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Städtebaukritik

Baubeginn

Auf einen Baubeginn am Pilatusplatz in Luzern wird seit Jahren gewartet. Seit die Schmitte abgetragen wurde, ödet der Platz vor sich hin. Nun wird mit einer „Urhütte“ das Feuer entfacht. Schon am 19. November 2013 wird der Brand bereits wieder gelöscht.

Für die Sektion Zentralschweiz des Schweizerischen Ingenieur und Architektenvereins sia hat der Künstler Christian Kathriner sein Werk „Urhütte“ am Pilatusplatz erstellen lassen. Der Verein lädt  uns alle damit zur öffentlichen Auseinandersetzung über Baukultur ein. Die Urhütte steht noch bis am 19. November 2013. Dann ist bereits wieder Schluss. Zur Frage „Welche Stadt willst du?“ können Antworten im vor Ort platzierten Briefkasten deponiert werden. 

Das Problem am Pilatusplatz ist ein wesentliches.  Hier treffen die Zufahrtstrassen der Industrieorte Kriens und Emmenbrücke auf die Pilatusstrasse. Am Schnittpunkt der Verkehrswege ist das Volkshaus erstellt worden. Die Arbeiterschaft wollte einen Versammlungsort an strategisch guter Lage. 

Seit der Sperrung des Sonnenbergtunnels ist bekannt, dass sich über den Pilatusplatz die Autobahn umfahren lässt. Wer von Süden her kommt, kann im Grosshof die Schnellstrasse verlassen und auf dem Kasernenplatz wieder auf sie einfahren, und umgekehrt. Luzern zeigt sich so von einer ganz anderen Seite.

Heute wirft der Pilatusplatz zusammen mit dem Kasernenplatz die drängendsten städtebaulichen Fragen auf. Wie kann an diesen Orten die Stadt weiterentwickelt werden? Für beide Orte wurden Verfahren initiiert: der Uniwettbewerb am Kasernenplatz ist in guter Erinnerung. Von der Testplanung am Pilatusplatz ist hingegen nur wenig bekannt. Schade, geht der sia nicht darauf ein.

Soll am Pilatusplatz neu gebaut werden, braucht es einen Prozess, der einen Anfang hat und ein Ende ansteuert. Mit der „Urhütte“ wird nun ein erstes Feuer entfacht. Doch wird am 19. November 2013 schon wieder gelöscht. Dass es in der kurzen Zeit zu einem Brand kommen wird, wage ich zu bezweifeln. Die Fragestellung ist zu komplex und die Urhütte eben doch vor allem dazu da, sich an den Bauplatz zu bewegen und vor Ort umzusehen. Zu mehr reicht es leider nicht.

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Von Architektur und Städtebau sind wir alle betroffen. Im Architektur-Blog werden aktuelle Projekte aus Luzern und Zug verhandelt. Er dient Laien und Fachleuten als Diskussionsplattform und macht das regionale Bewusstsein für Baukultur öffentlich.
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5 Kommentare
  • Profilfoto von MonikaSommerhalder
    MonikaSommerhalder, 14.09.2013, 17:07 Uhr

    Die Urhütte, die zwar eher an einen Turm des Russen Schuchow erinnert, fällt auf und das wollte Christian Kathriner bzw. der sia erreichen.
    Ich wünsche mir eine baldige Verkehrslösung für den Pilatusplatz, so dass FussgängerInnen in EINER Grünlichtphase die Pilatusstrasse oder die Obergrundstrasse überqueren können. Erst wenn die FussgängerInnen wieder bevorzugt werden (s. Schwanenplatz), wird dieser Platz auf allen vier Seiten wieder belebt werden. Momentan ist der Pilatusplatz eine Un-Zone, die man – wenn immer möglich – nicht traversiert und somit meidet. Erst wenn eine gute Verkehrslösung für alle TeilnehmerInnen vorliegt, wird ein allfälliger Neubau auf dieser Brache gut ankommen.

