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Nachweis erbracht

Das Gewerbegebäude an der Tribschenstrasse zählt zu den frühesten Bauten des Neuen Bauens in Luzern. (Bild: Gerold Kunz)

Das Gewerbegebäude an der Tribschenstrasse in Luzern zählt zu den Pionierbauten des Neuen Bauens in der Zentralschweiz. Obwohl nachgewiesen ist, wie das Gebäude bestehen bleiben könnte, ist sein Erhalt noch immer ungewiss.

Es war 1933, als Carl Mossdorf das Gewerbegebäude in Luzern entwarf. Neu waren damals der Dachgarten, die Bandfenster, der Stützenraster, der freie Grundriss und die freie Fassadengestaltung: Postulate, wie sie Le Corbusier in seinem Manifest «Fünf Punkte zu einer neuen Architektur» aufführte. Das Gewerbegebäude zählt deshalb zusammen mit dem Dula-Schulhaus und dem Haus Jans, beides Bauten des Luzerner Architekten Albert F. Zeyer, zu den Pionierbauten des Neuen Bauens in Luzern.

Aus diesem Grund hatte 2002 der Innerschweizer Heimatschutz in seiner Petition den Luzerner Stadtrat aufgefordert, sich für den Schutz des Bauzeugen einzusetzen. Leider blieb das Engagement bis heute ohne Erfolg. Studien von Cla Büchi und weiteren Architekten weisen nach, dass der Erhalt möglich ist, ohne dass das städtebauliche Konzept aufgegeben werden müsste. Doch diese haben bisher den Weg aus der Schublade nicht gefunden.

Noch hat das Gewerbegebäude die Entwicklungsstürme überstanden. Das Tribschengebiet ist wie kein zweites in Luzern einem radikalen Stadtumbau unterzogen worden. Trotzdem blieben gewisse Gebäude im Gebiet aus ökonomischen Gründen erhalten, z.B. die Werkstatt des Luzerner Theaters. Es kann also nicht sein, dass ein für das kulturelle Selbstverständnis so wichtiges Bauwerk wie das Gewerbegebäude bald abgebrochen werden soll.

Die Planer sind gut beraten, sich mit den Möglichkeiten des Erhalts auseinanderzusetzen. Es gehört heute zu den Grundvoraussetzungen einer zeitgemässen Planung, den wertvollen Baubestand in die Ausbaupläne zu integrieren. Die öffentliche Diskussion, die für den Erhalt der ZHB geführt wird, verdient dringend angereichert zu werden. 

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Claus Niederberger
    Claus Niederberger, 13.10.2015, 18:51 Uhr

    Das Gewerbegebäude Tribschen in Luzern ist ein schlichtes, einfaches und seit Jahren baulich arg vernachlässigtes Haus, aber es ist kulturgeschichtlich trotzdem ein besonders bedeutendes Bauwerk. Geschaffen wurde es 1930 vom Luzerner Architekten Carl Mossdorf, einem Schüler von Le Corbusier und Mitgründer des BSA Zentralschweiz. In diesem Zweckbau wurden wesentliche Gestaltungselemente des «Neuen Bauens» in der Prägung von Le Corbusier in unserer Region beispielhaft verwirklicht. Dieses Bauwerk gehört kulturgeschichtlich zweifelsfrei zu den bedeutendsten Pionierbauten der Moderne in der Zentralschweiz. (Siehe dazu u.a. das Jahrbuch 28 / 2010 der Historischen Gesellschaft Luzern oder den Sonderdruck «Neues Bauen in der frühen Moderne der Zentralschweiz», Luzern 2010.)
    Leider haben die Stadt und der Kanton Luzern den besonderen städtebaulichen, architektonischen und kulturellen Stellenwert dieses Bauwerkes in den fachlichen und politischen Weichenstellungen der Stadtentwicklungsplanung Tribschen seit Jahrzehnten bis heute vernachlässigt. Trotzdem mehr als 2300 Bürgerinnen und Bürger schon 2002 die Behörden mit einer Petition begründet aufgefordert haben dieses Bauwerk fachgerecht zu erhalten, wurde die Berücksichtigung dieses Anliegens auch in den folgenden Jahren nicht berücksichtigt. Im Gegenteil mit verschiedenen Planungsmassnahmen wurde eine rechtliche Sanktionierung dieses Zerstörungsprozesses geschaffen. Trotzdem existiert seit 2011 eine fundierte städtebauliche und architektonische Alternativstudie für eine mögliche Erhaltung und Integration dieses schützenswerten Bauwerk am Standort ohne Verlust von Bauvolumen- und Nutzungsflächen. Das Gewerbegebäude ist deshalb leider noch immer vom Abbruchhammer bedroht. Was für einen alternativen Lösungsprozess leider noch immer fehlt ist die fachliche Weitsicht und der politische Wille von Eigentümern, Investoren und Behörden sich dafür einzusetzen und einen solchen Prozess zu verwirklichen.

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