Nach fast fünf Tagen Stillstand fahren Züge wieder

«Das war mühsam» – erleichterte Pendler nach Ende des Shutdowns

Dominic Bätscher und Jennifer Meyer kommen aus dem Seetal.

(Bild: pze)

Seit Montagmorgen herrscht in Luzern wieder der Pendler-Normalbetrieb. Betroffene am Bahnhof erzählen, wie sie die Tage erlebt haben. Auch wenn manche Verspätungen erdulden mussten: Die SBB kommen insgesamt gut weg.

Die Züge rollen wieder: Am Bahnhof Luzern herrscht seit Montagmorgen Courant normal. Über die in den letzten Tagen verlassenen Perrons hetzen wieder gestresste Pendler, schlendern gemütlich die Senioren und verlieren sich die überforderten Touristen. Ein paar von ihnen haben sich die Zeit genommen, um zentralplus ein paar Fragen zu beantworten.

Jennifer Meyer und Dominic Bätscher pendeln aus dem Seetal nach Luzern, sie von Eschenbach, er von Hochdorf. Beide sind froh darüber, dass der Bahnhof wieder offen ist. «Wir hatten ungefähr 15 Minuten Verspätung pro Fahrt», so Meyer. Das klingt nach wenig, ist aber für Zugfahrer von Eschenbach eine Verdopplung der Fahrzeit. «Das war mühsam, jetzt sind wir glücklich, ist der Unterbruch vorbei», so Bätscher.

Lob für alle Beteiligten

Ebenfalls betroffen war Petra Infanger. Die Pendlerin aus Nebikon hat trotz der Unannehmlichkeiten des Umsteigens Lob für die Verantwortlichen übrig: «Wie die SBB mit dem Unfall umgegangen sind, dafür gibt es von mir die Bestnote.» Man sei meist problemlos in die Stadt gekommen, rund fünf Minuten länger als normal habe es gedauert. «Nur bei der Rückfahrt verpasste man manchmal den Anschluss, dann kam ich am Ende circa 25 bis 30 Minuten später zu Hause an als normal.»

Am Montag habe sie aber keine Extra-Zeit eingerechnet, um nach Luzern zu kommen. Infanger sagt: «Ich habe mich vorgängig informiert, daher wusste ich, dass der Bahnhof wieder offen ist.» Auch für die Informationspolitik bindet sie den SBB ein Kränzchen: «Ich wurde immer schnell, kompetent und sehr freundlich informiert, wenn ich Fragen hatte, das haben alle Beteiligten wirklich gut gemacht.»

Wegen Zugausfällen den Schlafplatz verlegt

Noëmi Lê, Sarah Neff und Ana Perez reisten am Montag per Zug in einen mehrtägigen überbetrieblichen Ausbildungskurs. Angst, zu spät zu kommen, hatten sie nicht: «Wir haben uns darauf eingestellt, dass die Züge heute wieder fahren werden.» Ausserdem hätten sie eine Notfallnummer, die sie anrufen konnten, würde etwas Unvorhergesehenes passieren.

Noëmi Lê, Sarah Neff und Ana Perez auf dem Weg in den mehrtägigen Ausbildungskurs.

Noëmi Lê, Sarah Neff und Ana Perez auf dem Weg in den mehrtägigen Ausbildungskurs.

(Bild: pze)

Ana Perez und Noëmi Lê pendeln zwar, trotzdem waren sie vom Ausfall wenig betroffen. Ana Perez aus Cham hatte sich für die Tage eine Alternative gesucht: «Ich konnte während des Ausfalls in Horw übernachten.» So habe sie Verspätungen umgehen können. Noëmi Lê hatte das Glück, dass ihre Züge der Zentralbahn schon ab Freitag wieder in Betrieb waren.

400 Meter Gleis in vier Tagen

Ursache für die Unannehmlichkeiten der Pendler war die Entgleisung eines Trenitalia-Zuges im «Nadelöhr» des Luzerner Bahnhofs. Während rund viereinhalb Tagen war der Zugverkehr nach Luzern (bis auf die Zentralbahn) komplett unterbrochen. Die SBB rieten von Reisen nach Luzern ab. Die Ursache wird von der Schweizerischen Sicherheitsuntersuchungsstelle (SUST) analysiert.

Dank 24-Stunden-Betrieb der Gleisarbeiter wurden innerhalb von kurzer Zeit 400 Meter Gleis neu verbaut. Am Sonntag mussten im Rahmen der Arbeiten noch rund 200 Tonnen Schotter bewegt und gestopft werden. Für den mehrstündigen Einsatz der Gleisstopfmaschine benötigten die Bauteams seitlich Platz. Deshalb mussten am Sonntagabend auch die benachbarten Gleise der Zentralbahn gesperrt werden.

SBB verteilen Herzchen

Am Morgen ist der Bahnbetrieb laut den SBB normal angelaufen – bis auf kleinere Einschränkungen. So sei das Gleis 7 nicht befahrbar, weil dort der Unfallzug stehe (siehe Bildergalerie unten). Die Pendler werden angehalten, auf Durchsagen und Gleisänderungen zu achten. Weiter fuhr ein Zug von Luzern Verkehrshaus los, die Reisenden wurden per Ersatzbus zum Zug gebracht.

Als Geste des Dankes verteilten die Bundesbahnen am Montagmorgen Schokoladenherz-Säckchen. Auf den Anzeigescreens bedankten sich die Bundesbahnen zusätzlich bei ihren Kunden.

Ursache für entgleisten Zug in Horw bekannt

Am 5. Juni 2016 entgleisten bei der Durchfahrt in Horw um 18.14 Uhr die vorderen zwei Wagen eines Reisezuges der Zentralbahn. Es gab erheblichen Sachschaden an Fahrzeugen und der Infrastruktur. Verletzt wurde niemand.

Laut der Schweizerischen Sicherheitsuntersuchungsstelle (SUST), die am Montag ihren Bericht veröffentlicht hat, ist der Grund für die Entgleisung eine nicht korrekt angezogene Schraube an der Halterung für das Bremszahnrad. «Bei der Instandhaltung des Reisezugwagens Panorama As 103 wurde ein individueller Montagefehler nicht erkannt», schreibt die SUST im Schlussbericht. Das sei der «menschliche Aspekt» des Unfalls.

Die Instandhaltung des Reisezugwagens Panorama As 103 war laut Bericht «geplant». Der regelmässige Unterhalt des Reisezugwagens Panorama As 103 sei zwei Tage nach dem Unfalltag vorgesehen gewesen.

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