Architektur
Blog
Ausstellungsbesprechung

Botschafter Basilico

Mit dem Mailänder Nachkriegsbau wird in den Strassen von Luzern für den Besuch der Ausstellung und für eine Fahrt nach Mailand geworben. (Bild: Gerold Kunz)

Die Bilder des Mailänder Architekturfotografen Gabriele Basilico im Kunstmuseum Luzern sind mehr als nur städtebauliche Porträts. Sie lenken den Blick auf Wunden und Narben, die das Gesicht der Städte nähren.

Wer 1988 die erste Einzelausstellung von Gabriele Basilico im Lausanner Muséé d’Elysee gesehen hatte, konnte sich schon damals vom grossen Talent des Architekturfotografen überzeugen. Seine melancholischen Porträts europäischer Hafenstädte nährten nicht nur das Fernweh, sondern bezeugten auch den präzisen Blick des als Architekten ausgebildeten Fotografen auf die Stadt. 

Dieser Blick steht im Zentrum der in Luzern nun gezeigten Auswahl an Fotografien des 2013 verstorbenen Fotografen. Neben Arbeiten aus den Anfängen konzentriert sich die Ausstellung auf Bilder der grossen Städte der Welt. Sie stehen nicht nur für den einzigartigen Blick auf die Stadt, sondern auch für die Sehnsucht nach Urbanität, die uns heute besonders prägt. 

Mit der 1955 fertig gestellten Architekturikone von Luigi Moretti, dem Wohn- und Geschäftshaus am corso Italia in Mailand, wirbt der Kurator Marco Meier im Stadtraum für die Ausstellung. In modernistischer Manier werden jeweils drei Plakate zusammen platziert, was diesem Solitärbau zu einem speziellen Auftritt verhilft. Bei diesem Vorzeigebau der italienischen Nachkriegsmoderne handelt es sich um ein Wiederaufbauprojekt, das aus den Trümmern des Zweiten Weltkriegs entstand. 

Mit dem Mailänder Nachkriegsbau wird in den Strassen von Luzern für den Besuch der Ausstellung und für eine Fahrt nach Mailand geworben.

Mit dem Mailänder Nachkriegsbau wird in den Strassen von Luzern für den Besuch der Ausstellung und für eine Fahrt nach Mailand geworben.

(Bild: Gerold Kunz)

Die architektonische Lösung wurde für die einzigartige Lage im Stadtkörper massgeschneidert. Das Projekt folgt der damals postulierten Öffnung des Blockrands, der als stickig und ungesund verurteilt wurde. Analogien zu dieser Haltung lassen sich in Luzern im Wohn- und Geschäftshaus Migros/Coop an der Winkelriedstrasse finden, wo der Wohnbau über dem Ladensgeschoss zurückspringt, um mehr Licht und Luft abzubekommen. 

Mag sein, dass Marco Meier mit dem Bild in Luzern eine doppelte Absicht verfolgt, nämlich nicht nur für die Ausstellung zu werben, sondern auch für einen hohen architektonischen Qualitätsansprüchen genügenden Stadtumbau zu plädieren. Somit kann der Besuch der sehenswerten Ausstellung und das Gespräch in der Ausstellung am 23. November 2014 aber auch die Reise nach Mailland allen wärmstens empfohlen werden.

Themen
Architektur
Blog
Von Architektur und Städtebau sind wir alle betroffen. Im Architektur-Blog werden aktuelle Projekte aus Luzern und Zug verhandelt. Er dient Laien und Fachleuten als Diskussionsplattform und macht das regionale Bewusstsein für Baukultur öffentlich.
Deine Meinung ist gefragt
Deine E-Mailadresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert. Bitte beachte unsere Netiquette.
Zeichenanzahl: 0 / 1500.


0 Kommentare
    Apple Store IconGoogle Play Store Icon