Neuer Stadtteil nimmt Formen an

Das wünschen sich Krienser vom Bell-Areal: «Es darf keine nervigen Leute haben»

Wird in den nächsten Jahren noch viele Gespräche führen müssen: Der Krienser Bauvorsteher Maurus Frey diskutiert mit zwei Einwohnern. (Bild: bic)

Das Bell-Areal in Kriens wird in den nächsten zehn Jahren komplett überbaut. Die Verantwortlichen wollen die Bevölkerung in die Planung einbeziehen. Deren Wünsche gehen allerdings in unterschiedliche Richtungen, wie ein Anlass am Montagabend zeigt. Zu reden geben dürften etwa der Lärm oder der Verkehr.

Eine kleine Stadt mitten in der Stadt: Nicht weniger als das soll auf dem Bell-Areal in Kriens in den kommenden Jahren entstehen. Gestaltet wird es nicht einfach von Planerinnen und Politikern, sondern unter Einbezug der Bevölkerung (zentralplus berichtete). Deshalb haben die Verantwortlichen am Montagabend zur zweiten Mitwirkungsveranstaltung rund um das Grossprojekt eingeladen.

Wie bereits bei der ersten Veranstaltung Ende 2019 kamen die Krienser erneut in grosser Zahl in den Saal im Kulturquadrat gleich gegenüber dem Bell-Areal. Damit die Abstandsregeln eingehalten werden konnten, wurde der Anlass zweimal hintereinander durchgeführt. Gegen 100 Personen wollten die Chance nutzen, sich mit den Verantwortlichen auszutauschen.

Politik wird gefordert sein

Vorgestellt wurde das sogenannte Richtkonzept für die Bebauung des Areals sowie das Siegerprojekt. Diese zeigen die ungefähren Grössen der Gebäude und Stadträume, deren Art und Funktion sowie die Verkehrserschliessung auf. Und genau hier sind die Vorschläge der Bevölkerung gefragt: «Damit der neue Stadtteil an diesem zentralen Ort dereinst überhaupt zum Leben kommt, brauchen wir die Ideen der Bevölkerung. Denn die Erfahrung zeigt, dass wir als Verantwortliche so wertvolle Hinweise erhalten», sagte Peter Schmid, Vizepräsident der Genossenschaft Logis Suisse. Diese ist im Besitz des Geländes.

«Es ist daher wichtig, dass die Leute jetzt nochmals Einfluss nehmen.»

Peter Schmid, Logis Suisse

«Man wird sich im neuen Stadtteil treffen, arbeiten, sich verpflegen oder einfach gemütlich im Park sitzen. Es ist daher wichtig, dass die Leute jetzt nochmals Einfluss nehmen, obwohl man natürlich nicht alles erfüllen kann», sagte Schmid. Stadtrat Maurus Frey (Grüne) betonte, dass man bewusst einen Stadtteil und keine Siedlung schaffen wolle. Denn ein neues Quartier biete viel mehr Qualitäten, da es viel breiter genutzt werden könne.

Auch Frey wies darauf hin, dass es verschiedene Interessen abzuwägen gelte. Zum Beispiel zwischen den Wünschen der Bevölkerung und denjenigen der Investoren, die unter anderem Wohnungen bauen werden. «Hier wird die Politik, welche die rechtlichen Grundlagen schaffen muss, gefordert sein», sagte der Krienser Bauvorsteher.

So soll es im Zentrum des neuen Quartiers aussehen.

Musik und anderes soll möglich sein

Um verschiedene Interessen ging es anschliessend auch in den Gruppendiskussionen. Hier wurde klar, dass es insbesondere in Sachen Lärm noch Diskussionen geben wird. Denn während im Grundsatz Einigkeit besteht, dass das heutige Industrieareal mit viel Leben gefüllt werden soll, wird sich weisen müssen, inwiefern man mit den damit verbundenen negativen Begleiterscheinungen umgehen will.

«Für städtisches Leben muss man heute meistens nach Luzern fahren.»

