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Ausstellungsbesprechung

Fundamentalien

Die Architekturbiennale in Venedig kommt auch in der aktuellen Ausgabe nicht ohne Beiträge der Zentralschweiz aus. Diese geben sich erst auf den zweiten Blick zu erkennen und bezeugen den verkannten Stellenwert unserer eigenen Themenwelt.

Auf der Suche nach zentralschweizer Beiträgen an der Biennale in Venedig stösst man im Film von Armin Linke auf die Modelleisenbahn im Verkehrshaus Luzern. Der Mailänder Künstler folgt bei seinem Porträt der Alpen den Spuren des Künstlichen. Auf eine Glorifizierung des Alpinen wird hingegen verzichtet. Im Modell der Gotthardeisenbahn im Verkehrshaus der Schweiz sieht er einen zeitgenössischen Umgang mit dem Thema «Alpen», den er auch in der Indoor Skiarena in Dubai oder beim Porträt einer geführten Besichtigung eines Steinbruchs in Österreich findet: Die Alpen werden in seinem Filmbeitrag an Modellen, Simulationen und Führungen erklärt, Symbole einer Virtualisierung des Realen. 

Unter den Architekten hat es einzig der in Kehrsiten aufgewachsene Architekt Lorenz Baumann in die Präsentationen geschafft. Seine im Büro mit Alain Roserens erstellte Tramhaltestelle am Zürcher Limmatplatz ist Teil eines grossen Fotoporträts des in London und Berlin lebenden deutschen Fotografen Wolfgang Tillmans, das sich den vielfältigen Aspekten des Urbanen mit Bildern aus aller Welt widmet. Aus seinem Konvolut aus Aufnahmen der vergangenen drei Jahre hat er einen Bilderreigen zusammengestellt, der Aspekte des Globalen vermittelt. Weniger der präzise Ort wird tragender Teil der Botschaft, sondern die spezifische Erscheinung des Städtischen, das sich nur dank kleinen Details, wie eben einer signifikanten Tramstation, überhaupt noch lokalisieren lässt. 

Zum Kosmos des vom diesjährigen Direktor der Biennale, dem Architekten Rem Koolhaas, eingerichteten Parcours «Monditalia» trägt der Luzerner Kurator Hilar Stadler zusammen mit Martino Stierli und den künstlerischen Beiträgen von Nils Nova und Francesco Vezzoli mit einem kleinen und feinen Porträt der Insel Capri bei. In einer der Programmatik Koolhaas nahe stehenden Konzeption eines «Deliriuos Capri» vereinen die beiden Kuratoren Bilder aus der Nutzungs- und Rezeptionsgeschichte dreier Villenbauten, die auf der Insel erstellt wurden, und die für ein Leben abseits der ökonomischen und politischen Alltagswelt stehen. 

Hat die Biennale noch in der Ausgabe von 2012 der Fotografie zu einem grossen Auftritt verholfen, steht die Ausgabe von 2014 ganz im Zeichen des Films. Zu den sehenswertesten Beiträgen zählt die Zusammenstellung von Filmausschnitten, die den Elementen der Architektur nachspürt. Der Beitrag ist eine gewichtige Ergänzung zu allen bisherigen Untersuchungen zu «Architektur und Film» und zeigt eindrücklich die Bedeutung der Architekturelemente bei der filmischen Erzählung von Geschichten. 

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Von Architektur und Städtebau sind wir alle betroffen. Im Architektur-Blog werden aktuelle Projekte aus Luzern und Zug verhandelt. Er dient Laien und Fachleuten als Diskussionsplattform und macht das regionale Bewusstsein für Baukultur öffentlich.
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