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Nidwaldner Häuser

Das Nidwaldner Museum lädt drei Generationen von Architekten zum Gespräch. Dabei wird der Frage nachgegangen, welche Architektur den Ansprüchen an Nidwalden gerecht wird.

Architektur aus Nidwalden wird gegenwärtig im Nidwaldner Museum im Salzmagazin in Stans ausgestellt. Eine Auslese von ein paar wenigen Objekten dient als Spieglein an der Wand: Welches ist der schönste Bau im Land? Doch die Ausstellung will mehr sein als eine Auszeichnung guter Bauten. Sie will zur Diskussion anregen und sucht nach Antworten auf die Frage, welche Architektur den Ansprüchen an die Kulturlandschaft Nidwaldens gerecht wird? 

Eine stimmige Antwort habe ich bei einem Wohnhaus in Wolfenschiessen gefunden. Der schmale Bau steht zwischen zwei typischen und wenig spektakulären Bauten, einem Wohnhaus und einem Stall. Im Unterschied zu diesen wurde der Neubau auf drei Seiten mit Tonplatten verkleidet und nach Süden vollflächig verglast. Eine deutliche Gemeinsamkeit mit seinen Nachbarn bilden das Satteldach und die Giebelausrichtung sowie die geschuppte Oberfläche, die sich an einer Holzschindelverkleidung anlehnt. 

Ohne Vorbilder kommt der Neubau in Wolfenschiessen hingegen nicht aus. Das Konzept erinnert an ein Wohnhaus, das Daniele Marques mit Bruno Zurkirchen 1996 in Malters erstellte. Während sich der Bau in Malters in einem Umfeld von Einfamilienhäusern zu behaupten hat, befriedigt das Wohnhaus in Wolfenschiessen Ansprüche an ein ländliches Bauen fernab der urbanen Zentren. Die schlichte Architektur und das stringente Konzept lassen im Wohnhaus einen aktuellen Beitrag zur Baukultur erkennen. 

Die Baukultur, die das Haus anklingen lässt, macht vor den Kantonsgrenzen nicht halt. Wie das Vorbild in Malters folgt auch der Bau in Wolfenschiessen in seiner Gestaltung keiner Nidwaldner Traditionslinie. Viel eher muss von einem regionalen Bezug gesprochen werden. Das Gebäude in Wolfenschiessen könnte somit auch in Lungern oder Schattdorf stehen, ohne seinen Lokalbezug zu verlieren. 

Für mich stehen bei der Beurteilung der architektonischen Qualität weniger die regionaltypischen Gestaltungsmerkmale im Vordergrund, als die Fähigkeit eines Gebäudes, eine Nachbarschaft zu bilden. Ich erwarte von einem Neubau eine vertiefte Auseinandersetzung mit den Gegebenheiten des Ortes, an dem der Neubau zu stehen kommt. Dem Neubau in Wolfenschiessen legen die Architekten eine verständliche Analyse zugrunde, weshalb der Bau sich gut in sein Umfeld integriert.  Ohne Anbiederung an traditionelle Formen gelingt es den Architekten, den Neubau mit den angrenzenden Bauten zu einem stimmigen Ganzen zu verweben. Eine Architektur also, die den Ansprüchen in Nidwalden gerecht wird, aber nicht nur für Nidwalden stimmt.

Das Gespräch zwischen Hans Reinhard, dem Doyen der Nidwaldner Architekten, Ivan Scherrer, einem Architekten mit Arbeitsschwerpunkt Nidwalden und dem jungen Büro Boos und Murer, das seine Zelte in Zürich aufgeschlagen hat, findet am am 1. Mai 2015 um 19 Uhr im Salzmagazin Stans statt. Ich bin gespannt, wo die mit Nidwalden vertrauten Architekten ihre Schwerpunkte setzen.

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