In der Altstadt is(s)t man bereits vegan

Das wirklich allererste rein vegane Restaurant in Luzern

Bloem und Tareq Mustafa-Koks mit ihren Kindern Noura und Floyd. Das holländisch-jordanische Paar hat sich mit dem Teehaus einen Traum erfüllt.

(Bild: jav)

Wer wird der Erste sein? Zwei Lokale stehen in den Startlöchern und buhlen um den Titel «erstes rein veganes Restaurant in Luzern». Doch ganz ohne grosses Geschrei gibt es das schon eine ganze Weile in der Altstadt. zentralplus war zu Besuch.

«Luzern erhält das erste rein vegane Restaurant» titelten die Zeitungen im Frühling 2017 über «Karls Kraut», welches jedoch erst im Februar 2018 am St. Karliquai eröffnet wird. «Das erste gesunde und rein vegane Restaurant in Luzern», prangt im Januar 2018 in grossen Lettern am Fenster des Restaurants Peacefood an der Maihofstrasse, welches Mitte Januar aufmacht.

Gutes Marketing vielleicht, jedoch nicht ganz wahrheitsgetreu. Denn Luzern hat bereits ein rein veganes und rein biologisches Lokal: das «Blend Teehaus» an der Furrengasse in der Luzerner Altstadt. Ganz bescheiden und ohne viel Aufhebens wird hier seit Februar 2017 komplett vegan gekocht.

Mezze, Brunch, selbst die Milch im Tee – alles ohne tierische Produkte. «Wir verwenden auch nur regionale und biologische Produkte und versuchen so wenig Abfall wie möglich zu produzieren», erklärt Bloem Mustafa-Koks, die das Lokal gemeinsam mit ihrem Mann Tareq führt.

In Luzern den Traum verwirklicht

Das multikulturelle Paar mit holländischen und jordanischen Wurzeln hat sich in Luzern kennengelernt und verliebt. Nicht nur ineinander, sondern auch in die Stadt, die nun seit über acht Jahren ihr Zuhause ist. «Wir haben beide Hotelmanagement studiert, in der Gastronomie und in Hotels gearbeitet. Doch die Idee, etwas kleines, feines Eigenes aufzumachen, liess uns nicht mehr los», sagt die Holländerin. «Wir wollten etwas, an dem unser Herz hängt.»

«Wir haben diesen Titel einfach nicht als besonders eindrücklich empfunden.»
Bloem Mustafa-Koks, Wirtin «Blend Teehaus»

2014 stiessen die beiden online auf das ausgeschriebene Lokal und waren sofort begeistert. «Dass wir es aber tatsächlich bekommen haben, war Glück und lag auch am Vertrauen des Vermieters», betont die 28-Jährige. «Denn wir hatten nicht einmal einen richtigen Businessplan – es ging plötzlich alles so schnell.»

Im Januar 2015 eröffneten sie schliesslich ihr eigenes Lokal mit dem Namen «Blend Teehaus». Eingerichtet wurde es komplett mit Hilfe der ganzen Familie der jungen Gastronomin, die mittlerweile auch in die Schweiz gezogen ist.

Versteckt unter einem Bogen in der Furrengasse befindet sich das kleine Lokal.

Versteckt unter einem Bogen in der Furrengasse befindet sich das kleine Lokal.

(Bild: jav)

Die Atmosphäre im gemütlichen, multikulturellen Lokal ist dementsprechend familiär, entspannt und urban. Die Mischung (Engl. «blend») der Familie zeigt sich auch im sprachlichen «Chrüsimüsi», das durch das Lokal tönt. Der Jordanier Tareq Mustafa wuchs in Kuwait auf und spricht Arabisch mit den Kindern. Die sprechen mit ihrer Mutter wiederum Holländisch und mit der Tagesmutter Schweizerdeutsch. Das Ehepaar unterhält sich auf Englisch und mit den Gästen wird Deutsch gesprochen.

