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Ein Etwas

Neues Wahrzeichen für Luzern? Nur für einen kurzen Moment gelingt die Umdeutung: Der Künstler wird zur Skulptur, die Skulptur zum Sockel und der Kunstraum zum Ticketoffice. (Bild: Gerold Kunz)

Das sic!-Elephanthouse an der Luzerner Neustadtstrasse wurde mit einer künstlerischen Zutat ergänzt. Das aus dem Zweckbau ragende Objekt «Up #1» von L/B macht sich als Zeichen bis über die Geleise bemerkbar. Als angekündigtes Wahrzeichen für Luzern funktioniert es hingegen nicht.

Auf Kunst im öffentlichen Raum darf nicht verzichtet werden. Neben der Architektur, der Landschaftsarchitektur, der Strassensignalisation und der Plakatwerbung ist sie eine weitere Partnerin, die zur Geltung kommen will. Weil der öffentliche Raum immer mehr beansprucht wird, ist Verdichtung auch im Stadtraum zu spüren. Prägnanter und grösser heisst deshalb die Devise, will sich ein Werk in seinem Umfeld behaupten. 

An diesen Leitsatz haben sich die Künstler Sabina Lang und Daniel Baumann von L/B gehalten. Ihre Zutat zum sic!-Elephanthouse, einem bemerkenswerten Kunstraum an der Luzerner Neustadtstrasse, macht sich weitherum als Zeichen bemerkbar. Die hoch in den Himmel ragende Skulptur ist auch vom Gleisfeld gut sichtbar und macht somit bei all jenen auf den Ausstellungraum aufmerksam, die sich noch nie bis in die Neustadtstrasse begeben haben.

Diese Installation ist auf eine bestimmte Zeit angelegt, das macht sie sympathisch, und erlaubt den Künstlern, sich über Konventionen wie «Freistehend» und «Materialgerecht» hinwegzusetzen. So wächst das Kunstobjekt aus dem Gebäude heraus, ohne am Gebäude sichtbare Veränderungen vorzunehmen. Auch mit ihrem Weiss wird das Objekt entmaterialisiert und die Wirkung auf die Funktion als Zeichen reduziert. Viele erkennen einen Buchstaben, der sich mit der Bewegung verändert. Ein Etwas, das eine Umdeutung der Hierarchien zulässt. Das Zeichen wird zum Objekt, die Architektur rückt in den Hintergrund. 

Der zu den kleinsten Ausstellungsräumen Luzerns zählende Kunstraum erfährt mit der erhöhten Präsenz eine Aufwertung, ohne seinen Charakter zu verändern. In den Worten Venturis: Der Kunstraum wird nicht zur «Ente» umgebaut, sondern nutzt die Skulptur als sein Zeichen, um seine gegenwärtige kulturelle Bedeutung sichtbar werden zu lassen. Die Skulptur und der Stellenwert des Ausstellungsraums werden somit Eins. L/B’s Beitrag liest sich deshalb nur als Zeichen für den Ausstellungsraum, und kann kein Wahrzeichen für Luzern werden. Dieses Versprechen bleibt uns das Team von sic! noch schuldig.

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