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Städtebaukritik

Schwarzer Teppich

Nach Sursee und Sempach hat nun auch Willisau sein Städtli mit einem neuen Belag versehen. Der Versuch, mit dekorativen Streifen einen grosszügigeren Platzraum zu erhalten, ist missglückt.

Als im September des letzten Jahres, kurz nach der Eröffnung des umgestalteten Städtlis, der Willisauer Bote die Frage stellte, «Wie gefällt Ihnen das neue Städtli Willisau?», gingen 15 negative Antworten ein. Niemand konnte der Umgestaltung Positives abgewinnen. 

Eine kleine Veränderung mit grosser Wirkung also. In Willisau wurde nicht nur der Belag im Städtli erneuert, auch die Trottoirs wurden der Platzfläche einverleibt. Mit Pflanztrögen in «Ringli-Form» bieten die Architekten zudem neue Sitzgelegenheiten an. Und von den Streifen versprechen sie sich eine dezente Struktur für die Parkierung der Autos, die weiterhin im Städtli zugelassen sind. Was ist falsch an der bestechenden Idee?

Das aus einem Wettbewerb hervorgegangene Projekt wurde so umgesetzt, wie es das Wettbewerbsresultat versprach. In den Visualisierungen war die Wirkung bereits zu entnehmen. Die Jury hatte das Projekt überzeugt. Wieso also diese breite Ablehnung reihum? 

Viele Kommentare betreffen die Parkiererei. Zu Recht bezeichnen sie das erneuerte Städtli als «Auto-Begegnungszentrum». Tatsächlich hat sich an der Situation im Vergleich zu früher kaum etwas verändert. Obwohl beim Stadttor ausserhalb des Zentrums ein grosser Parkplatz installiert wurde, scheint das Bedürfnis, weiterhin mitten im Städtli zu parkieren, nicht verhandelbar zu sein. Kein Direktor einer Shopping Mall liesse einen solchen Fauxpas zu. Doch was im Einkaufszentrum normal ist, käme offenbar im Städtli Willisau einer Palastrevolution gleich. Unverständlich, dass hier in der Parkierungsfrage so wenig Einsicht herrscht. 

Was nützen also die Bestrebungen, den Strassenraum in einem Platzraum umzugestalten, wenn am Übel nichts verändert werden kann? Wie die Reaktionen zeigen, waren die Bestrebungen nutzlos. Der Kommentator Wermelinger bringt es auf den Punkt: «Wenn ich beim Kaffee trinken unzählige Autos vor der Nase haben möchte, dann gehe ich lieber an den Autosalon nach Genf.»

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