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Während die Renovationsarbeiten am Dach des KKL Luzern vorangehen, wandelt sich der Vorzeigebau immer wieder neu. Das robuste Grundkonzept reagiert auf diese Eingriffe gelassen.

Was für die Projektverfasser der Studien zur Salle Modulable ein «no go» war, ist während der Renovationsarbeiten am Dach des KKL Luzern Wirklichkeit geworden: Am Vorzeigebau wird herumgebastelt! Die angefügten Holztürme sind offensichtlich den bestehenden Treppenaufgängen nachempfunden, dennoch verändern sie durch ihre Lage an der Dachkante den Bau beträchtlich. Die optische Unterbrechung der Dachlinie ist das Schlimmste, das dem KKL Luzern widerfahren kann. Für die anstehenden Arbeiten war es aber unerlässlich, die Türme so zu platzieren wie sie eben sind. 

Mit diesen Zutaten lebt das KKL Luzern dennoch ganz gut. Im Stadtbild tragen sie fast zu einer festlichen Stimmung bei. Stadthistoriker mögen an den Ausstellungsturm von 1952 erinnern sein, als August Boyer am Europaplatz für die internationale Fotoausstellung ein Aussichtsrestaurant platzierte. Aus der Distanz sieht es aus, als ob eine neue Besucherplattform eröffnet worden wäre. Von Nahem betrachtet könnte es sich sogar um eine Kunstinstallation handeln, denn andere räumliche Qualitäten sind gut zu erkennen. 

Doch wieso erschrecken wir nicht vor den Eingriffen an diesem ikonischen Bau? «Die gekonnte Heterogenität, das reiche Zusammenwirken von räumlichen, farblichen, materialmäsigen Einheiten» schien Anette Gigon 2010 das architektonische Erfolgsrezept des Gebäudes auszumachen. Sie erklärte im Interview mit der Architekturzeitschrift KARTON, dass das Haus Veränderungen ertrage, «weil es eine starke Struktur darstellt». 

Das KKL Luzern hat ja auch schon mehrere Veränderungen schadlos überstanden. Die Ausstattungen der Seebar und im Worldcafe sind ausgewechselt worden. Wenn es also stimmt, was Gigon feststellt, liesse sich am KKL Luzern durchaus weiterdenken. Anleitung dazu hat uns Jean Nouvel selber gegeben. Mit seinem Vorschlag, unter das ausgkragende Dach ein Gebäudevolumen zu schieben, hatte er die Erweiterung des Konzerthauses bereits vorausgedacht. Betrachten wir es so: Vom ursprünglichen Entwurf von 1990 ist vermutlich erst eine Etappe realisiert worden.

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