, wie sich diese Gebäude, im Massstab wesentlich grösser und im Kontext wesentlich heterogener, anfühlen werden. Den Bauten im Goms, so kommen sie auf den Fotos daher, haftet etwas Liebliches an, das in der ländlich geprägten Umgebung gut funktioniert und Sehnsüchte zu evozieren vermag. Die aktuellen Bauplätze stellen dem Architekten hingegen andere Bedingungen. Das ist keine leichte Aufgabe.

Doch die Lektüre der Monografie stimmt mich zuversichtlich. Roman Hutter bekennt sich darin zur Bescheidenheit: «Sich als Architekt weniger wichtig nehmen und sich dem grossen Ganzen verpflichtet fühlen» lautet sein Credo, dem wirklich nicht zu widersprechen ist. Nur: der Markt verlangt nach Autorenarchitektur, damit die Häuser als «Ein Bau von Roman Hutter…» wahrgenommen werden können. Diesen Widerspruch aufzulösen macht sich der Architekt nun zur Aufgabe – wie er und sein Team diese lösen wird, davon lesen wir dann in der nächsten Monografie!

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