Einwohner von Kriens

Ein Einwohnerrat und Bürger forderte am Montag, dass im neuen Stadtteil Vereinsaktivitäten ermöglicht werden. Er dachte dabei an eine Art fixe Bühne oder ein Podest für die verschiedenen Musikvereine. Ausserdem solle es möglich sein, dass die Geisle-Chlöpfer auftreten können. «Für mich ist wichtig, dass vor allem städtisches Leben entsteht», sagte er. «Dafür muss man heute nämlich meistens nach Luzern fahren.» Das habe damit zu tun, dass in Kriens Gastroangebote fehlten, die Anziehungspunkte sind und diesen Namen auch verdienen.

Bereits vor den Gruppendiskussionen machten die Verantwortlichen darauf aufmerksam, dass es wichtig sein wird, sowohl öffentliche und belebte als auch eher intime und ruhigere Bereiche zu schaffen. Diese Überlegungen wurden in der Planung bereits berücksichtigt.

Ein guter Mix im Erdgeschoss

«Ich finde es wichtig, dass es im Erdgeschoss betreffend Gewerbe nicht einfach Ateliers, sondern auch publikumswirksame Angebote gibt, für die man ins neue Quartier geht», sagte eine Teilnehmerin einer anderen Gruppe an der Mitwirkungsveranstaltung. «Denn nur so entsteht auch tatsächlich urbanes Leben.» Sie brachte auch eine Bibliothek oder Ludothek ins Spiel.

Einem anderen Teilnehmer war es wichtig, dass der motorisierte Verkehr möglichst ausserhalb des Geländes abgefangen beziehungsweise in den Boden verlegt wird. Denn auch wenn der neue Stadtteil autoarm sein wird, werden nicht alle künftigen Bewohner auf das Auto verzichten, wie ein Vertreter der Grundeigentümerin betonte.

Damit sowohl das Wohnen als auch das öffentliche Leben möglichst konfliktfrei aneinander vorbeikommen, sind auf dem Bell-Areal zwei unterschiedliche Zonen vorgesehen. Während im vorderen Teil im Bereich Obernauerstrasse Richtung Stadtzentrum das Gewerbe, die Begegnungsräume und die Beizen angesiedelt werden, entstehen die Wohnungen eher im hinteren Bereich Richtung Sonnenberg. Oder etwas bildlicher gesprochen: Im Zentrum des neuen Stadtteils wird es Gassen wie in einer Stadt geben, während Richtung Sonnenberg eher eine gartenähnliche Struktur entstehen soll.

Künftige Generationen werden miteinbezogen

Die Verantwortlichen rechnen aktuell damit, dass die Wohnungen und Gewerbeflächen im Jahr 2031 bezogen werden können. Auch aufgrund dieses Zeithorizonts wurden Jugendliche und junge Erwachsene aus Kriens befragt, wie sie sich die entstehenden Freiräume vorstellen und wie sie diese nutzen möchten. Ihre Wünsche stellten sie in einem kurzen Video vor.

Es wurde schnell deutlich, was sich die Jungen unter Freiräumen vorstellen. Gleich mehrere der jungen Frauen und Männer wünschen sich nämlich, dass man hie und da auch mal ein bisschen lauter sein darf. «Es darf darum keine nervigen Leute haben. Ich möchte nicht, dass zum Beispiel eine alte Frau kommt und sagt, was wir machen dürfen und was nicht», sagte eine Jugendliche. Wichtig finden die jungen Leute aber auch, dass es genug Abfalleimer gibt, damit es am Schluss «nicht wie Sau» aussieht.

«Ich finde es wichtig, dass es eine Steckdose hat, an der man das Handy aufladen kann.»

Jugendliche

Und ein Mädchen sagte: «Ich finde es wichtig, dass es eine Steckdose hat, an der man das Handy aufladen kann.» Viele der jungen Menschen wünschen sich ausserdem, dass es Orte und Einrichtungen gibt, wo man sich sportlich betätigen kann. Mehrere junge Männer dachten dabei an Kraftübungen.

Die Ideen aus den Workshops fliessen nun in die Weiterentwicklung des Projekts ein. Das nächste Ergebnisforum soll dann bereits im Herbst stattfinden.

Der Bereich bei der Busschleife soll als einladendes Einfallstor zum neuen Stadtteil gestaltet werden.

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