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Berufsbezeichnung des Architekten

Fokus auf die Region

Der Zentralpräsident des FSAI, der Hergiswiler Architekt Niklaus Reinhard, fordert in einem Interview mit der Zeitschrift «archithese» einen minimalen Schutz für die Berufsbezeichnung des Architekten. Fallen die bilateralen Verträge weg, müssen die Architekten sich um eine neue Anerkennung bemühen.

Der FSAI, der Verband freierwerbender Schweizer Architekten, zählt zu den kleineren Verbänden des Architektenberufs. Dennoch ist er in der Schweiz gut präsent. Mit der vom Verband getragenen Fachzeitschrift «archithese» spricht der FSAI seit Mitte der 1970er Jahre mit eigener Stimme. Über die Verbandspolitik wird hingegen selten berichtet. 

Das Interview in der Ausgabe 2-14 der eigenen Verbandszeitschrift mit dem Zentralpräsidenten des FSAI, dem Hergiswiler Architekten Niklaus Reinhard, geht wohl deshalb der Frage nach der Bestimmung des Verbands nach. Dieser vertrete eher Architekten aus ländlichen Gebieten, wo es im Unterschied zu den Städten schwieriger ist, «die Bedeutung guter Architektur oder gut gestalteter Umwelt zu kommunizieren», weshalb ein Engagement in der Politik wichtig ist, wie Reinhard ausführt, der auch als Landrat im Nidwaldner Kantonsparlament sitzt. Der FSAI setze sich für Architekten ein, die sowohl von Gestalt und Umwelt, aber auch von Kosten und Bautechnik etwas verstehen.

Mit der Infragestellung der bilateralen Verträge müssen die Architekten sich nun um eine neue Anerkennung bemühen, wollen sie weiterhin im Ausland tätig sein. Reinhard fordert deshalb einen minimalen Schutz für die Berufsbezeichnung des Architekten. Noch 2004 wurde eine Neuregelung zum Schutz des Titels der Architekten vom Bundesrat als «nicht von bedeutendem öffentlichem Interesse» gewertet, und auch 2014 führte eine Initiative ins Leere, weil nicht alle Verbände geschlossen hinter der Idee standen. 

Angesprochen auf die Bedeutung des Wettbewerbswesens stösst sich Reinhard am «Bauteil-Perfektionismus» und postuliert einfache Lösungen: Diese wären manchmal praktikabler «als das Projekt mit dem bestgelösten Fensterdetail». Dennoch sieht Reinhard ein strukturelles Problem, indem er beobachtet, das in einem Kanton wie Nidwalden der « Wohnungsbau komplett durch die immer gleichen Planungen von Investoren bestimmt» werde, was sich nachteilig auf den Wandel auswirken. 

Als negative Folge des herrschenden Liberalismus –  Reinhard bekennt sich auch dazu – sieht der praktizierende Architekt die Haltung der Architekten: «Unerklärlicherweise haben sich die Architekten in ihre Objekte verkrochen; sie kümmern sich um sie und achten darauf, dass die Umgebung auf den Fotos nicht zu sehen ist.» 

Vorbilder sieht Reinhard im Bregenzerwald, wo der Zusammenschluss Gleichgesinnter zum Bau eines «Werkraums» geführt habe oder in der Arbeit der Architektengruppe Krokodil, die in Zürich mit ihrer Vision der «Glatt-Stadt» zur Diskussion beitragen. 

Vielen Ausführungen Reinhards ist zuzustimmen, andere verdienen den Widerspruch. Doch gerade die grosse Vielfalt an Verbänden ist einer der Gründe, dass ein geschlossenes Auftreten immer schwieriger wird. Die Organisationen machen sich den Platz streitig, statt sich auf gemeinsame Ziele zu besinnen. 

Wer die strukturellen Veränderungen im Ingenieurwesen beobachtet hat (hier haben sich viele kleine Büros in grosse zusammengeschlossen), wird sich fragen müssen, ob des den Architektenberuf in der heutigen Prägung künftig noch geben wird. Hier läge einer der Schwerpunkt des Engagements des FSAI. Der Verband muss den Berufstand der freierwerbenden Schweizer Architekten darin unterstützen, dass deren Beiträge endlich von der Politik als von bedeutendem öffentlichem Interesse anerkannt werden. Doch wie das geschehen könnte, darüber erfährt man im Interview leider zu wenig.

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