Kranbesuch

Der Zürcher Hafenkran ist zum medialen Ereignis geworden, lange bevor er zu stehen kam. In der Zürcher Politik wurde seit Jahren über Sinn und Zweck des Kunstobjekts gestritten. Seit der Platzierung am Limmatquai ist der Hafenkran überall präsent. Diese Woche gastiert er auch am Löwenplatz in Luzern. 

Im Epizentrum des Zentralschweizer Tourismus wollen die Zürcher mit einem Werbeplakat, das mit dem Hafenkran zum Zürichbesuch auffordert, sich ein Stück vom grossen Tourismus-Kuchen abschneiden. Doch um den «Unterschied zwischen Schrott und Kunst» zu entdecken, wie es auf dem Plakat etwas naiv geschrieben steht, müssten unsere asiatischen Touristen nicht nach Zürich fahren. Das Plakat will offensichtlich wesentlich mehr. 

Bekannt ist der neidvolle Blick Zürichs auf das KKL Luzern. Auch 20 Jahre nach dem Volksentscheid in Luzern zum KKL-Kredit können die Initianten eines Zürcher Kongresszentrums nur Niederlagen ausweisen. Nun folgt der Angriff auf den Wasserturm, das wichtigste Wahrzeichen der Voralpenregion. 

Der Wasserturm, das am meisten fotografierte Gebäude Luzerns, kriegt mit dem Hafenkran ernsthafte Konkurrenz. Der mediale Rummel um seine Aufrichtung erinnert an die geschickten Inszenierungen des Luzerner Verkehrsdirektors Kurt H. Illi, der von 1978 bis 2000 diesen wichtigen Posten besetzte. Legendär sind seine Vermarktungskonzepte, und darin die Verwendung des Wasserturms als Symbolträger, lange vor dem Brückenbrand von 1993. 

Die Inszenierungen um den Zürcher Hafenkran zeigen, was es vom Luzerner Wasserturm zu lernen gibt. Stadtmarketing basiert auf einfachen Botschaften, die mit dem Hafenkran offensichtlich erfüllt werden. Der «Unterschied zwischen Schrott und Kunst» zu erkennen, mag die eine sein. Wichtiger ist zu reflektieren, was den besonderen Reiz des Hafenkrans ausmacht. Wasserturm und Hafenkran haben mehr gemeinsam, als auf den ersten Blick zu erkennen ist. Unsere Tourismusverantwortliche setzen auf die Seerose, die 2015 auf dem Vierwaldstättersee schwimmen soll. Und was folgt darauf?