Architektur
Blog
Ausstellungskritik

Klangraum Stadt

Die Luzerner Architekten Graber&Steiger haben im Schweizer Architekturmuseum Basel eine Ausstellungsgestaltung eingerichtet. In ihrem 30 Meter langen Korridor nähern sich die Besucher dem Klangraum der Stadt.

«Air de Paris» notierte der Künstler Marcel Duchamp 1919 auf eine Ampulle, mit der er den Duft von Paris eingefangen hatte, um diesen seinem Mäzen nach New York mitzubringen. «Music de Bâle» könnte die Intervention der Luzerner Architekten Graber&Steiger betitelt werden, die bis am 18. Oktober 2015 im Architekturmuseum Basel SAM zu sehen ist. Die Architekten tragen mit ihrer Installation zum räumlichen Erlebnis der Ausstellung «Der Klang der Architektur» bei. Ihr Einbau trägt die Geräusche der Stadt Basel, zwar nicht bis nach Luzern, hingegen ins Gebäudeinnere. 

Kernstück ihrer Intervention ist ein 30 Meter langer Korridor, der von den Ausstellungsräumen zu den Fenstern führt und durch zwei Räume sticht. Die Wände sind mit Stoff bespannt, was die Geräusche dämpft. Der Korridor fängt den Klang Basels ein. Manipulationen an den Scheiben (zwei kleine Öffnungen wurden eingelassen) lassen die Geräusche der Stadt in den Ausstellungsraum dringen. Eine simple Idee mit grosser Wirkung. 

Denn die Installation kann als Aufforderung verstanden werden, bewusster mit der Stadtakustik umzugehen. In der Regel wird das, was wir entlang einer Strasse hören, als Lärm bezeichnet. Doch mit Lärm lässt sich das in der Ausstellung Gehörte nicht vergleichen. Die kleinen Öffnungen in den Fenstern reduzieren das Volumen deutlich, so dass wir die Ohren spitzen müssen – ein Anfang, sich mit der Klangvielfalt einer Stadt zu beschäftigen. Wir vernehmen Stimmen, das Quietschen der Trams, Velokettengerassel: Klänge eben, die von der Benutzung der Stadt erzählen. 

Im Rahmenprogramm des SAM referierte die Architektin Nadine Schütz über «Die akustische Dimension der Landschaftsarchitektur». Dass Klangbilder als Bestandteil einer Gartengestaltung sein können, illustrierte die Forscherin an Beispielen wie den Kyoto Gardens in Japan oder dem Garten der Villa d’Este nahe Roms. Hier ist es das Wasser, das in unterschiedlichen Ausprägungen zum Klangbild der Landschaftsarchitektur beiträgt. Diese Erläuterungen spannen wiederum einen Bogen zurück zur Ausstellung, wo Architekturfotografien gezeigt werden und, über Kopfhörer, in die am Aufnahmestandort hörbaren Geräusche hineingehört werden kann.

Der Besuch der Ausstellung in Basel regt zum Hinhören an. Ein zu oft vernachlässigtes Kapitel der Stadtwahrnehmung wird aufgeschlagen. So zum Beispiel am 8. Oktober 2015, wenn die Architekten durch die Ausstellung führen.

Themen
Architektur
Blog
Von Architektur und Städtebau sind wir alle betroffen. Im Architektur-Blog werden aktuelle Projekte aus Luzern und Zug verhandelt. Er dient Laien und Fachleuten als Diskussionsplattform und macht das regionale Bewusstsein für Baukultur öffentlich.
Deine Meinung ist gefragt
Deine E-Mailadresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert. Bitte beachte unsere Netiquette.
Zeichenanzahl: 0 / 1500.


0 Kommentare
    Apple Store IconGoogle Play Store Icon