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rot, blau, gelb

Rot, blau, gelb stechen die Kindergarten- und Hortprovisorien im Unterlöchli aus der grünen Wiese hervor. Mit ihrer Kammstruktur greifen die Container in die Umgebung hinaus. Die Pavillons mögen für die Nutzung zweckmässig sein, als Provisorien sind sie eine Enttäuschung. 

Anstelle der dritten Ausbauetappe des Wohnquartiers Unterlöchli ist auf dem künftigen Bauplatz ein Kindergarten- und Hortprovisorium entstanden, das diesen  Januar in Betrieb genommen wurde. Rot, blau, gelb stechen die Baucontainer im Unterlöchli aus der Wiese hervor. Mit ihrer Kammstruktur greifen die Container in die Umgebung hinaus und schaffen den Trakten zugeordnete Höfe, die gut dimensioniert und gut besonnt sind.

Die Farbgebung ist das dominante Gestaltungselement des Containerhauses. Sie lehnt sich an der Farben von Bauklötzen an, die den Kindern zum Spielen dienen. Die exponierte Lage hat die Verantwortlichen dazu bewegt, mit den Primärfarben ein starkes Signal auszusenden. Das ist legitim.

Als Aufgabenstellung ist ein Kindergarten- oder Hortprovisorium eine spannende Sache. Schon der Gedanke, was sich in einem Provisorium alles umsetzen lässt, beflügelt die Ideen. Die Zuger Architekten Stucky und Meuli hatten ab den 1950er Jahren mit der Vorfabrikation von Schulpavillons Pionierarbeit geleistet. Doch für solche Glanzleistungen interessiert sich offenbar nur noch die Denkmalpflege. Im hier und jetzt haben visionäre Entwicklungen keinen Platz.

Zu den Eigenheiten von Provisorien zählen, dass sie wesentlich länger genutzt werden, als angedacht wird. Das Globusprovisorium beim Zürcher Bahnhof ist der bekannteste Vertreter dieser Art. Es hatte schon die Krawalle Ende der 1960er Jahre erlebt und steht bis heute an prominenter Lage in der Limmat.

Neue Schulhäuser stehen bei Pädagogen oft in der Kritik. Die Planer würden nur ihre eigenen Ideen verfolgen, heisst es. Bei einem Provisorium hätte der Versuch gewagt werden können, es für einmal ganz anders zu machen. Offenbar hatte der Wille und die Lust dazu gefehlt. Die Pavillons mögen für die Nutzung zweckmässig sein, als Provisorien sind sie eine Enttäuschung. Der Mut zum Experiment fehlt, die Phantasie ist auf der Strecke geblieben. Hoffen wir, dass die Kinder unter diesem Mangel nicht leiden.

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Von Architektur und Städtebau sind wir alle betroffen. Im Architektur-Blog werden aktuelle Projekte aus Luzern und Zug verhandelt. Er dient Laien und Fachleuten als Diskussionsplattform und macht das regionale Bewusstsein für Baukultur öffentlich.
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