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Lichtgrauer Alltag

In der Seegemeinde Hergiswil haben die Architekten LütolfundScheuner aus Luzern zwei neue Genossenschaftsbauten erstellt. Die Allgemeine Baugenossenschaft Luzern abl setzt zum geglückten Sprung über die Kantonsgrenzen an. 

Hergiswil ist der Prototyp einer typischen Zentralschweizer Gemeinde. Die Gemeinde hat alles, was die Zentralschweiz ausmacht. Seeanstoss und Alpgebiete, Autobahnanschluss und Villenzone, Wohngebiete an Hanglage und mit der Glasi ein Shopping Center der besonderen Art. Hergiswil ist Steuerparadies und Zweitwohnsitz und seit diesem Frühjahr auch Standort von zwei beachtenswerten Genossenschaftsbauten aus der Hand der Luzerner Architekten LütolfundScheuner.

Die beiden Wohnblöcke stehen auf dem Land des ehemaligen Schützenstandes, einem Gebäude aus den 1950er Jahren, das abgebrochen wurde. Das Land hat die Gemeinde im Baurecht an die Allgemeine Baugenossenschaft Luzern abl abgegeben, um ihrer sozialen Verpflichtung nachzukommen. Denn sie will auf dem eigenen Land der Gemeinde mit dem günstigsten Steuersatz Nidwaldens auch für weniger Vermögende bezahlbaren Wohnraum schaffen.

Das Projekt ging aus einem Studienauftrag hervor und steht in nichts den hohen Qualitätsansprüchen der Bauherrschaft nach. Wie an anderen Lagen in Luzern hat sich die abl auch in Hergiswil für ein aufwändiges Auswahlverfahren entscheiden. Der Gewinn ist unübersehbar, denn die Bauten stechen aus dem vielfältigen Katalog verschiedener Architekturen wegen ihrer klaren Formensprache deutlich hervor.

Die Farbgebung, ein dezentes Grau, haben die Architekten vermutlich aus der Umgebung abgeleitet. Umgeben von weiteren helltönigen Bauten bilden die neuen Wohnhäuser ein Quartier am südlichen Siedlungsrand, das von der mächtigen Felswand des Loppers begrenzt wird. Die 22 Wohnungen sind alle zum See ausgerichtet und geben den Blick auf Stansstad und Bürgenstock frei.

Die in das Volumen integrierten Terrassen gliedern die Fassaden der mächtigen Gebäudevolumen. Die grossen Fensteröffnungen stehen mit ihren tiefen Leibungen im Dialog zu den Loggien. Das Resultat ist verblüffend: Ein paar wenige aber präzis gesetzte Gestaltungselemente definieren den Bau.

Wegen der Hanglage wurde auf eine Tiefgarage verzichtet. Stattdessen ist auf der Seite ein Parkierungshof entstanden, der als Empfang dient. Zur Strasse hin ist das Grundstück mit einer respektablen Mauer versehen. Sie fasst den Strassenraum und schützt den Vorbereich der Wohnbauten. Mein Eindruck: Die Architekten haben einen abschüssigen Hang zum Wohnort transformiert – leider eine allzu seltene Leistung.

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