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Ausstellungsbesprechung

Schweiz for ever and ever

Die Fotostiftung Schweiz zeigt in Winterthur «Bilder zur Lage der Nation». Grund genug dem Kritiker Urs Steiner zu glauben, dass es die Bilder jener Schweiz in unseren Köpfen nicht mehr gibt? 

Die Ausstellungsbesprechung in der NZZ vom 12. Juli 2013 betitelt der Kritiker Urs Steiner mit «La Suisse n’existe pas»! Anlass zu dieser Feststellung bietet ihm die in Winterthur gezeigte Gruppenausstellung zu einer neuen Sicht auf die Schweiz. Die Schau mit Bildern «zur Lage der Nation» wartet mit bestbekanntem Bildmaterial von Fotografen wie Faure, Schwager, Spinatsch und Stollenberg auf.

Ohne die Ausstellung gesehen zu haben, werte ich sie aber schon jetzt als eine Spätfolge der expo.02. Handelt es sich tatsächlich um neue Bilder, die hier zum Thema Schweiz versammelt sind? Oder präsentiert das Museum nur Gegenbilder zu einer Schweiz von gestern, vorgestern oder vorvorgestern?

«Wer diesen Wandel in den Bildern der Schweiz der vergangenen hundert Jahre betrachtet, stellt eine schrittweise Entwicklung fest. Es sind vier Bildtypen die das Bild der Schweiz prägen. Der „touristische Blick“ hat die moderne Schweiz in den Anfängen definiert. Bilder von Bergen, aber auch von Seen, idyllischen Landschaften oder Kleinstädten prägten um 1900 den Blick auf die Schweiz. In den 1930er Jahren wurde die ganze Schweiz in Kalenderbildern zur Parklandschaft erhoben. Weiler, Dörfer und die bäuerlich geprägte Landschaften dominieren die Wahrnehmung. Und ab 1970 werden diese Idyllen durch Bilder ihrer Zerstörung ersetzt. Das Bauen wird als Umweltzerstörung erfahren und es wird nach Alternativen gefragt», hatte ich 2010 für die Zeitschrift des Schweizer Heimatschutz geschrieben und dabei festgestellt, das ein vierter Bildtyp vermutlich 1992 ihren Anfang genommen hat. Damals hatte das Künstlerduo Fischli/Weiss ihre Arbeit «Siedlungen, Agglomeration» vorgelegt. Und nun widmet die Fotostiftung Schweiz eine Ausstellung zu diesem vierten Bildtypen und setzt sich somit in eine Tradition, die seit 20 Jahren anhält. 

In seiner Vernissagerede zu den Bildern von Fischli/Weiss stellte übrigens der Verleger und Autor Patrik Frey schon 1992 treffend fest: «Der Blick, den sie – immer aus Augenhöhe – auf ihre Welt werfen, ist sehr gerade, hypernormal, lässt keinerlei perspektivische Verzerrungen zu; es ist ein unbarmherziger, weil gleichmässig liebevoller Blick, gleichsam eine künstlerische Form der so genannten anteilnehmenden Beobachtung».

Dies gilt, so vermute ich, auch für die Ausstellung in Winterthur. Ich werde trotzdem hingehen.

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