Das Ehepaar bewirtet die Gäste bis letzten Herbst an sechs Tagen die Woche. Tareq Mustafa meist an der Theke und seine Frau als «Küchenchefin». Seit vergangenem Herbst ist eine Praktikantin Teil des kleinen Teams geworden, das vorher durch die Schwester von Bloem Mustafa-Koks unterstützt wurde.

Leben und arbeiten auf kleinem Fuss

Das Lokal hat Platz für rund 20 Gäste an sechs Tischen. «Und ab nächstem Sommer haben wir auch noch eine ganz kleine Terrasse dazu», freut sich die Wirtin. Auf den 23 Quadratmetern der Furrengasse wurden früher Tiere verkauft. Eine Geschichte, welche das Paar offensichtlich gerne erzählt.

Wann und was und für wie viel?

Das «Blend Teehaus» hat Dienstag bis Samstag von 11h bis 22h offen. Am Sonntag von 10h bis 17h.

Dienstag bis Freitag werden ab 12 Uhr frische, vegane Mittagsmenüs für 17.50 Franken serviert. Die Menüs sind 100 Prozent Bio, ohne Weizen, oft auch ohne Gluten und meistens steht eine zuckerfreie Torte auf der Theke. Zudem gibt es ab Mittag eine grosse Auswahl an kalten und warmen Mezze – auch als Take-away. Am Sonntag wird ein orientalisches Brunchbuffet für 32 Franken inklusive Getränke angeboten. Der Preis für Kinder unter zwölf Jahren ist ihr Alter in Franken.

Wegen der «Grösse» des Lokals empfiehlt sich, dass man zum Essen einen Tisch reserviert.

Das Lokal bietet im Sommer auch Picknick-Körbe für 29.50 bis 44.50 Franken – je nach Inhalt. Gegen ein Depot gibt es zusätzlich zu den Mezze und Getränken im Korb auch eine Decke und Besteck.

Auf so kleinem Raum zu wirten, passt zur Familie Mustafa-Koks. Mit ihrer vierjährigen Tochter und dem zweijährigen Sohn lebt das ungewöhnliche Paar beim Luzerner Lido-Camping in einem Wohnwagen. «Wir möchten möglichst einen geringen ‹Fussabdruck› auf der Umwelt hinterlassen», betonen die beiden.

Ohne viel Aufhebens

Dass das Paar nicht mit dem Slogan «erstes rein veganes Restaurant in Luzern» hofieren ging, hat mehrere Gründe. «Wir haben diesen Titel einfach nicht als besonders eindrücklich empfunden», sagt die Holländerin lachend. Auch sei sie im Marketing nicht sehr versiert und ihr 30-jähriger Mann schon gar nicht. «Zudem war unser Lokal nicht von Anfang an völlig vegan und wir selbst auch nicht. Wir haben klein angefangen und erst in den letzten Jahren mit dem wachsenden Interesse an der veganen Küche auch immer mehr Gerichte ‹veganisiert›», erklärt sie. Es seien nur ganz kleine Veränderungen gewesen und im Februar 2017 war der Umstieg komplett.

Sie könne sich auch vorstellen, dass der Name «Teehaus» verwirrend sei. «Es wissen wohl viele nicht, dass man bei uns abends und am Mittag vollwertig essen und auch Wein und Bier geniessen kann.» Trotzdem seien sie gut besucht – und das nicht nur von Veganern und Teefans. Am Sonntag für den Brunch sowie an Samstagen bekomme man ohne Reservation oft keinen Platz und viele Stammgäste seien regelmässig da.

Angst vor der Konkurrenz im Vegan-Bereich haben die beiden überhaupt nicht. «Wir freuen uns sehr darüber, dass es weitere vegane Restaurants in Luzern geben wird und werden sie bestimmt auch besuchen», betonen die beiden Gastronomen. Auch eine Zusammenarbeit mit «Karls Kraut» sei möglich. «Wir stehen in gutem Kontakt», so Mustafa-Koks. «Und wir freuen uns, wenn sich immer mehr Leute für eine pflanzliche Ernährung begeistern.»

Bei der Eröffnung sah die Familie noch etwas kleiner aus.

Bei der Eröffnung sah die Familie noch etwas kleiner aus.

(Bild: zvg)

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