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Vielschichtiges Ganzes

Die Resultate des Studienauftrags zur Entwicklung von Luzern Süd liegen vor. Der Architekt Cla Büchi fragt sich in der aktuellen Ausgabe von «041-Das Kulturmagazin», ob eine Gemeinde wie Kriens in der Lage sei, eine Entwicklung dieser Tragweite adäquat steuern zu können. Sind seine Befürchtungen gerechtfertigt?

In Zeiten knapper Budgets Städte neu zu planen mutet absurd an. Wenn die Mittel fehlen, kann keine Stadt entstehen. Gerne überlassen viele Gemeinden deshalb die Entwicklung neuer Siedlungsgebiete privaten Bauträgern, die der Öffentlichkeit selten Rechenschaft für ihr Tun ablegen müssen. Sie reagieren anstelle zu agieren. Auch die Entwicklung in Luzern Süd ist bisher diesem Modell gefolgt. Mit der im Herbst 2012 erfolgten Ausschreibung des Studienauftrags erhoffen sich die Behörden nun, eine Trendwende herbeizuführen. Luzern Süd soll sich von nun an in geordneten Bahnen entwickeln.

Dass gerade hier mit der Autobahn die moderne Stadtplanung ihren Anfang genommen hatte, wurde über Jahrzehnte nicht erkannt. Erst mit der Verdichtung der angrenzenden Areale wurde offenbar, dass sich das Gebiet nicht beliebig nutzen lässt. Es ist ein offenes Geheimnis, hier von einer groben Fehlplanung zu sprechen, die ihre Ursachen in der Nichtplanung hat.

Für ihren Beitrag zum Studienauftrag haben die Architekten Ernst Niklaus Fausch (sie haben das Konkurrenzverfahren gewonnen) eigens ein Modell gebaut, das vom Grosshof bis zur Horwerbucht reicht. Darin enthalten und gut sichtbar sind die 1955 eröffnete erste Autobahn der Schweiz und die Allmend. Heute sind zwar grosse Teile der Autobahn zugedeckt, ihr Verlauf ist aber in der Siedlung gut erkennbar. Mit ihrer Bogenform verbindet sie die Verbindungsstrasse zwischen Kriens und Luzern mit dem Seeufer. Durch die fortschreitende Bautätigkeit bleibt die Allmend schon heute als grosser zentraler Park ausgespart.

Doch weder Autobahn noch Allmend scheinen dem Entwicklungsgebiet Halt geben zu können. Das Team empfiehlt deshalb eine neue Achse, die mitten durch die Neubaugebiete, aber auch mitten durch die bestehenden Wohngebiete führt, als Rückgrat für alle.

Wer nun auf das vorgelegte Modell für die künftige Entwicklung von Luzern Süd schaut, stellt mit Schrecken fest: Der grosszügige und nahezu planlose Umgang mit dem Boden hat uns hier sehr viele aufgelockerte Siedlungen hinterlassen, die allem Anschein nach unantastbar bleiben werden. Statt sich zu fragen, wie das unternutzte Gebiet zwischen Horwer Bahnhof und Mattenhof nachverdichtet werden könnte, konzentrieren sich die Anstrengungen auf die unbebauten Areale westlich der Allmend und um den Horwer Bahnhof. Nur in diesen entstehen die nach heutigen Vorstellungen hochgradig verdichteten Stadtquartiere.

Die Vorzüge des Verfahrens sind, dass sich die Akteure, seien es die Grundstückeigentümer, die Planer oder die Behörden, nun auf eine Strategie der Entwicklung einigen können. Dazu braucht es den Willen zur Kooperation und das Interesse am Prozess. Das vorgelegte Stadtentwicklungskonzept wird scheitern, falls die entwickelten Ideen nicht von allen Akteuren angenommen werden. Daran muss weiter gearbeitet werden.

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