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Architekturkritik, Tourismusgeschichte, Migros

Falsche Vorlage

Die beiden Stadtluzerner Sehenswürdigkeiten Kapellbrücke und Hammetschwand-Lift sind zwei der insgesamt fünfzig Sammelobjekte, die der Schweizer Grossist Migros gegenwärtig seinen Kunden verteilt. Für das Modell des Hammetschwand-Lifts haben die Entwerfer hingegen die falsche Vorlage kopiert. 

Der Hammetschwand-Lift zählt zu den Ikonen der Belle Epoque. Wegen seiner spektakulären Lage über dem Vierwaldstättersee zählt er zu den Besonderheiten der Schweizer Tourismusgeschichte. Dennoch hat er in Wes Andersons «The Grand Budapest Hotel» 2014 keine Referenz bekommen, wie viele irrtümlicherweise glauben. Dem Personenaufzug Bad Schandau, einer Kleinstadt in der Sächsischen Schweiz, wurde als Vorlage der Vorzug gegeben. 

Einen deutlich höheren Stellenwert geniesst der Lift bei der Migros: Neben der Kapellbrücke ist der Hammetschwand-Lift die zweite Stadtluzerner Sehenswürdigkeit der insgesamt fünfzig Sammelobjekte, die der Schweizer Grossist gegenwärtig seinen Kunden als Miniaturen verteilt. Umso erstaunlicher ist, dass die Entwerfer für das Modell des Hammetschwand-Lifts leider die falsche Vorlage kopiert haben. 

Der zeitgleich mit dem Lift auf dem Bürgenstock erstellte Personenaufzug Bad Schandau unterscheidet sich wesentlich von der Anlage auf dem Bürgenstock. Er überwindet nicht nur weniger als einen Drittel der Höhe, sondern auch in Bezug auf die Inszenierung sind die Unterschiede zum Hammetschwand-Lift bedeutend. Während der Lift in Bad Schandau auf Stadtniveau betreten wird und offen zur Aussichtsplattform führt, fährt der Hammetschwand-Lift zuerst durch einen Schacht, bevor er offen der Felswand entlang nach oben führt. 

Im Modell des Grossisten wird diesem Umstand keine Rechnung getragen. Die Darstellung des Lifts wird auf seinen Schaft reduziert. Damit geht ein wesentliches Merkmal der Liftanlage auf dem Bürgenstock verloren. Stattdessen glaubt man zu erkennen, die Produzenten hätten sich als Vorlage am Personenlift Bad Schandau orientiert. 

Von einem Grossisten, der uns mit seinen fünfzig Sammelobjekten glaubhaft machen will, dass das Unternehmen «tief mit unserer Heimat verwurzelt» sei, hätte ich eine fundiertere Recherche erwartet. 

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