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Chefscheune

Das Ziegelei-Museum Cham hat einen neuen Ausstellungsraum eröffnet. Sie nutzt dafür den Ersatzbau der 1982 abgebrannten Scheune.

Aus dem Studienauftrag für den Ersatzneubau der 1982 abgebrannten Scheune ging das Projekt von Paul Knill hervor. Es setzte sich wegen seiner simplen Gestik gegen vier Konkurrenten durch, die alle tief in die Gestaltungs-Register griffen. Die Vorschläge reichten vom mit Ziegeln ornamentierten Ökonomiegebäude bis zum nordisch anklingenden Hallenraum. Nun ist der Ersatzneubau realisiert und der Studienauftrag ist Geschichte. Ein Besuch vor Ort bestätigt, dass hier ein Kenner des ländlichen Bauens am Werk gewesen ist. 

Das als Scheune erstellte Ausstellungsgebäude hat viele Funktionen zu übernehmen. Im Erdgeschoss sind eine Besenbeiz und der Museumsempfang mit Garderobe und Toilettenanlagen. In den Geschossen darüber und darunter befindet sich die neu eingerichtete Ausstellung. Der hohe, durch ein Lichtband belichtete Dachraum nimmt die Hauptausstellung auf. Vollständig in Holz gehüllt, besticht er durch seine warme Atmosphäre. Trotz den harten Oberflächen ist die Akustik trocken. Auch ins Untergeschoss wird Tageslicht geführt, was den Raum besonders auszeichnet. 

Platziert zwischen die beiden bestehenden Bauten, der Ziegelhütte und dem Zieglerwohnhaus, ergänzt die Scheune die Bauten zum Ensemble. Die Anlehnung an den Typus einer Scheune lassen den Museumbaus nicht fremd erscheinen. Die drei Bauten bilden ein harmonisches Ganzes, das die Lage in der Lichtung nutzt, um an das Bild des «wie es früher war» zu erinnern. Die Stärke des erneuerten Ziegeleimuseums liegt in deren Aufwertung als Gesamtanlage. Hier geht es nicht um die Inszenierung eines Neubaus. Die umgebende Natur und die historischen Bauten werden nicht zur Kulisse abgewertet, sondern tragen als vollwertige Bestandteile zum Museum bei. 

Besondere Anerkennung verdient der Architekt für seine Detaillierung und Materialisierung. Die Verwendung von natürlich belassenen Materialien geben dem Gebäude jenen originären Charakter, der tratitionellen ländlichen Bauten eigen ist. Nicht nur Holz und Beton sind roh belassen, nein, auch die Gipsplatten zeigen keine Veredelung. Mit Ausnahme der Innentüren ist alles in den originalen Materialfarben belassen worden, was zu einer zurückhaltenden Erscheinung führt. Hier wird die Museumsscheune zum geglückten Vorzeigeobjekt, wenn es um Fragen des angemessen Bauens in der Landschaft geht. Diese Scheune ist kein Zufallsprodukt geworden, weil es vom Architekten zur Chefsache erhoben wurde.

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