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  • Profilfoto von tonino wir sind cool.org
    tonino wir sind cool.org, 10.09.2013, 17:19 Uhr

    Welche Stadt will ich? http://www.flickr.com/photos/in-to/9621303439/
    KEINE GROSS-Stadt sondern eine Mittelstadt, in der ich wohnen, arbeiten und festen kann.

    DIE Rede zur Eröffnung der Urhütte am am 29. August 2013: www.youtube.com/watch?v=hPOyaKdgjtM (ein kurzer Ausschnitt)

    SCHADE, dass die Stadtregierung nicht vor Ort am «Puls der Zeit», der Leute und des Verkehrs an diesem sog. Schlüsselareal anzutreffen war.

    Hier noch eine kleine Visualisierung, was unsere Stadtregierung uns anbieten könnte:
    http://www.beiuns.ch/luzern-stadt/politik/bzo-ist-fuer-den-pilatusplatz-eine-verschandelung-m16527,4157.html

    Gruss aus dem ehem. Biedermeier-Quartier – TNB

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  • Profilfoto von Der Reaktionaer
    Der Reaktionaer, 05.09.2013, 14:17 Uhr

    Für mich war der Pilatusplatz jahrelang der emotionale Eingang zur (Innen)stadt. Egal, an wie vielen scheusslichen und heruntergekommenen Gebäuden man vorbeifahren musste, der Anblick des Restaurants Schmitte machte mir die Einfahr immer zu einer recht erträglichen. Der Abriss dieses Gebäude stellt eine gegen die Ansprüche der Stadtbewohner gerichtete Infamie sondergleichen dar, da kann auch ein Architekturprojekt namens «Urhütte» nichts von der guten alten Pilatusplatzästhetik zurückbringen. Der Pilatusplatz ist ein von Grund auf alle Zeiten ruinierter, man kann es drehen und wenden, wie man will.

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  • Profilfoto von Gerold Kunz
    Gerold Kunz, 05.09.2013, 13:28 Uhr

    Schade, dass es ihnen letztendlich um die Frage der Finanzierung geht. Ich kann sie aber beruhigen: der sia hat die Urhütte finanziert. Interessant finde ich ihre Aussage zur Einfahrt in die Stadt. Fahren sie erst beim Pilatusplatz in die Stadt hinein? Für mich ist der Pilatusplatz Teil der Innenstadt. Er gehört zum Perimeter, in dem ich mich bewege. Und zum Verkehr: immerhin ist der Turm rund, mit dem Auto kann die Kurve gut genommen werden. Der Luzerner Architekt Daniele Marques, Miterbauer des Stadions Allmend, hatte sich übrigens in seinen Studien zum Pilatusplatz gegen Lösungen mit Rundungen entschieden. Er wollte dem Verkehr Widerstand leisten. Machen sie es auch so: Beweisen sie also Mut zur Handbremse und steigen sie am Pilatusplatz aus.

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  • Profilfoto von Der Reaktionaer
    Der Reaktionaer, 05.09.2013, 11:34 Uhr

    Wieder einmal werden die Stadtbewohner mit einem Projekt konfrontiert, dessen Sinnlosigkeit nur noch von der Abscheulichkeit der Umsetzung übertroffen wird. Fährt man in der nächsten Zeit in die Stadt hinein, wird man schon am Pilatusplatz, und also an einem Verkehrsknotenpunkt und einem der allerwichtigsten Plätze der Stadt, mit einem widerwärtigen Kunstwerk konfrontiert, dass die rechte Hand eines jeden einigermassen ästhetisch sensiblen Autofahrers automatisch zur Handbremse greift, um allerschnellstmöglichst reifenquitschend zu wenden und diesem Machwerk und also auch der Stadt den Rücken zuzukehren. Die Stadt verkümmert optisch schon genug. Wer missratene Kunstwerke sehen will, der kann ja den Begriff «Expo.02» bei Google eingeben. Schade, dass der Blogeintrag nicht erwähnt, wer denn diesen ganzen Quatsch finanziert.

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